Vor einem Jahr übernahm die Tierhilfestiftung Gut Aiderbichl den leerstehenden Tierschutzhof in Bissendorf-Krevinghausen. Seitdem ist dort tierisch viel passiert. Zahlreichen Hunden und Katzen konnte bereits geholfen werden. Tierfreunde feierten dies am Wochenende mit einem bunten Jubiläumsfest.
Unter den Gästen waren viele Hunde und Halter, die im letzten Jahr durch Gut Aiderbichl zusammen gefunden haben. Das Wiedersehen mit dem in Krevinghausen stationierten Tierschutzteam war freudig und gespickt mit Erfahrungsaustausch und Anekdoten. Auch die Bürgermeister von Bissendorf und Bad Essen, Guido Halfter und Timo Natemeyer, feierten mit. „So konnten wir über Zusammenarbeit und Pläne sprechen“, freuen sich Anita Hartner und Klaus Spielbüchler, Leiter des Tierschutzhofs.
Der Hundespielplatz fand großen Anklang
Größten Anklang beim Fest fand der Hundespielplatz. Viele Besucher nutzten zudem die Möglichkeit, die Tierzimmer und -ausläufe zu besichtigen und die Hunde und Katzen kennenzulernen, die noch auf ein Zuhause warten.

Alles begann mit einer Tierrettung aus der Ukraine
Die Geschichte des „Gut Aiderbichl Osnabrück – Tierschutzhof Krevinghausen“ begann im September 2022 mit einer spektakulären Rettungsaktion von über hundert Hunden und Katzen aus einem im Kriegsgeschehen in Not geratenen ukrainischen Tierheim. Die durch Sirenen, Schüsse und Explosionen traumatisierten Tiere fanden auf dem ländlich gelegenen Hof einen Zufluchtsort, um zur Ruhe zukommen und seelisch wie körperlich zu genesen.
76 Hunde und 29 Katzen vermittelt
Schon bald darauf konnten einige dieser Tiere in ein neues Zuhause vermittelt werden. Plätze wurden frei oder auch neu geschaffen. So können nun weitere notbedürftige Katzen und Hunde aus Deutschland und auch aus anderen Ländern nachrücken. „Im ersten Jahr konnten wir schon 76 Hunde und 29 Katzen vermitteln“, berichten Anita Hartner und Klaus Spielbüchler.

Zusammen mit ihrem achtköpfigen Team, darunter auch Tetiana und Oleksii Pustovoitov, die Leiter des zerstörten ukranischen Tierheims in Dobropilja, stricken sie am regionalen Netzwerk. So besteht seit Mitte Mai eine Kooperation mit dem Landkreis Osnabrück und der Gemeinde Bad Essen, um Fundhunde auf dem Hof aufzunehmen. „Seit diesem Zeitpunkt haben wir 26 Hunde, die bis auf wenige auch von den Besitzern wieder abgeholt wurden, und 48 Katzen aufgenommen“, informiert Klaus Spielbüchler.

Praktikum auf dem Tierschutzhof
Schüler aus verschiedenen Schulen im Umkreis können auf dem Tierschutzhof ein Schulpraktikum oder den „Zukunftstag“ absolvieren. „Mit der Paracelsus-Berghofklinik Bad Essen stehen wir in engem Kontakt und bieten Berufseinsteigerpraktika an. Drei Personen machten davon bereits Gebrauch“, sagt Spielbüchler.
Unterstützung bekommt das Tierschutzteam von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die regelmäßig mit den Hunde spazieren gehen oder die Katzen streicheln und umsorgen. Dabei war der Anfang nicht leicht. „Die größte Herausforderung war, dass alles unbekannt war – viele neue Tiere, neue Mitarbeiter, ein neues Haus und auch für alle eine neue Umgebung. Die Vorbereitungszeit für den Einzug der Tiere war sehr kurz und so durften wir noch in der Anfangszeit vieles gestalten und die Abläufe strukturieren“, blicken Hartner und Spielbüchler zurück. Die beiden kommen ursprünglich aus Oberösterreich und waren zuvor auf dem Hauptgut Aiderbichl in Henndorf bei Salzburg tätig.
Gut Aiderbichl hat drei große Begegnungshöfe. Das Hauptgut in Henndorf bei Salzburg und zwei weitere in Iffeldorf - südlich von München und in Deggendorf, nahe Passau. Zusätzlich gibt es 27 Heimathöfe, die jeweils auf bestimmte Tierarten spezialisiert sind. So liegt der Fokus in Krevinghausen auf Hunden und Katzen. Diese Heimathöfe befinden sich in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Ungarn und Rumänien. Gut Aiderbichl ist eine Stiftung und finanziert sich aus Spenden und Erbschaften. Weitere Infos auf www.gut-aiderbichl.com.
Die Freundlichkeit der Nachbarn und der Menschen im Osnabrücker Land habe ihr Einleben erleichtert, erzählen sie. Vom ersten Tag an seien Leute zum Hof gekommen, die unterstützen und helfen wollten, und das sei bis heute so geblieben. „Uns war auch klar, dass wir mit den bellenden Hunden nicht bei allen gut ankommen. Das hat zu Beginn zu kleineren Schwierigkeiten geführt. Das persönliche Gespräch ist uns immer wichtig, und so haben wir auch gemeinsam mit der Gemeinde Bissendorf einen Weg gefunden, der für uns alle gut vertretbar ist“, berichten sie.

Was geschieht ab Sommer 2024?
Im Sommer 2024 läuft der Pachtvertrag aus und im ungünstigen Fall verlieren die geretteten Tiere, die dort aktuell leben, erneut ihr Zuhause. Größter Zukunftsplan der „Aiderbichler“ ist es, den Tierschutzhof in Krevinghausen zu kaufen. Gelinge dies, stehe als weiteres Projekt die Fertigstellung einer Katzenstation mit Quarantänebereich auf dem Programm. Es fehlen noch die Sanitär- und Elektroinstallation sowie Estrich und Fliesen. Mit einer derartigen Katzenstation könne beim beträchtlichen Streunerkatzen- und Katzenkinderproblem der Region geholfen werden.