Die Region Centro de Portugal, die nördlich von Lissabon und südlich von Porto liegt, ist berühmt für ihre einzigartigen Naturlandschaften und die geschichtsträchtigen Kulturdenkmäler.
Tomar ist ein hübsches kleines Städtchen zum Verlieben. Dafür sorgen die heimelig engen Gässchen, die auf die großzügig ausgelegte Praça da República vor dem Rathaus führen. Von hier sind es nur ein paar Schritte weiter zur alten Römerbrücke, die das langsam fließende Wasser des Rio Nabão überspannt. Von hier geht der Blick der kleinen Reisegruppe über die Altstadt hoch hinauf zur mächtigen Klosterburg Castelo dos Templários e Convento de Cristo, der mächtigen Templerburg mit dem angeschlossenen Convento, das von der Unesco 1983 zum Weltkulturerbe geadelt wurde. Schließlich ist sie die am besten erhaltene Tempelritter-Burg der Welt.
Stadt der Templer
Dort oben haben sich einst die Tempelritter - eine Eliteeinheit der christlichen Herrscher, die mit weißen Kutten und einem roten, geschwungenen Kreuz ausgestattet war - 1190 erfolgreich gegen einen Maureneinfall wehren können. Dafür nennt sich Tomar heute mit Stolz „Stadt der Templer“. Unübersehbar prangen an vielen Geschäften in der Altstadt die Fahnen mit dem roten geschwungenen Kreuz und hinter den Schaufenstern dominieren Ritter aller Größen in den Auslagen. Und dem Großmeister des Tempelordens, Gualdim Pais, der den Bau der mächtigen Klosterburg mit finanzieller Unterstützung des damaligen Königs Alfons begonnen hat, wurde ein Denkmal mitten auf der Praça da República vor dem Rathaus gesetzt. Schließlich hatte er den Angriff der Mauren vorausgesehen. So konnten die Araberheere unter Abu Jakub Jussuf die Burg nicht einnehmen. Und auf diesem Platz um das Denkmal von Gualdim Pais treffen sich heute die feierfreudigen Tomarer gerne. So zum Beispiel bei der Festa dos Tabulairos, wo die Frauen hohe Blumenkronen auf dem Kopf durch ihre Stadt tragen.
Oben auf der mächtigen Klosterburg angekommen, pilgert die Reisegruppe durch die alten Mauern mit ihren zahlreichen Kreuzgängen, stets auf der Suche nach dem bekanntesten manuelinischen Fenster Portugals, dem Janela do Convento de Cristo. Es vereint viele typische Motive der Manuelinik, einem prunkvollen Architekturstil, der nur im Königreich Portugal des frühen 16. Jahrhunderts auftrat. Das Fenster zeigt das Kreuz des Christusordens, Tauwerk aus geflochtenen Stahlseilen, Korallen und pflanzliche Motive.

Infante D. Henrique, Heinrich der Seefahrer, soll von hier aus - so ist überliefert - über die grüne hügelige Landschaft zur Burg von Almourol gereist sein, die auf einer kleinen Felsinsel mitten im Tejo thront. Dabei zählt die Burg zu den symbolträchtigsten mittelalterlichen Militärbauten aus der Zeit der Reconquista - der Rückeroberung von den Mauren - und ruft wie kaum ein anderes Bauwerk Erinnerungen an die Templer wach. Auch unsere kleine Reisegruppe zieht es an diesen geschichtsträchtigen Ort, als der Tejo mit den Burgen von Tomar, Zêzere, Cardiga und Almourol den Verteidigungsgürtel der Templer bildeten. In dieser Zeit kamen die Schiffe aus dem Norden über den Tejo bis hierher nach Tancos. Weiter war der Tejo nicht schiffbar. Und so wurde in dem Drei-Seelen-Örtchen Tancos am Fuße der Burg von Almourol ihre Ladung aus Gemüse, Obst und Wein auf Esel verladen und nach Lissabon gebracht.
Mittelalterliche Militärbauten
Auch heute noch ist die Burg von Almourol nur mit einem kleinen Holzboot, das von einem Außenbordmotor angetrieben wird, zu erreichen. Dort oben erfahren die Gäste, dass Heinrich der Seefahrer hier erste Studien von Schiffen gemacht hat. Von diesen „komischen Schiffen“ erfuhr der portugiesische König Duarte I. und holte die Produktion nach Lissabon, was den Beginn der portugiesischen See- und Kolonialmacht einläutete.
Nach so viel Kultur giert der Körper nach Bewegung, und so zieht es die Gruppe ans Meer. Dort werden Leihfahrräder für eine sportliche Tour hoch oben auf dem mächtigen Plateau von Nazaré entgegengenommen. Um jedoch auf die „Estrada Atlântica“ zu gelangen, wird die Beinmuskelkraft geschont und die quietschenden Bremsen bei der Abfahrt vom Plateau hinunter zum Meer werden hart in Anspruch genommen. Unten angekommen sind es bis in den Norden nach São Pedro de Muel lediglich 23 Kilometer, wobei die „Estrada Atlântica“ mit ihren 74 Kilometern der längste Radweg Portugals ist. Er wurde angelegt, um das Tourismus-, Sport- und Freizeitangebot an der Küste zwischen Pombal und Caldas da Rainha zu erweitern. Jetzt genießen die Radler eine landschaftlich besonders reizvolle Strecke, die durch die Pinienwälder von Leiria und an den Steilufern und Stränden entlangführt. An den langen, flachen Steigungen der Radstrecke sind die Radler mit den elektrisch unterstützten Pedelecs klar im Vorteil. Und während nach einer Badepause am Strand von Paredes ein Teil der Gruppe mit ihren normalen Rädern schnaufend und stöhnend den steilen Berg hinauf zur „Estrada Atlântica“ strampelt, radelt der Teil mit der elektrischen Unterstützung elegant an ihnen vorbei und ist am Endpunkt der Radtour in São Pedro de Moel kein bisschen abgekämpft.

Nationale Gedenkstätte
Nach einer solchen sportlichen Betätigung ist am nächsten Tag wieder Kultur angesagt. Da werden die Gäste durch hügelige Wälder mit Korkeichen und Fichten nach Batalha chauffiert. Dort stehen sie staunend vor dem prächtigem Dominikaner-Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitória, Kloster der heiligen Maria vom Siege, das aus der Zeit vom 14. bis 16. Jahrhundert stammt. Von Direktor Joaquim Ruivo erfahren die Besucher, dass es zum Dank für den Sieg Portugals über das Königreich Kastilien in der Schlacht von Aljubarrota im Laufe von circa 150 Jahren errichtet und ebenfalls 1983 von der Unesco in die Weltkulturerbeliste aufgenommen worden ist. Und am Schluss dieses interessanten Rundgangs führt Direktor Ruivo in einen riesigen, stützenlosen Raum, dessen kühne Gewölbedecke zu den grandiosen Baukünsten des Mittelalters zählt. Dabei hat er die Uhr im Auge und führt seine Gäste zeitgenau zur Wachablösung in diese mächtige Halle, die seit 1921 mittelalterlichen Militärbauten ist. In ihr wird der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges gedacht.
Die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die Schlachten der Templer - all das geht den Gästen durch den Kopf, als sie, wieder zurück in Tomar, in einem Straßenlokal mit einem Glas Wein in der Hand sitzen. Dabei schauen sie über die Römerbrücke hinauf zur mächtigen Klosterburg Castelo dos Templários e Convento de Cristo. Dort verabschiedet sich gerade der Sonnenball hinter den mächtigen Mauern. An einem strategisch günstigen, geschichtsträchtigen portugiesischen Ort in Europa, hoch über dem Fluss Rio Nabão.
Allgemeine Infos über die Region Centro de Portugal.