Neue Regenversicherung Verregneter Urlaub? Dagegen können Sie sich jetzt versichern

Von Eva Dorothée Schmid | 03.08.2023, 15:19 Uhr

Ein Hamburger Start-up verspricht: Wenn es im Urlaub regnet, dann bekommen Sie Geld. Wie funktioniert die Regenversicherung und ist das Angebot der Firma Wetterheld seriös?

Der lang ersehnte Urlaub beginnt, das Hotel ist bezogen, der Strandkorb gefunden — aber es regnet. Schlechtes Wetter im Urlaub ist ein großes Ärgernis, das einem die Urlaubsfreude schnell vergehen lässt. Insofern ist schlechtes Wetter bereits vor Abreise eine der Hauptsorgen von Urlaubern.

Um den Wetterfrust ein wenig zu mindern, hat das Hamburger Start-up „Wetterheld“ nun ein Angebot geschaffen: Mit einer Regenversicherung für Reisen erhalten Urlauber eine automatische Zahlung von 50 bis 300 Euro pro verregnetem Urlaubstag.

Wetterheld wurde 2019 gegründet und ist Spezialist für Wetterversicherungen. Das Unternehmen versichert Landwirte gegen Dürre, Freiluftveranstaltungen gegen Regen und seit Februar 2023 nun auch Urlauber gegen Regen. 

„Wir wollten schon immer eine Regenversicherung für Urlaubsreisen an den Start bringen, haben uns aber erst einmal auf größere Kunden aus der Landwirtschaft fokussiert. Währenddessen ist eine leistungsfähige digitale Versicherungsplattform entstanden, die wir nun auch Privatkunden für ihren Urlaub zugänglich machen”, so Nikolaus Haufler, Mitgründer und Geschäftsführer.

Wie funktioniert die Regenversicherung für den Urlaub?

Wer sich gegen Regen im Urlaub versichern möchte, muss das bis spätestens 15 Tage vor Reisebeginn tun. Versichert werden können sämtliche Reiseziele in der Europäischen Union, und das nicht nur gegen Regen, sondern auch gegen Schnee, Hagel und Graupel, eben alles, was als fallender Niederschlag vom Himmel kommt. Für jeden verregneten Urlaubstag bekommt man dann einen vorher vereinbarten Betrag von Wetterheld.

In der Vertragsbeschreibung steht jeweils, welche Regenmenge in der versicherten Zeit eines versicherten Tages (zwischen 10 und 18 Uhr) zu einer Auszahlung führt. Meist bekommt man bereits Geld für 90 Minuten leichten Regen oder eine Viertelstunde Starkregen. Für die Berechnung der gefallenen Regenmenge zieht Wetterheld die Daten der Wetterstationen von Meteostat zurate.

Sollte der Versicherungsfall eintreten, erhalten Betroffene innerhalb einer Woche ihre Entschädigung.

Wie viel kostet die Regenversicherung für den Urlaub?

Zur Berechnung der zu zahlenden Versicherungsprämie wird auf den Wetterheld-Servern in Echtzeit eine aufwendige Analyse der Wetterdaten am Urlaubsort durchgeführt, um das Regenrisiko möglichst exakt zu berechnen. Heraus kommt ein individuelles Angebot mit Preisen zwischen drei und zehn Euro pro Tag. Im Schnitt würden 6,50 Euro pro Tag fällig, so Geschäftsführer Haufler.

Mehr Informationen:

Nehmen wir an, Sie wollen vom 19. bis zum 26. August 2023 eine Woche lang Urlaub in Westerland auf Sylt machen. Wenn Sie 100 Euro pro Regentag kassieren wollen, dann kostet Sie die Versicherungsprämie 69,29 Euro. Sind es nur 50 Euro pro Tag, dann liegt die zu zahlende Prämie bei 34,64 Euro.

Abgesichert ist man, wenn im Versicherungszeitraum zwischen 10 und 18 Uhr mehr als 2,9 Millimeter Regen pro Tag fallen.

Auch regenreiche Reiseziele wie beispielsweise die slowenische Stadt Ljubljana können versichert werden, indem automatisch ein Vertrag mit Selbstbehalt angeboten wird, die Auszahlung also nicht ab dem ersten, sondern zum Beispiel erst ab dem zweiten oder dritten verregneten Urlaubstag erfolgt.

Wetterheld bietet die Lösung auf der eigenen Webseite an und arbeitet auch mit Partnern aus der Reisebranche zusammen.

Lohnt sich eine Regenversicherung für den Urlaub?

Der Bund der Versicherten hat sich bereits mit der Niederschlagsversicherung befasst und ist der Ansicht, dabei handele es sich nicht um eine klassische Versicherung. „Die Wetter-Police ähnelt eher einer Wette aufs Wetter“, so die Verbraucherschützer, die die Police für den Negativpreis „Versicherungskäse des Jahres“  nominiert hatten.

Der Bund der Versicherten rät nicht dazu, sich für Geld gegen das Risiko von Regen abzusichern. Er empfiehlt Policen nur für existenziell bedrohliche Risiken.

„Als Versicherung für Urlauber macht die Regenversicherung höchstens im Kuriositäten-Kabinett eine gute Figur.“
Bund der Versicherten

Momentan ist die Regenversicherung ein Verlustgeschäft

Beim aktuellen Wetter rechnet sich die Versicherung nicht mal für den Anbieter. Momentan müsse man mehr Geld auszahlen als man einnehme, so Wetterheld-Mitgründer Peter Haufler. Das Start-up wird allerdings im Hintergrund vom französischen Versicherer Wakam unterstützt, welcher sich auf digitale Versicherungsmodelle spezialisiert hat und für die Auszahlung auch dann geradesteht, wenn mal für viele Urlauber der Urlaub ins Wasser fällt.

Und irgendwann werde das Wetter auch wieder besser und dann werde man auch etwas verdienen, gibt sich Peter Haufler optimistisch.

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