Stelzen stehen gemeinhin für lange Beine. In der Vogelkunde trägt gleich eine ganze, langbeinige, Gattung diesen Namen. Zu den Motacillae, so der lateinische Terminus, gehören vor allem die Bachstelzen, aber auch die leuchtend gelben Schafstelzen.
Hierbei muss man aber eine Einschränkung machen, denn wie so oft im Tierreich – und wie viele meinen, ganz anders als beim Menschen – ist auch bei den Schafstelzen das Männchen die attraktivere Erscheinung. Und so bleibt ihm jenes leuchtend gelbe Prachtkleid vorbehalten, während sich das Weibchen in blassem Gelb bescheiden im Hintergrund hält. Immerhin hat ihre Färbung der Schaffstelze den lateinischen Namen Motacilla flava, blonde Stelze, eingetragen. Beider Rücken hingegen ist blassgrün, die Kopfoberseite grau. Englische Schafstelzen, lateinisch Motacilla flavissima, also die gelblichste aller Stelzen, bestizen außerdem einen gelbgrünen Kopf und einen gelben Überaugenstreifen. Die Körperlänge beträgt bei erwachsenen Schafstelzen 15 bis 16 Zentimeter.
Schafstelzen lieben feuchte Wiesen und Felder in der Nähe von Gewässern. Sie sind in den meisten Regionen Europas und Asiens, ja sogar im nordamerikanischen Alaska zu finden. In klimatisch günstigen Verhältnissen handelt es sich bei der Gattung um einen Standvogel, der also das ganze Jahr über an einem Standort bleibt. Hingegen ziehen die Vögel aus den nördlichen und östlichen Gebieten im Winter nach Afrika und ins südliche Asien. Dies gilt auch für die meisten Populationen unserer Breitengrade.
In einer Serie stellen wir monatlich Vögel vor, die im Wittlager Land heimisch sind. Die Fotos hat jeweils Erhard Frost erstellt. Heute geht es um die Schafstelze, die nicht ganz so häufig anzutreffen ist wie ihre Verwandte, die Bachstelze.
Der Name Schafstelze mag daher rühren, dass sich die Vögel hauptsächlich von Fliegen und anderen zarten Insekten ernähren, die von grasendem Vieh aufgescheucht werden. Dafür ist ihr spitzer Schnabel bestens geeignet.Während der Jagd laufen die Vogel mit zierlichen Schritten. Dafür sind wiederum ihre verhältnismäßig langen Beine, die Stelzen eben, optimal. Insektensterben und die zurückgehende Weidehaltung machen aber auch der Schafstelze das Leben hierzulande schwer.
Genießt Reisefreiheit
Und weil Stelzen beim Laufen ständig mit dem Schwanz wippen, tragen sie im Volksmund auch den Namen Wippsterz, plattdeutsch Wippsteert. Dies wiederum veranlasste eine heimische Band, die ihre Texte überwiegend auf plattdeutsch singt, sich den Namen Wippsteert zu geben.
Doch zurück zu den Schafstelzen und ihren Gepflogenheiten. Ihr Gesang ist kurz, gleich eher einem Ruf und ist selten zu hören. Im Mai, Juni oder Juli baut das Weibchen auf dem Boden – in Grasbüscheln oder unter einer Erdscholle – ein Nest aus Gräsern, Moos, Wurzeln und Tierhaaren, in das es vier bis sechs Eier legt. Immerhin beteiligt sich das Männchen bei der "Geburtsvorbereitung" und übernimmt zeitweise das Brüten.
Nach der Brutzeit geht es für unsere heimischen Schafstelzen wieder in den Süden. Hierzu bilden sie eine Art Reisegesellschaft mit den Bachstelzen.
Übrigens nehmen die Englischen Schafstelzen nicht nur äußerlich, sondern auch im Hinblick auf ihr Brutverhalten eine Sonderrolle ein, denn sie brüten auch häufig auf den Friesischen Inseln, genießen also ihre eine Freizügigkeit und pfeifen auf den Brexit.
