Alljährlich unternehmen die Mitglieder des ehemaligen Vereins "Landwirtschaftliche Fachbildung" ein Busreise in eine Region Deutschlands. Auf dem Programm stehen dabei sowohl landschaftliche und kulturelle Sehenswürdigkeiten wie auch informative Besuche in landwirtschaftlichen Betrieben. In diesem Jahr ging es in den Schwarzwald mit einem Abstecher ins benachbarte Frankreich.
In der letzten Juniwoche brach die Gruppe mit 41 Teilnehmern für sechs Tage in eine der schönsten Landschaften Deutschlands und Frankreichs auf. Die erste größere Pause wurde in Birkenau bei Weinheim eingelegt, und zwar in einem Orchideen-Zuchtbetrieb, wo die Teilnehmer alles Wissenswerte über Züchtung und Vermehrung der eleganten Pflanzen erfuhren. Quartier bezog die Gruppe in Kork, einem Ortsteil von Kehl. Eine besondere Bedeutung kommt der historischen Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg zu, die von 1388 an über 400 Jahre die einzige Brücke zwischen Basel und Köln darstellte.
Bei der Stadtrundfahrt durch Straßburg gab es etliche beeindruckende Gebäude älteren Datums zu sehen, aber auch viele Bauwerke der Moderne, darunter vor allem die riesigen Gebäudekomplexe des EU-Apparates (Parlament, Rat und Gerichtshof für Menschenrechte) und anderer internationaler Organisationen, die hier beheimatet sind. Nach der Busrundfahrt folgte noch eine Stadtbesichtigung per Schiff, die eine ganz andere Perspektive auf die Stadt ermöglichte.
Tabakernte von Hand
Am Nachmittag besichtigte die Gruppe einen landwirtschaftlichen Betrieb zwischen Kehl und Lahr, dessen Schwerpunkt die Eiererzeugung ist. Der Eierabsatz erfolgt sowohl an den Lebensmitteleinzelhandel wie auch über den Hofladen. Anfallende Knickeier und kleine Eier werden in einer angeschlossenen Nudelproduktion verwertet. Ferner wird Geflügel in einer eigenen Schlachterei verarbeitet. Interessant: Wie etliche andere Betriebe der Region – in Süddeutschland gibt es noch etwa 100 Tabakanbauer – ist auch dieser traditionell auf Tabakanbau eingestellt. In früheren Jahren wurden die von Hand geernteten Tabakblätter in speziellen Holzschuppen luftgetrocknet. Heute werden dafür moderne Trocknungsöfen eingesetzt, die sich in diesem Betrieb über die Abwärme einer benachbarten Biogas-Anlage speisen.
Am nächsten Tag ging es zum Haidihof in Kenzingen, der nach Demeter-Richtlinien geführt wird. Da der Hof mit acht Hektar Grünland recht klein ist, baut ein benachbarter Landwirt das für die Viehhaltung benötigte Futter auf Vertragsbasis an. Stroh zum Einstreuen der Ställe erhalten der Haidihof ebenfalls auf diesem Wege. Neben zehn Milchkühen sowie einigen Ammenkühen und Bullen werden Schweine, Hühner und Gänse gehalten. Während ein Teil der Milch zur Molkerei geliefert wird, setzen die Bewirtschafter bei den anderen Erzeugnissen auf regionale Vermarktung und Ab-Hof-Verkauf. Die Verarbeitung von Fleisch- und Wurstwaren erfolgt in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Schlachter, und zwar ganz nach Wunsch des Kunden.
Sonnenverwöhnte Weinberge
Nachmittags stand der Weinbau auf dem Programm; es ging zum Kaiserstuhl, ins Winzerdorf Achkarren. Der örtlichen Winzergenossenschaft als Vermarktungsorganisation gehören ca. 85 Prozent der dortigen Winzer an; die übrigen 15 Prozent bevorzugen die Selbstvermarktung. Die Hälfte aller Winzer ist aufgrund der geringen Betriebsgröße auf Zuerwerb angewiesen. Die vor einigen Jahren abgeschlossene Flurbereinigung hat sich als vorteilhaft erwiesen. Dennoch kann der größte Teil der terrassenförmig angelegten Weinberge nur von Hand geerntet werden.
Auf dem Weg in den Schwarzwald konnten die Reisenden sehen, dass in den klimatisch verwöhnten Rheinauen sehr viele Flächen für Kirschen, Äpfeln und Beerenobstarten genutzt werden. In Alpirsbach wurde eine Forellenzucht besichtigt, die sich auf 30 eigene Teiche und weitere 15 angepachtete Teiche erstreckt. Die hervorragende Wasserqualität des Gebirgsbaches sichern beste Aufzuchtbedingungen. Der Absatz erfolgt regional durch Verkauf an Privatkunden und Restaurants, an andere Teichwirte bzw. Angelvereine sowie auf einem Wochenmarkt. Und auch Graureiher, Kormoran, Milan und Ringelnatter holen sich ihren Anteil ab. Von den Teichen zu den Wasserfällen: Triberg, wo die Gutach sich viele Meter ins Tal stürzt, ist vor allem durch den umfangreichen Absatz von Kuckucksuhren sowie durch die an einem Hausgiebel befindliche weltgrößte Kuckucksuhr bekannt.
Im Europapark Rust
Die Teilnahme an der Live-Fernsehsendung „Immer wieder sonntags“ im Europapark Rust war für den vorletzten Tag der Reise geplant. Die ohnehin schon sehr hohen Temperaturen an diesem Tag stiegen in dem von Tribünen umgebenen Bühnenbereich und wegen der Scheinwerfer auf über 41 Grad an. Trotzdem folgten die ca. 2.500 Zuschauer dem Programm mit großer Begeisterung. Interessant war außerdem, dem Ablauf einer Fernsehproduktion mit dem enormen Aufwand an Personal und Technik zu erleben. Letzte Station der Reise war Wolfach im mittleren Schwarzwald mit der Dorotheenhütte, wo man den Glasbläsern bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zusehen konnte. Eine Teilnehmerin aus der Gruppe traute sich sogar, das Glasblasen einmal selbst zu probieren – eine Blumenvase war der Erfolg.
Ihren Abschluss fand die Fahrt wie immer bei einem gemeinsamen Essen. Im Gasthaus Rieman in Bohmterheide ging die Gruppe auseinander, nicht ohne ihrem Reiseleiter Wilfried Hörsemann für die Organisation der schönen Tour zu danken. Er plant bereits die nächste Reise: Sie soll in der Anfang Juli kommenden Jahres nach Schleswig-Holstein führen. Alle Interessierten können sich schon jetzt bei ihm telefonisch unter 05471/1463 melden.