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Gericht holt Gutachten ein Nachbarn terrorisiert: Bad Rothenfelder vor Gericht

Von Danica Pieper, Danica Pieper | 14.07.2017, 15:23 Uhr

Weil er über Jahre hinweg seine Nachbarn beschimpft und belästigt hat, muss sich ein Bad Rothenfelder vor dem Amtsgericht Bad Iburg verantworten. Das Verhalten des Angeklagten war derart massiv, dass Gericht und Staatsanwältin Zweifel an seiner Schuldfähigkeit haben.

Es war über ein Dutzend Vorfälle, die die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift aufgelistet hatte. Zwischen Mai und September 2016 soll der Bad Rothenfelder seine damaligen Nachbarn regelmäßig massiv mit Schimpfwörtern belegt und ihnen mehrfach den Mittelfinger gezeigt haben. Zudem habe immer wieder laut Türen zugeknallt, laut Musik gehört und geschrien, sodass das Nachbarspaar fürchtete, durch das Verhalten des 61-Jährigen gesundheitlich beeinträchtigt zu werden.

Angeklagter geständig

„Die Vorwürfe sind zutreffend“, erklärte der Verteidiger. Weder er noch sein Mandant gingen jedoch genauer auf die Gründe für ein solches Verhalten ein. Der Angeklagte erklärte lediglich, dass er arbeitslos gewesen sei, seine Frau ihn verlassen und er ab und zu mal ein Glas Wein getrunken habe. Der Verteidiger sprach von „mietrechtlichen Auseinandersetzungen“, ohne genauer ins Detail zu gehen. „Mein Mandant möchte einen Schlussstrich unter diese Sache ziehen“, erklärte der Jurist knapp. Etwa zehn Jahre lang lebten der Angeklagte, der inzwischen umgezogen ist, und das Ehepaar in einem Haus. Die 74-jährige Frau und der 88-jährige Mann hatten das Gebäude gemeinsam mit dem Vermieter des Beschuldigten errichtet. Vor Gericht konnten sie nicht anwesend sein.

„Ich knall dich ab“

Ein weiterer Nachbar erklärte, dass der Angeklagte die beiden Senioren über mindestens fünf Jahre belästigt habe, mit zunehmender Intensität. Nahezu täglich habe er sie beleidigt und oft nächtelang gebrüllt und Türen geschlagen. Das Ehepaar sei daraufhin häufiger verreist - „damit sie mal durchschlafen“, so der Zeuge. Der Angeklagte habe der 74-Jährigen auch einmal aufgelauert und ihr gedroht, sie „kalt zu machen“. Der 58-Jährige erklärte, selbst von dem Angeklagten unter anderem als „Drecksau“ beschimpft worden zu sein. Ferner habe dieser ihm gedroht, ihm eine „Kugel durch den Kopf zu jagen“ und ihn „abzuknallen“. Der Bad Rothenfelder ging den Zeugen nach dieser Aussage verbal an und betitelte ihn als „Freundchen“.

Auf Konfrontationskurs

Die Frau des Zeugen berichtete, einmal selbst erlebt zu haben, dass der Angeklagte massiv die Türen knallte. Ihre Familie sei irgendwann kaum noch in den Garten gegangen: „Wir konnten das Geschrei nicht mehr ertragen.“ Der 61-Jährige habe sie zudem einmal mit dem Auto verfolgt. Ein anderes Mal sei ihr auf ihrer Fahrbahn mit seinem Wagen entgegen gefahren und habe erst im letzten Moment wieder auf seine Fahrbahn eingeschwenkt.

Mit rohen Eiern geworfen

Eine weitere Nachbarin erklärte, das Geschrei und die Beleidigungen des Angeklagten wahrgenommen zu haben, obwohl ihr Haus rund 200 Meter entfernt liegt. Einmal habe sie beobachtet, wie er rohe Eier auf das Pflaster warf, die der 88-Jährige habe entfernen müssen. Zudem habe der Beschuldigte mehrfach den Motor seines Motorrads minutenlang aufheulen lassen. Auch ein anderer Nachbar vernahm trotz einer Entfernung von etwa 200 Metern regelmäßig das Geschrei des Angeklagten. Auch er und seine Familie seien von dem Mann beleidigt worden.

Gericht ordnet Begutachtung an

Keiner der Zeugen hatte eine Erklärung für das Verhalten des Angeklagten. „Das ist dermaßen irrational“, meinte der Richter. Ein Psychiater soll nun untersuchen, ob der 61-Jährige überhaupt voll schuldfähig ist.

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