Rhodos, Korfu, Sizilien und Co. Kostenloser Reiserücktritt bei Waldbränden? Was Urlauber jetzt wissen müssen

Von Maria Lentz und dpa | 24.07.2023, 20:12 Uhr | Update am 26.07.20231 Leserkommentar

Auf der griechischen Insel Rhodos, aber auch in anderen Teilen Südeuropas wüten Waldbrände. Tausende Touristen mussten ihre Unterkunft bereits verlassen, die Reiseveranstalter reagieren. Was aber, wenn der Urlaub dort demnächst erst noch ansteht?

In Griechenland toben Waldbrände, Tausende Einheimische und Touristen mussten bereits in Sicherheit gebracht werden. Besonders verheerend sind die Feuer auf der Urlaubsinsel Rhodos. Aber auch auf Korfu, auf der Insel Euböä und der Halbinsel Peloponnes wurden große Brände gemeldet.

In Deutschland ist indes Hauptreisezeit, etliche Leute haben ihren Urlaub in Griechenland geplant und gebucht. Was bedeutet die Situation in den Touristengebieten nun für Reisende?

Tui stoppt Flüge nach Rhodos bis Freitag, 28. Juli

Wegen der Waldbrände auf Rhodos setzt der Reisekonzern Tui eigenen Angaben nach zusätzliche Flugzeuge ein, um Urlauber in ihre Heimatländer zu bringen. Sechs zusätzliche Maschinen brachten Gäste aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich am Montagmorgen nach Hause, wie Tui mitteilte. Für die Nacht auf Dienstag war ein weiterer Flug nach Dänemark angekündigt.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen sind weiterhin rund um die Uhr im Einsatz, um die betroffenen Gäste zu unterstützen“, sagte Thomas Ellerbeck, der bei Tui unter anderem für die Konzernkommunikation zuständig ist.

Am Abend teilte der Reisekonzern mit, bis einschließlich Freitag (28. Juli) keine Gäste auf die Insel zu bringen. Die geplanten Flüge finden demnach aber statt, um Gäste wieder nach Deutschland zurückzubringen. Gäste mit Buchungen, deren Urlaub in den kommenden Tagen bis einschließlich Sonntag (30. Juli) beginnt, könnten kostenlos auf andere Ziele umbuchen oder ihre Reise stornieren.

Alle Buchungen von Tui Reisen in den südöstlichen Teil der Insel werden darüber hinaus bis einschließlich Sonntag storniert. Gäste, die in den kommenden vier Wochen eine Reise in den südöstlichen Teil der Insel gebucht haben, können gebührenfrei auf eine andere Tui-Destination umbuchen, hieß es.

Im Südosten von Rhodos war trotz massiven Einsatzes von Löschflugzeugen und Helikoptern ein Großbrand weiterhin außer Kontrolle. Etwa die Hälfte der 19.000 Menschen, die am Samstag auf Rhodos ihre Hotels verlassen mussten, waren Schätzungen zufolge am Montag entweder abgereist oder wieder in Hotels untergebracht.

Trockenheit in Südeuropa

Waldbrände auf Rhodos dürfen kein mediales Strohfeuer bleiben

Meinung – Tim Prahle
Entsetzliche Bilder von Waldbränden auf Rhodos beherrschen seit Tagen die Nachrichten. Doch die Erfahrung legt nahe, dass auch diese Brände in Griechenland kein nachhaltiges Umdenken bei der Reiseplanung vieler Menschen erzeugen wird. Obwohl Waldbrände in Urlaubsregionen keine Überraschung sein dürften. Weniger Niederschlag und ausgedörrte Wälder sind eine erwartbare Folge des Klimawandels, der sich immer schlechter verdrängen lässt. Die Wahrscheinlichkeit dass sich ein Feuer schnell wieder eingrenzen lässt, sinkt. Dazu kommt dieses Jahr auch noch das Wetterphänomen „El Niño“, das die Temperaturen zusätzlich nach oben treibt. 

Waldbrandgefahr muss bei Urlaubsplänen an Bedeutung gewinnen

Schon 2022 wüteten die Waldbrände in Europa so häufig wie selten zuvor, besonders der Mittelmeerraum war betroffen. Insgesamt verbrannten mindestens 660.000 Hektar. Bis zum Sommer 2023 schien all das vergessen. Bis die Flammen wieder hochschlugen.

Dabei sollten die Brände auf Rhodos eine Warnung auf vielen Ebenen sein: Angefangen mit der persönlichen Urlaubsplanung. Das Auswärtige Amt sollte in seinen Reisewarnungen verstärkt Hitze und Waldbrandgefahr als Aspekt mit aufnehmen und prominenter platzieren. Womöglich wäre dadurch der einen oder anderen Familie eine Urlaubskatastrophe erspart geblieben.

Deutsche Landkreis sind kaum auf die Folgen des Klimawandels eingestellt

Außerdem wird es Zeit, dass auch in Deutschland mehr für die Anpassung an den Klimawandel getan wird. Trockenes Holz als brennbares Material gibt es nämlich auch in Deutschland genug. Bei dem ganzen Gerede über Klimaschutz vergessen viele Politiker, dass wir uns schon längst mit den Folgen der Erderwärmung herumschlagen müssen. Viele Landkreise in Deutschland sind darauf aber noch nicht eingestellt.

Dabei müsste man schon lange mehr hitzetaugliche Bäume pflanzen und Konzepte zum flächendeckenden Löschen finden. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mit der man Feuerwehren und Waldbesitzer nicht alleine lassen darf. Das kostet eine Menge Geld, klar, und wenn die Waldbrände woanders wüten, sind andere Aufgaben wohl dringlicher. Für vorbeugende Maßnahmen bleibt aber kaum noch Zeit, wenn das Leben in Deutschland auch mit mehr Hitze und Waldbrandgefahr katastrophenarm bleiben soll.
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Das Auswärtige Amt unterstützt deutsche Urlauber auf Rhodos mit Personal vor Ort und steht mit griechischen Behörden und deutschen Reiseveranstaltern in Kontakt, wie eine Sprecherin am Montag in Berlin sagte. Am Nachmittag sollte der Krisenstab der Bundesregierung zusammenkommen.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, die Bundespolizei unterstütze Touristen bei der Rückkehr nach Deutschland. Deutsche Feuerwehrleute, die vor Ort im Einsatz gewesen seien, seien inzwischen zurückgekehrt. „Für weitere Hilfe stehen wir bereit.“

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DER Touristik reist nicht in Süden der Insel, FTI storniert alle Reisen

Einige große deutsche Veranstalter sagten weitere Reisen nach Rhodos ab. DER Touristik verlängerte zum Wochenbeginn die Zeitspanne, in der sie keine Trips in die gefährdeten Gebiete mehr anbieten wollen, wie eine Sprecherin mitteilte. Abgesagt würden nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich Anreise am Samstag, 29. Juli. Für alle anderen Rhodos-Regionen biete der Konzern kostenlose Stornierungen und Umbuchungen an, wenn der Reisebeginn in diese Woche fällt.

Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen. Veranstalter FTI storniere alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich Mittwoch, 26. Juli.

Sonderflüge nach Hause bis einschließlich Mittwoch

Nach Angaben von DER Touristik sind dessen Gäste auf Rhodos „wohlauf und in Sicherheit“. Insgesamt sei eine niedrige vierstellige Zahl von Touristen in andere Unterkünfte gebracht worden. „Sollten Reisegäste der DER Touristik vorzeitig nach Hause reisen wollen, so werden etwaige Rückflugmöglichkeiten geprüft“, teilte de Sando weiter mit.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte am Montag mit: Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen.“

Die Reiseveranstalter setzen demnach gecharterte Flugzeuge ein und nutzen auch freie Plätze regulärer Flüge. Einige Gäste würden auch mit der Fähre nach Athen oder in die Türkei gebracht, um von dort heim zu reisen, hieß es.

Verbraucherzentrale: Reiserücktritt bei Waldbränden möglich

Die Reiseveranstalter stehen in engem Kontakt mit den Behörden vor Ort und arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für die von den Evakuierungen betroffenen Gäste, wie die DRV-Sprecherin versicherte. „Sollten in den kommenden Tagen geplante Reisen aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich sein, werden die Veranstalter diese absagen.“

Nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands können Urlauber bei besonderen Belastungen durch „außergewöhnliche Umstände“ wie Waldbrände vom Vertrag einer Pauschalreise zurücktreten oder die Reise vorzeitig abbrechen.

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Welche Rechte habe ich als Pauschaltourist?

Die Stornogebühren entfallen für Pauschaltouristen allerdings nur, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind, wie unter anderem der ADAC informiert. Dazu gehört, dass der Urlaubsort unmittelbar von der Naturkatastrophe betroffen sein muss. Außerdem muss ein zeitlicher Zusammenhang zur Reise bestehen. In welcher Zeitspanne ein kostenfreier Reiserücktritt möglich ist, ist individuell vom Reiseveranstalter abhängig.

Eine vorzeitiger Reiseabbruch ist möglich, wenn Urlauber durch den Waldbrand „erheblich beeinträchtigt“ sind, wie es beim ADAC heißt. Dann muss der Reiseveranstalter für eine Rückreise sorgen und auch die gegebenenfalls anfallenden Mehrkosten tragen. Ist eine Heimflug nicht möglich, müssen den Urlaubern für höchstens drei Tage die Unterbringungskosten erstattet werden. Wer trotz widriger Umstände am Urlaubsort bleibt, kann zudem eine Reisepreiminderung verlangen.

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Kann ich als Individualurlauber auch stornieren?

Individualurlauber haben es hingegen nicht so leicht. Eine Stornierung der Unterkunft ist etwa nur dann kostenfrei möglich, wenn sie nicht mehr zugänglich ist oder Gesundheitsgefahr vor Ort besteht. Ist das nicht der Fall, müsse man laut ADAC auf die Kulanz des Vermieters hoffen. Auch ein verfrühter Rückflug geht auf Kosten des Urlaubers.

Die Airlines halten an ihren planmäßigen Flügen von und nach Rhodos vorerst fest. „Damit stellen wir auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage von Rhodos zurück nach Deutschland zur Verfügung“, sagte eine Eurowings-Sprecherin am Montag. Auch Condor fliegt weiter von und nach Rhodos, wie eine Sprecherin sagte. Auch die Lufthansa-Flüge sollen einem Sprecher zufolge weiter stattfinden – die nächsten Flüge der größten deutschen Airline seien aber ohnehin erst fürs kommende Wochenende geplant.

Hohe Brandgefahr in Griechenland

Außer auf Rhodos brennt es auch in anderen Teilen Griechenlands. Die Feuerwehren kämpften am Montag in Dutzenden Regionen des Landes gegen die Flammen. Die Brandgefahr blieb extrem hoch. Dies galt für die Region des Großraums Athen, die Halbinsel Peloponnes und viele Inseln der Ägäis. So werde es auch in den kommenden Tagen bleiben, warnte am Montag der griechische Zivilschutz.

Auf der Ferieninsel Korfu im Nordwesten des Landes konnte am Montag ein Waldbrand unter Kontrolle gebracht werden. In der Nacht hatten die Behörden vorbeugend rund 1000 Touristen und rund 1500 Einheimische aus der Region rund um die beliebte Ferienortschaft Nisaki in Sicherheit gebracht. Die Gefahr sei nun vorbei und die Menschen sollten nach und nach zurück in ihre Hotels, berichtete der örtliche staatliche Radiosender am Montag.

Die Menschen erwarten sehnlichst den kommenden Donnerstag. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 fallen.

Hitze und Trockenheit in weiteren Ländern im Mittelmeerraum

Andere Länder im Mittelmeerraum ächzen weiter unter Hitze und Trockenheit. In der Türkei liegen die Temperaturen etwa an der Ägäis und am Mittelmeer dem Wetterdienst zufolge bis zu acht Grad über dem für diese Jahreszeit üblichen Wert. Am Mittwoch werden dort Temperaturen bis zu 42 Grad erwartet.

In der südtürkischen Provinz Mugla brach unterdessen ein neuer Waldbrand aus, nachdem die Einsatzkräfte einen anderen Brand kurz zuvor unter Kontrolle gebracht hatten. Seit Wochen hat es in der Region nicht mehr geregnet, Waldbrände können sich in der trockenen Vegetation so schneller ausbreiten.

In Spanien und Portugal ist die Waldbrandgefahr wegen der langen Dürre in weiten Teilen der beiden Länder ebenfalls extrem hoch. Die große Hitze lässt die Vegetation zudem noch stärker austrocknen, was zu teilweise sich fast explosionsartig ausbreitenden Bränden führt. Derzeit gab es in Spanien jedoch nach Angaben des Umweltministeriums in Madrid nur einen aktiven Waldbrand. Er sei am Sonntagabend in der Gegend von Villanueva de la Vera in der Provinz Cáceres ausgebrochen. Bisher hätten die Flammen nicht unter Kontrolle gebracht werden können und bereits etwa 100 Hektar zerstört.

Aus Portugal gab es keine Berichte über größere Brände. Nach einem heißen Wochenende mit Temperaturen bis zu 40 Grad im Süden Spaniens konnten sich die Menschen in den kommenden Tagen auf eine leichte „Abkühlung“ mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 25 und 35 Grad freuen.

Auch in Italien steigt wegen Trockenheit mancherorts die Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden. In der Region Kalabrien gab es in den vergangenen Tagen bereits mehrere Brände. In der Provinz Cosenza waren Feuerwehrleute am Montag noch im Einsatz. Auch im Nordwesten Siziliens kämpften Einsatzkräfte gegen einzelne Brände.

Waldbrände drohen auch in Frankreich. Dem Wetterdienst Météo France zufolge ist das Risiko für Waldbrände im südöstlichen Département Bouches-du-Rhône, in dem etwa Marseille und Aix-en-Provence liegen, am Dienstag sehr hoch.

Dürre und Brände durch den Klimawandel

Extreme Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren häufen sich wegen des Klimawandels. Schon jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad. Die fatalen Folgen sind nach den Forschungen des Weltklimarats je nach Region mehr und längere Hitzewellen und Dürren oder auch häufigere Überschwemmungen und Wirbelstürme.

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