Mitte kommenden Jahres soll der überarbeitete städtebauliche Rahmenplan für die Bahnbrache vorliegen. Zum Auftakt diskutierten Planer, Stadtverwaltung und Bürger über eine mögliche Nutzung. Das Ziel aller Bemühungen: Das „Niemandsland“ soll eine Struktur bekommen.
Die Aufgabe: Der vorliegende Rahmenplan aus dem Jahr 2012 für die etwa zehn Hektar große Bahnbrache muss überarbeitet werden, da sind sich Planer und Stadtverwaltung einig. „Wir haben heute einen anderen Blick auf das Gelände“, sagte Stadtdirektor Claus Peter Poppe während des Workshops im Rathaus mit 50 Teilnehmern. Der größte Teil des Geländes ist inzwischen abgeräumt und von Altlasten befreit. Als der erste Rahmenplan verabschiedet worden sei, sei das noch nicht der Fall gewesen, so Poppe. Er versprach, dass die Bürger an der Entwicklung dieser Fläche, „die so wichtig ist für die Stadtentwicklung“, weiter beteiligt würden. „Die Bahnbrache ist eine offene Wunde in der Stadt, da wollen wir heilend tätig werden.“
Plan gibt Rahmen für künftige Nutzung vor
Der Stand der Dinge: Norbert Reimann vom Planungsbüro pbh stellte den Teilnehmern des Workshops die Ausgangslage vor. Das „Revitalisierungs-Gesamtkonzept“ für die 200 Meter breite und 800 Meter lange Fläche beinhalte nur „grobe Ideen“ für eine Nutzung, die später in der Bauleitung im Detail festgelegt würden. Das Areal bezeichnete er als „Niemandsland“, weil es bisher keine planerischen Festlegungen gebe. Eine der wichtigen Fragen sei nach wie vor die nach einer besseren Verbindung von Alt- und Neustadt, insbesondere die nach einer weiteren ebenerdigen Überquerung oder einer Überführung der Bahnlinie Oldenburg-Osnabrück. Der Vorteil bei den anstehenden Überlegungen sei, „dass die Flächen der öffentlichen Hand gehören“, so Reimann. Eigentümer ist die Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft (Oleg), die die Bahnflächen 2010 geschäftsbesorgend für die Stadt gekauft hatte.
Platz für Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen
„Das Riesengelände braucht eine Struktur“, brachte es Wilhelm Pörtner auf den Punkt. Der Städteplaner empfahl, bei der „Sortierung der Nutzungen“ einige Aspekte zu berücksichtigen: Die Sichtachse zwischen Bahnhof und Friedrichstraße müsse erkennbar bleiben, eine Teilung zwischen Wohn-, Dienstleistung- und Gewerbenutzung mit jeweils eigener Erschließung für den Verkehr sei empfehlenswert. Mit Blick auf den vorliegenden Rahmenplan müsse vieles neu gedacht werden. Dass diese Anpassung schon nach vier Jahren erfolge, „ist nichts Ungewöhnliches“, sagte Pörtner.
Altes Stellwerk eine „Landmarke“
Die Ideen der Bürger: An vier Stellwänden hatten die Teilnehmer dann Gelegenheit, ihre Anregungen und Idee zu formulieren. Denkverbote gab es nicht. Zugrunde lag ihnen dabei der geltende Rahmenplan, der bereits eine Struktur vorgibt. Das wäre zum Beispiel das alte und unter Denkmalschutz stehende Stellwerk auf dem Bahngelände. „Das ist eine Landmarke, die zum Dreh- und Angelpunkt weiterer Planungen werden könnte“, stellte Bernd Caffier vom Sanierungsträger Baubecon die Ergebnisse vor. Das müsse in die künftige Planung integriert werden. Die Frage einer besseren Verbindung zwischen Alt- und Neustadt ist ebenfalls ein Anliegen der Bürger, die auch eine optisch ansprechendere Lösung für den bisher teilweise in Containern untergebrachten Draisinenbahnhof forderten, so Wilhelm Pörtner. Auch die bisherige Aufteilung des Bereichs Wohnen im Verhältnis zur gewerblichen Nutzungen gehört laut Ideen auf den Prüfstand.
Verblüffender Vorschlag: Landesgartenschau veranstalten
Durchaus für Verblüffung sorgte der Vorschlag, auf dem Bahngelände zunächst eine Landesgartenschau zu veranstalten. „Das sollten Sie aber ganz relaxt sehen“, lächelte der Städteplaner. Die Idee dahinter: Dadurch bekomme das Areal eine erste Struktur, „die ohnehin benötigt wird“. Über Jahre könnte das Gelände dann um einen Baustein nach dem anderen ergänzt werden. Denn die eigentliche Herausforderung für die Stadt Quakenbrück werde sein, „einen richtigen Start für das Gelände hinzukriegen“. Das werde sich nicht mit dem ersten entwickelten Konzept der Fall sein.
Attraktivere Gestaltung des Fußgängertunnels
Das Fazit: Der Workshop habe drei vorrangige Ziele herausgearbeitet, befand Quakenbrücks stellvertretender Stadtdirektor Frank Wuller. Der Fußgängertunnel müsse attraktiver gestaltet und die bisherige Aufteilung des Gebiets für Wohn- und Gewerbezwecke neu überdacht werden. Eine Überarbeitung des Rahmenplans müsse auch den Anschluss des Geländes an den Verkehr näher betrachten.
Rahmenplan soll Mitte 2017 vorliegen
Der Zeitplan: Die erarbeiteten Vorschläge werden in nächster Zeit in den Entwurf des neuen Rahmenplans eingearbeitet. Dieser wird dann in den städtischen Gremien zur Diskussion gestellt. Auch die Bürger könnten sich weiter an der Überplanung beteiligen. „Spätestens Mitte 2017 soll dann der neue Rahmenplan vorliegen“, sagte Wuller. „Das ist erst der Anfang“, ergänzte Bürgermeister Matthias Brüggemann am Ende der zweistündigen Veranstaltung.