
Der milde Winter hat vielen einen Strich durch die übliche Reiseplanung gemacht. Deshalb ist es gut, wenn Reisende zu Abenteurern werden und den typischen Reiserhythmus durchbrechen.
Wenn wir eines gelernt haben in den vergangenen Jahren, dann ist das, mit dem Ungewöhnlichen zu leben und das Beste draus zu machen. Zeit also für einen atypischen Reisekalender. Denn wer den Städtetrip nicht im Frühjahr oder Herbst und den Segeltörn nicht im Hochsommer unternimmt, hat gute Chancen auf inspirierende und schöne Reiseerlebnisse. Wir haben zwölf Vorschläge:
Januar: Daheim bleiben und träumen oder in die Uckermark fahren
Der klassische Skiurlaub in Form weißer Wochen fällt diese Saison vielerorts buchstäblich ins Wasser. Wanderurlaub statt Pistenspaß heißt die Devise. Warum also nicht auf Abenteuerreise gehen? Für einen Spontantrip innerhalb Deutschlands bietet sich die am dünnsten besiedelte Region der Bundesrepublik an, die Uckermark. Dort liegt der Buchenwald Grumsin als einer von vier deutschen Unesco-Weltnaturerbe-Wäldern. Eingebettet in das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin gibt‘s viel Platz für einsame Wanderungen.
Februar: Eisige Strandspaziergänge auf Sylt
Pudergezuckerter Strand, windgebeugter Strandhafer und weiße Gischt, dazwischen ein paar grasende Galloways oder Schafe - so sieht der ideale Strandspaziergang auf der beliebtesten deutschen Insel aus. Konnte sich Sylt im Sommer zuweilen über mediterrane Temperaturen und aufgrund des Neun-Euro-Tickets einen noch größeren Besucheransturm als sonst freuen (oder nicht), ist die Insel im Winter ein Paradies für ruhesuchende Urlauber, die nichts gegen eisige Stürme haben. Besonders ruhig ist es im Norden der Insel. Am Lister Ellenbogen gibt‘s mit etwas Glück außer Schafen auch die ein oder andere Robbe zu beobachten.
März: Frühlingserwachen am Gardasee
Wassersportler lieben die ersten Frühlingsmonate an „ihrem“ See. Rund um Torbole können sie sich bei zugegebenermaßen frischem Wind, dafür wenig Touristen, so richtig austoben. Wen es eher in luftige Höhen zieht, der nutzt im südlich gelegenen Malcesine die gleichnamige Seilbahn und fährt den Monte Baldo hinauf. Sportliche nehmen das Mountainbike und können vielleicht sogar Alpakas bestaunen. Danach folgt ein Spaziergang durch die Zypressenallee am Fuße des Monte Baldo zur Landzunge Punta San Vigilio. Dort ist dann nur noch Träumen angesagt.
April: Motorradtour auf Mallorca
Wenn im Frühjahr die Temperaturen noch frisch sind, ist der beste Zeitpunkt, Mallorca mit dem Motorrad zu erkunden. Als eine der schönsten Strecken gilt die C710 von Port d‘Andratx zum Cap de Formentor. Von der Steilküste bis zur Bergstraße schlängelt sie sich durch malerische Dörfer und durchquert nebenbei auch noch das höchste Gebirge Mallorcas, die Serra de Tramuntana. Beim einsamen Brausen durch die rosa-weiß blühenden und duftenden Mandelwälder werden selbst harte Kerle schwach.
Mai: Segeln entlang der kroatischen Küste
In einem der sonnenreichsten Segelreviere Europas mit Badetemperaturen ab Mai bietet die Adria vor Kroatien ideale Bedingungen für eine Segelauszeit mit der ganzen Familie. Malerische Küstenorte wie Zadar, Biograd oder Split laden zum Landgang und Genießen ein. Die Segelbedingungen mit dem Schönwetterwind Maestral gelten auch für Anfänger als ideal. Aufgepasst heißt es hingegen bei dem selteneren Südostwind Jugo oder der noch selteneren Bora aus Nordost.
Juni: Inselhopping auf den Kykladen
Das Schöne an den kykladischen Inseln ist ihre Vielfalt. Von der Partyinsel Mykonos über die blau-weiße Schönheit Santorinis oder die hufeisenförmige Badeinsel Milos ist für jeden Geschmack etwas dabei. Tägliche Fährverbindungen zwischen den Inseln ermöglichen größtmögliche Flexibilität oder Fluchtmöglichkeiten, wenn‘s doch zu voll wird. Weniger bekannte Inseln wie Andros oder Amorgos locken mit landschaftlicher Schönheit und wer Kultur und Traumstrände auf einer Insel vereint sucht, findet auf Tinos ein wahres Paradies. Immer noch zu viele Menschen? Dann ab unter Wasser rund um Antiparos, der kleinen Schwester von Paros.
Juli: Störche beobachten in Masuren
Menschenleere Straßen, mehr Störche als Einwohner, dazu noch Europas letzter Urwald sowie die größte Sumpflandschaft des Kontinents - das alles erwartet Besucher in Polens Nordosten. Die beiden Grenzorte Zywkowo und Szczurkowo sind wahre Storchenparadiese, dort kommen auf einen Einwohner vier Störche. Ob klappernd im Nest oder majestätisch in der Luft - Hobbyornithologen und -fotografen haben allen Grund zum Jubeln angesichts der malerischen Motive. Übrigens sind Storchenhälse mitnichten reinweiß, ein schmutziges braun-grau trifft es bei den meisten eher.
August: Vespatour durchs sommerlich leere Rom
Wer eine Autoreise nach Rom aufgrund des turbulenten Verkehrs bisher gemieden hat, kommt am besten im August in die Ewige Stadt. Wenn die meisten Römer in die Berge oder ans Meer flüchten, sind die Straßen leer, die Denkmäler verwaist und es stellt sich ein wunderbares Entdeckergefühl ein. Klar, heiß ist es schon, aber dafür sind Forum Romanum und Kolosseum fast menschenleer. Dolce-Vita-Gefühl inklusive Fahrtwind stellt sich bei einer Vespatour ein. Verliebte machen einen Abstecher zum Aussichtspunkt Gianicolo. Ein Stück den Berg hinunter steht die imposante Fontana Paola, die von Gischtfontänen angenehm kühl umweht ist. Leckereien für ein Picknick im Park passen übrigens in das Topcase.
September: Fünf-Schlösser-Tour mit dem E-Bike in Liechtenstein und der Schweiz
Ist es die spektakuläre Landschaft, die mittelalterliche Architektur der Bauten oder die unaufgeregte Atmosphäre in Liechtenstein, die diese Radtour so besonders macht? Los geht‘s mit dem Schloss der Hauptstadt Vaduz, in dem die Fürstenfamilie residiert. Über den Rhein in die Schweiz führt der Weg weiter zum Schloss Werdenberg, zur Burgruine Wartau und zum Schloss Sargans. Nach einer erneuten Rheinüberquerung bildet Burg Gutenberg im liechtensteinischen Balzers den romantischen Schlusspunkt der knapp 45 Kilometer langen Tour.
Oktober: Nordlichter auf Island erleben
Richtig dunkel sollte es sein, sonst lassen sich die grünfluoreszierenden Polarlichter nicht erkennen. Als besonders vielversprechend gelten die Stunden um Mitternacht an Orten abseits von Städten oder anderen Lichtquellen. Eine gute Kombination aus Alleinsein, Kultur und Naturspektakel bietet eine individuelle Mietwagenrundfahrt. Tagsüber können Highlights wie der Golden Circle, die Gletscherlagune Jökulsárlón oder der schwarze Sandstrand Reynisfjara besichtigt werden und nachts geht‘s auf Polarlichterjagd. Wem das noch zuviel Trubel ist, der unternimmt eine Eishöhlentour.
November: Winter in der Provence
Milde Temperaturen und leuchtend blauer Himmel machen die Provence im Winter zum Paradies für Kenner. Die Sandsteinbauten der restaurierten Altstadt im wohl typischsten Dorf Les Baux de Provence leuchten im milden Winterlicht. Ladenbesitzer plaudern vor ihren Geschäften voller regionaler Spezialitäten - fast möchte man sich dazustellen. In Arles können Kunstfreunde in aller Ruhe auf Vincent van Goghs Spuren wandern, während Leckermäuler sich auf den Landgütern der Region frisches Olivenöl und neuen Wein schmecken lassen.
Dezember: Badekultur in Budapest
Die Verwerfung der Erdkruste direkt unter Ungarns Hauptstadt sorgt dafür, dass Budapest bereits seit dem zweiten Jahrhundert seine eigene Bäderkultur und -tradition pflegt. Gerade, wenn es draußen grau und nasskalt ist, laden die Traditionsthermen Gellért-, Rudas- und Széchenyi-Bad zum Planschen und Wohlfühlen ein. Beim Baden im teils 75 Grad warmen Wasser kommt auch die Kultur nicht zu kurz. Die aufwändige Jugendstilarchitektur des Gellért-Bades erinnert an einen Palast, während die Rudas-Therme mit dem achteckigen Becken im osmanischen Baustil erbaut ist.