Kultur inklusive: Wer noch immer nicht genug von Dolce Vita und lauen Sommernächten hat, kann den Sommer am westlichen Zipfel Siziliens verlängern.
Sanfte Brisen, die über Plätze und durch Gassen wehen, ein Schwätzchen oder Aperitivo auf der Piazza und Schiffe, die auf türkisblauem Wasser schweben - was im Hochsommer zu heiß war, fühlt sich im Spätsommer goldrichtig an. Wir haben drei Vorschläge für einen sanften Sommerausklang.
Sizilianisches Piazzaflair in Marsala
Schon der Name zergeht auf der Zunge: Marsala. Trapanis kleine Schwester ist besonders schön, wenn die laute Hektik des Sommers nachlässt. Dann summt und brummt die Luft auf der Piazza della Repubblica wieder. Aber nicht vom donnernden Verkehr, den gibt es hier nicht. Sie brummt von den gleichmäßigen, sonoren Stimmen der älteren Herren, die auf den Stufen vor dem „Palast des Siebten Aprils“ sitzen und sich mit ausgiebigen Vormittagschwätzchen auf das Mittagessen vorbereiten. Den Gesten nach zu urteilen, lösen sie die gesamten Probleme der Menschheit - inklusive Politik, Sport und Wirtschaft. In kurzen Hosen und Sandalen sitzen sie zu zweit oder in Grüppchen da. Erfordert ein Thema besondere Aufmerksamkeit, stehen sie auf, fassen einander am Arm und untermalen ihre eindringlichen Worte mit großen, weiten Handbewegungen. Marsala ist ein gemütlicher Ort, der sich von seinen Gästen keineswegs aus dem Konzept bringen lässt. Selbst die typischen Touristenrestaurants auf dem Weg zur Porta Garibaldi beeinträchtigen die sizilianische Kleinstadtidylle nur wenig. Alles ist verwoben zu einer großen, lauten und harmonischen Ganzheit. Durch den Torbogen links fällt der Blick auf einen reich verzierten Springbrunnen unter mächtigem Blätterdach, vom benachbarten alten Markt wabern Gerüche von Salzwasser, Fisch und Pfirsichen durch die glatte, hellgepflasterte Gasse. Zusammen mit dem Kaffeeduft aus der Bar nebenan, dem Kichern der hübschen Signorinas und dem Gepolter schwer beladener Sackkarren ergibt sich das, was sich viele unter typisch italienischem Straßenleben vorstellen. Und wer für ein paar Augenblicke Teil dieser Idylle sein möchte, nimmt unter den großen Schirmen eines Cafés Platz und genießt eine Granita. Zitrone und Mandel sind die sizilianischen Favoriten. Oder gleich ein Glas Marsala-Wein.
Entdeckergeist auf den Ägadischen Inseln
Für all diejenigen, die keine eigene Yacht besitzen, ist ein Tagestrip mit dem Charterboot die ideale Möglichkeit, die beiden bekanntesten der ägadischen Inseln zu besuchen. Informationen über den Trip nach Favignana und Levanzo können beim Stadtbummel in Marsala, kurz hinter der Porta Garibaldi oder direkt am Hafen, eingeholt werden. Von dort starten die Ausflugsschiffe in den Sommermonaten täglich um 9.30 Uhr. Los geht‘s mit einem Espresso an Bord. Nach einer knappen Stunde wird in einer Bucht für eine Schwimmpause gehalten. Kurz darauf läuft die „Venus“ bereits in den Hafen der größten ägadischen Insel, Favignana, ein. Gute zwei Stunden sind für den Stadtbummel eingeplant und es fällt nicht schwer, diese in dem malerischen Ort kurzweilig zu verbringen. Erlebenswert ist neben der Thunfischfabrik vor allem der kleine Ort selbst. Da ist zum Beispiel der blumenumrankte Madonnenaltar oder die Kirche der Unbefleckten Empfängnis auf der Piazza Matrice Favignano daneben. Sonst gilt: gemütliches Treibenlassen durch schmale Gassen und ein Cappuccino oder Eis auf der Piazza Europa.

Dann ruft schon wieder das Boot. Denn dort wird das Mittagessen serviert und nach dem Passieren märchenhaft schöner, türkisblauer Buchten legt die „Venus“ im Hafen der kleinsten ägadischen Inseln, Levanzo, an. Dort scheint die Zeit stillzustehen, Kinder springen von der Hafenmauer ins glasklare Wasser, auf dem kleine Boote zu schweben scheinen, und nur ein paar Katzen interessieren sich mäßig für die Besucher. Nach diesem Stopp wird noch einmal zum Abkühlen gehalten und weil anschließend bei den meisten Gästen ein kleiner Durchhänger kommt, werden italienische Gassenhauer aufgelegt und Marsala-Wein ausgeschenkt. Wer für einen Tag die Urlaubsverantwortung völlig abgeben möchte, ist mit diesem Bootsausflug bestens bedient.
Burgherren-Feeling in Erice
Auch im Spätsommer kann es auf Sizilien noch ziemlich heiß sein. Wer der Hitze auf dem Land für eine Weile entfliehen möchte, macht einen Abstecher nach Erice. Ausflüge in den mittelalterlichen Ort hoch über Trapani sind auf zweierlei Arten möglich: mit der Funivia, der Seilbahn von Trapani, oder mit dem Auto über die Serpentinenstraße. Egal wie - die Anreise an sich ist schon ein Erlebnis. Oben angekommen erschließt sich dem Besucher sofort der Reiz des kleinen Städtchens. Wie ein Adlerhorst thront Erice in einzigartiger Position hoch über Land und Leuten. Gleich hinter dem Stadttor beginnt eine andere Welt. Enge Gassen mit runden, glatten Steinen, karge Gebäude mit kleinen Fenstern, alles strahlt mittelalterliches Flair aus. Und wären da nicht die bunten Souvenirläden, würde ein Ritter in Rüstung nicht weiter auffallen. Auf dem Weg zu Erices Hauptattraktion, dem Castello di Venere, sollten Besucher an Maria Grammaticos Pasticceria Halt machen, die für ihr Mandelgebäck berühmt ist. Vielleicht sogar für einen kurzen Aufenthalt im kuscheligen Gastgarten an der Via Vittorio Emanuele. So gestärkt, fällt der Anstieg dann noch leichter. Neben einem bunt geschmückten Esel samt altmodischem Wagen, erwartet Besucher vor allem Eines: eine grandiose Aussicht.

Das Steintischchen in der Mitte der Burgzinne war ursprünglich zwar sicher nicht dafür gedacht, eignet sich jedoch perfekt für Panoramaaufnahmen in alle Richtungen. Der Rückweg führt durch den angenehm kühlen Park. Wer sich in den schmalen Gassen, durch die meist eine angenehme Brise weht, noch einmal stärken möchte, kann dies besonders gut im „Caffè San Rocco“. Die Busiati al pesto trapanese sind nicht nur lokaltypisch, sondern machen auch süchtig. Dazu einen leichten Weißwein aus der Region - wer braucht da noch eine Burg, um sich wie ein König auf Urlaub zu fühlen?