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Ausstellung „Aus guten Stuben“ Ein Blick auf die Wohnkultur hinter Artländer Fassaden

Von Christian Geers | 07.11.2018, 14:44 Uhr

Die nächste Dauerausstellung im Stadtmuseum Quakenbrück erlaubt den Blick in Artländer Wohnzimmer. Es geht um Wohnkultur. Zusammen mit Schüler des Artland-Gymnasiums Quakenbrück bereitet die Künstlergruppe Syndikat Gefährliche Liebschaften die Eröffnung am Samstag, 17. November, und Sonntag, 18. November, vor.

In der Schauvitrine in der Langen Straße, in der das Stadtmuseum einzelne Ausstellungsstücke zeigt, die zu einem Besuch im Fachwerkhaus am Markt animieren sollen, steht ein Regal mit Orchideen. „Die Menschen hier mögen Orchideen“, sagt Micha Kranixfeld, Mitglied der Künstlergruppe Gefährliche Liebschaften.

Sonderausstellung läuft bis 3. März 2019

Zusammen mit den Syndikat-Mitgliedern Aishe Spalthoff, Marleen Wolter und Silvan Stephan war er sich schnell einig, mit diesen blühenden Pflanzen auf die kommende Dauerausstellung aufmerksam zu machen. „Aus guten Stuben – Eine Ausstellung über das Wohnen mit migrantischen Objekten aus Artländer Wohnträumen“ – so heißt die Sonderausstellung, die vom 17. November bis 3. März im Stadtmuseum Quakenbrück zu sehen ist. Der Weg der Recherche war durchaus anspruchsvoll, zumal es darum ging, überhaupt Zutritt zu Wohnungen zu erhalten. „Wir wollten wissen, wie die Artländer wohnen, aus welchen Motiven sie ihre Wohnzimmer eingerichtet haben, welche besonderen Erinnerungsstücke es dort gibt“, erläutert Micha Kranixfeld.

Recherchen begannen im Frühjahr

Mehr als ein halbes Jahr lang haben die Mitglieder des Syndikats Gefährliche Liebschaften Kontakte in der Stadt und darüber hinaus geknüpft. Der Weg in die Häuser war durchaus ungewöhnlich, wie die Idee eines Lieferdienstes für einen Quakenbrücker Kiosk zeigte: Kunden konnten sich zwei Monate lang die Waren nach Hause liefern lassen, mussten dafür dem Quartett im Gegenzug einen Gegenstand aus dem Wohnzimmer präsentieren. Am Ende besuchte das Syndikat mehr als 30 Menschen in ihren vier Wänden, in Ein- oder Mehrfamilienhäusern, in Quakenbrück oder andernorts im Artland und erhielten einen Einblick in das, was für die Bewohner das Wohnen ausmacht: „Lieb gewonnene Zufälle, sonderbare Beutestücke und unsichtbare Zusammenhänge“, sagt Micha Kranixfeld.

Geschichten über Menschen

Die Sonderausstellung „Aus guten Stuben“ wird über viele dieser Begegnungen erzählen und jeweils einen Einrichtungsgegenstand in den Fokus rücken, dessen Geschichte und damit auch die des Besitzers erzählen. „Das sind große Auftritte, schöne Begegnungen, der Wunsch nach Behaglichkeit, aber auch von Ausgrenzung, Einsamkeit und Scham“, verrät er über die Gespräche mit Menschen, die im Artland groß wurden oder denen die Region zur neuen Heimat wurde.

Schüler des Artland-Gymnasiums führen durch die Ausstellung

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung erfolgt bereits am Samstag, 17. November, um 12.30 Uhr. Den ganzen Tag über gibt es Vorträge, kleine Workshops und Führungen. Letztere übernehmen Rebecca Brinkmann, Juliane Lust, Sarah Ostermann, Nele Richter und Anne Wichmann, alle Schüler des Artland-Gymnasiums Quakenbrück, die die Besucher zwischen 13 und 16 Uhr durch die Ausstellung begleiten. Ihr jugendlicher Blick auf die von Erwachsenen eingerichteten Wohnzimmer dürfte von besonderem Interesse sein.

Hausbesuche für jeweils vier Gäste

Am Sonntag, 18. November, bieten die Veranstalter um 14, 14.30, 15 und 15.30 Uhr geführte Hausbesuche an. Jeweils vier Gäste haben nach Anmeldung die Gelegenheit, irgendwo im Artland ein Wohnzimmer zu besuchen. Den Künstlern kommt es bei dieser Gelegenheit darauf an, einen Anlass zur Begegnung zu schaffen.

Museum hofft auf junges Publikum

„Das ist eine Chance, auch das jüngere Publikum anzulocken“, hofft Jürgen Wielage. Denn ein Museum wie das in Quakenbrück sei mehr als „eine vermuffte Bude“, stellt der Vorsitzende des Vereins Stadtmuseum klar. Die Ausstellung beschäftige sich mit der Alltagskultur, und das sei etwas, das auch jüngere Menschen interessiere. Vor allem freut sich Marita Casselius über die erneute Kooperation mit dem Artland-Gymnasium.

Großes Lob erhielten die Ausstellungsmacher auch von der Stadtstiftung Quakenbrück. „Auf diese Weise gelingt es, tief in das Artland einzudringen“, sagte Hans-Wilhelm Welker, Vorsitzender des Kuratoriums. Das Projekt passe zum Auftrag der Stiftung, „Kultur und Zusammenhalt zu fördern“, so Claus Peter Poppe, Stadtdirektor und Kuratoriumsmitglied.

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