Bei mehr als 60 Betrieben können sich Schüler und Schülerinnen am 20. und 21. September 2023 beim Berufsorientierungsparcours (B.O.P.) in der Hauptschule und Realschule in Bramsche über Ausbildungsberufe und duale Studiengänge in der Region informieren. Doch worauf kommt es an, wenn es ernst wird? Michael Timper und Marlena Wöste von der Firma Rasch in Bramsche berichten, worauf Personaler bei schriftlichen Bewerbungen und beim Vorstellungsgespräch achten.
Industriekaufmann, Groß- und Außenhandelsmanagement, Mediengestalter, Fachinformatiker, Medientechnologe, Mechatroniker, Fachkraft für Lagerlogistik sowie duale Studiengänge: Die Liste der Ausbildungsberufe bei Rasch ist lang. Interessierte können sich beim B.O.P. über die verschiedenen Möglichkeiten informieren.
Michael Timper und Marlena Wöste sind in der Personalabteilung des Unternehmens tätig und haben regelmäßig mit Bewerbern zu tun. Timper ist bereits seit 1995 im Unternehmen und seit 2011 im Personalbereich bei Rasch tätig. Seit dem Abschluss ihrer Ausbildung 2014 arbeitet Wöste in der Buchhaltung und der Personalabteilung. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichten sie, worauf sie bei Bewerbungen achten.
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse: Formalien der schriftlichen Bewerbung
Die schriftliche Bewerbung, digital per E-Mail, ist Standard bei Rasch, berichtet Timper. Ideal sei es, wenn die Bewerbung ein PDF mit allen Dokumenten wie Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen enthalte. Ein weiterer Punkt: Bewerber müssen „klar sagen, auf welche Stelle sie sich bewerben“ und für welche Unternehmensgruppe.
Ein Foto des Bewerbers spielt laut Timper „keine Rolle“. Wenn ein Foto mitgesendet wird, sollte es jedoch ein gutes Foto sein, betonen Timper und Wöste. Hell und der Bewerber gut zu erkennen. Fotos, die vergrößert wurden und der Bewerber dadurch in die Breite oder Länge gezogen wird, sollten vermieden werden. Abseits der Standard-Bewerbung per E-Mail sind auch Bewerbungen über die Plattformen Linkedin und Xing sowie die Webseite Aubi plus möglich, erklärt Timper
„Wir freuen uns, wenn die Bewerbung übersichtlich aufgebaut ist und wir Kontaktdaten sofort erkennen können“, so Timper. Werden verschiedene E-Mail-Adressen im Anschreiben und im Lebenslauf genannt und wird die Bewerbung noch von einem dritten Konto versendet, erwecke das keinen guten Eindruck. Vor allem bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen wird zusätzlich auf eine gute Rechtschreibung geachtet.

Gern gesehen: Einheitlichkeit und Arbeitsproben
Das gleiche Layout und dieselbe Schriftart und -größe in der gesamten Bewerbung sorgen für einen positiven Eindruck, erklärt Wöste. „Wir achten beim Lebenslauf darauf, dass er chronologisch aufgebaut ist.“ Dabei gilt, die letzte Station wird zuerst genannt.
Arbeitsproben sind ein Pluspunkt. Sie zeigen beispielsweise bei einer Bewerbung für die Ausbildungsberufe Mediengestalter oder Fachinformatiker, dass der Bewerber sich bereits mit dem Beruf beschäftigt hat, erklärt Timper. In einem Fall sorgte eine mitgesendete Arbeitsprobe sogar für die Überlegung, ob der Bewerber überhaupt noch eingeladen werden müsse oder ob man ihm gleich einen Arbeitsvertrag zuschicken sollte, erklärt Timper, so beeindruckt waren sie.
Bei den ersten Bewerbungen müsse nicht alles Tipptopp sein, betont Timper. Eine falsche Anrede werde zum Beispiel als Versehen des Bewerbers angesehen. „Wir haben im Hinterkopf, dass sie gerade anfangen“, sagt Wöste über Bewerbungen von Berufsanfängern. Bei Bewerbern mit Berufserfahrung werde die Bewerbung jedoch kritischer beleuchtet.
Was gehört inhaltlich in die Bewerbung?
Serienbewerbungen und solche, die nicht auf das Unternehmen zugeschnitten sind, hinterlassen keinen guten Eindruck, sind sich beide einig. Auch Phrasen wie „Ich wollte schon immer Industriekauffrau werden“ sehen die Personaler nicht gerne. Stattdessen sollte die Bewerbung Lust machen, weiterzulesen, so Timper.
Gerne sehen Timper und Wöste, wenn Bewerber sich zum Beispiel als Jugendleiter, Trainer eines Sportvereins oder Streitschlichter in der Schule in die Gesellschaft einbringen und Sozialkompetenz beweisen. Auch Praktika und Nebenjobs machen sich laut Wöste gut im Lebenslauf, insbesondere wenn sie zum gewünschten Ausbildungsberuf passen und zeigen, dass sich der Bewerber mit dem Berufsfeld bereits beschäftigt hat.
„Es ist kein Problem, wenn Leute sich zwischendurch melden, um in den Bereich reinzuschnuppern“, erklärt Timper. Die Initiative werde gerne gesehen, wenn sich Bewerber im Vorfeld einen direkten Einblick in den Beruf und das Unternehmen verschaffen wollen.

Vorstellungsgespräch: Diese Punkte sollten Bewerber beachten
„Die schriftliche Bewerbung ist der erste Eindruck, wir suchen Bewerber aus, die uns interessieren“, so Timper über den nächsten Schritt im Bewerbungsprozess, das Vorstellungsgespräch. Wenn verschiedene Gespräche mit Bewerbern geführt wurden, werde der Eindruck aus der schriftlichen Bewerbung mit dem aus dem Vorstellungsgespräch zusammen genommen. Doch worauf gilt es im Vorstellungsgespräch zu achten?
„Wir freuen uns über Pünktlichkeit“, nennt Timper einen ersten Punkt. Im Alltag sei das Bewerbungsgespräch nur einer von mehreren Terminen, das sollten auch Bewerber beachten. „Wir sind uns bewusst, dass junge Menschen in der Situation nervös sind und einen Frosch im Hals haben. Dafür haben wir Verständnis“, so Timper. „Die Situation kennen wir alle.“ Nachdem sich die Personaler im Gespräch vorgestellt haben, erwarten sie, dass auch der Bewerber ein paar Sätze zu seiner Person, seinen Hobbys und Interessen teilt, erklärt Wöste das Vorgehen. Es sei gut, wenn der Bewerber auf diese Situation vorbereitet sei.
Vorbereitung und Interesse für den Beruf
„Was wir gerne sehen und hören, ist, dass der Bewerber sich über uns als Unternehmen schlau gemacht hat und eine ungefähre Vorstellung des Berufs hat“, berichtet Timper. „Das gestaltet das Gespräch angenehmer“, ergänzt Wöste. Wenn der Bewerber Interesse zeige und selbst Fragen vorbereitet habe zur Ausbildung oder zu den Ausbildungszeiten, mache das einen guten Eindruck. „Bei einem reinen Frage-und-Antwort-Spiel lernt man den Bewerber nicht richtig kennen“, so Timper.
Auf Rückfragen sollten sich Bewerber einstellen, wenn etwas in der Bewerbung erklärungsbedürftig sei oder Lücken im Lebenslauf auftauchen. „Da erwarten wir, dass eine sinnvolle Erklärung vorliegt“, erklärt Timper. Bewerbern sei es nicht immer bewusst, dass sie Lücken gelassen haben, erläutert er. Wenn der Bewerber zum Beispiel in dem ausgelassenen Zeitraum in Australien gewesen sei, mache das die Person interessanter, so Timper.