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Jugendorganisationen sensibilisieren „Catcalling“ in Belm: Wenn Frauen im öffentlichen Raum belästigt werden

Von Anke Schneider | 19.09.2023, 14:11 Uhr

Wenn Frauen hinterhergepfiffen, -gehupt und -gerufen wird, Blicke den Körper scannen oder obszöne Gesten sexuelle Praktiken zu verstehen geben, dann ist dies nichts anderes als sexuelle Belästigung. Der Gemeindejugendring Belm und der Verein Pro Belmer Jugend rufen nun dazu auf, solche Vorfälle „anzukreiden“.

Jede Frau könne von solchen und ähnlichen Erlebnissen berichten und erhalte einen Strauß gesammelter Rechtfertigungen dazu, schreibt der Verein Pro Belmer Jugend in einer Pressemitteilung. Es sei „doch nur ein Kompliment“ bleibe dabei der unangefochtene Spitzenreiter. Für diese Art der Belästigung hat sich mittlerweile der englische Begriff „Catcalling“ etabliert.

Gravierende Auswirkungen

„Erzählungen von jungen Mädchen und Frauen aus Belm und die Beobachtung, dass Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene immer öfter ein sexualisiertes Verhalten zeigen, haben uns alarmiert“, wird Marion Freericks vom Verein Pro Belmer Jugend in der Mitteilung zitiert. Gemeinsam mit der Belmer Gleichstellungsbeauftragten Helena Schilling und den Ehrenamtlichen des Gemeindejugendrings wolle sie auf das Thema aufmerksam machen und die Belmer sensibilisieren. „Catcalling“ auf der Straße sei als berührungslose Belästigung nicht strafbar, könne aber gravierende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Solche Erfahrungen könnten dazu führen, dass Frauen und Mädchen beginnen, Bereiche im öffentlichen Raum zu meiden.

Auf dem Begegnungsfest „Power in Powe“ konnten die Gäste sich vor Ort über das Thema ausführlich informieren und ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse von „Catcalling“ mitteilen. Um sich Luft zu machen, haben Betroffene mit bunten Stiften erlebte Belästigungen auf einem weißen Stoff „angekreidet“.

September bis Mai

„Durch unsere Aktion möchten wir die Gesellschaft sensibilisieren, Mädchen und Frauen stärken und insbesondere auch Männer auffordern, sich gegen ihre übergriffigen Geschlechtsgenossen zu positionieren“, sagt Fabian Dossow, 1. Vorsitzender vom Gemeindejugendring. „Wir rufen alle auf, Catcalls für unsere gemeinsame Ankreide-Aktion zu melden“, appelliert Helena Schilling an die Betroffenen aus Belm.

Noch bis Ende Mai 2024 sind alle Personen, die in Belm von „Catcalling“ betroffen waren, dazu aufgerufen, dies über die Mail-Adresse catcallsofbelm@gjrbelm.de oder den Instagram-Account gemeindejugendringbelm anonymisiert zu melden. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange das Erlebnis zurückliegt. Obwohl das Wort Catcalling ursprünglich nur verbale Belästigung meint, dürfen auch körperliche Übergriffe gemeldet werden.

Die Meldungen werden gesammelt und am zweiten bundesweiten Aktionstag am 14. Juni 2024 mit Straßenmalkreide an dem Ort „angekreidet“, an dem sie stattgefunden haben. Der bundesweite Aktionstag weist auf das Recht der sexuellen Selbstbestimmung hin und erzielt die Schaffung einer gesetzlichen Regelung zur Bewertung dieser sexualisierten Vorfälle als Straftatbestand. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann sich bei Marion Freericks unter Telefon 05406 8159033 oder per E-Mail an mail@gjrbelm.de melden.

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