
Gut 50 Kilometer westlich von Rotterdam in der Provinz Gelderland - am Zusammenfluss von Maas und Waal – thront das beeindruckende Schloss Loevestein: Hier lebten Zöllner, Soldaten und Gefangene. Wir waren eine Nacht im nahezu menschenleeren „Tower von Holland“.
Die alten Kettenglieder greifen geräuschvoll, ganz langsam schließt sich ächzend die Ziehbrücke, es ist stockdunkel und der eisige Wind peitscht uns den Regen in Böen wieder und wieder ins Gesicht. Ganz vorsichtig schleichen wir über die Brücke der trutzigen Festung und entfernen uns Schritt für Schritt in Richtung Bootsanleger, suchen Schutz in dem kleinen Boot, das wartend auf den Wellen der Waal schaukelt.
Nein, wir sind nicht im Mittelalter, schlechtes Wetter gibt es auch aktuell, die Kettengeräusche kommen vom Band und das kleine Boot ist ein modernes Taxiboot, das an diesem Winterabend nur vier Gäste hat , die nach Woudrichem wollen. Zehn Minuten mit dem Boot oder zwanzig Minuten mit dem Auto ist die Alternative. Vater und Tochter aus der Region freuen sich auf Pannekoeken, während wir durch die kleine Altstadt zum alten Rathaus spazieren, in dem es ein gemütliches Restaurant gibt. Nach anderthalb Stunden holt uns das Wassertaxi pünktlich vom nahegelegenen Anleger wieder ab und bringt uns zurück ins Schloss Loevestein, wo wir schlafen werden wie vor einigen hundert Jahren die Soldaten, allerdings deutlich komfortabler, entweder in der Commies- oder der Officierskamer (ab 139 Euro pro Zimmer).
Dennoch ist eine Übernachtung in der beeindruckenden Festung ein kleines Abenteuer. Auf dem Rückweg durch das gewaltiger Burgtor nutzten wir unsere kleine Schlüsselauswahl, um den nachts menschenleeren Innenhof des Schlosses zu betreten (Am nächsten Morgen durften wir beim leckeren Frühstück feststellen, dass auch zwei holländische Ehepaare in den kleinen Soldatenhäuschen übernachtet hatten). Wir haben jedenfalls gut und sehr ruhig geschlafen.

Ganz so gut wird es Hugo de Groot sicher nicht gegangen sein. Mindestens nationale Berühmtheit erlangte das Schloss, nachdem es zu einem Gefängnis umgestaltet wurde. Einer der bekanntesten Gefangenen auf Schloss Loevestein war der Rotterdamer Gelehrte. De Groot war Vorkämpfer des Toleranzgedankens in religiösen Fragen und stieß auf wenig Verständnis bei den Herrschenden. Schließlich landete er im Schloss Loevestein, wo er eine lebenslange Gefängnisstrafe absitzen sollte. Auch wenn de Groot hinter Schloss und Riegel saß, so hatte er doch ein Recht auf Literatur. Weshalb ihm regelmäßig eine große Kiste voller Bücher geliefert wurde. Anfänglich wurde die Kiste noch kontrolliert, aber im Laufe der Zeit wurden die Kontrollen immer seltener. Das brachte die Frau von Hugo de Groot, Maria van Reigersberch, auf die Idee, ihren Mann in einer Kiste aus dem Gefängnis zu schmuggeln. Eines Tages nutzte Hugo de Groot seine Chance, stieg in die Kiste und floh im Jahr 1621. Diese und viele andere Geschichten lassen sich im Schloss gut nachvollziehen, Kinder können die „Fluchtkiste“ sogar selbst einmal ausprobieren.
Aber zurück zur Geschichte der Burg, die einer der Schauplätze von Alexandre Dumas Novelle „Die schwarze Tulpe“ ist und im 18. Jahrhundert langsam verfiel. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Schloss restauriert. Seit 1925 befindet sich in dem Gebäude ein Nationalmuseum.
Der heute noch erhaltene mittelalterliche Kern des Schlosses wurde in den sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts von Ritter Dirk Loef von Horne, einem Lehnsmann von Albrecht I. von Bayern und zugleich Graf von Holland errichtet. Im Achtzigjährigen Krieg, dem Aufstand der Niederländer gegen die spanische Herrschaft, wurde die Burg 1572 von den Geusen unter Wilhelm I. von Oranien erobert, mit Wällen umgeben und mit einer Besatzung belegt, für die innerhalb der Umwallung Häuser errichtet wurden Mit ihren Erdwällen, Doppelkanälen, bombensicheren Unterständen und der Straße mit Soldatenhäusern strahlt die Festung noch immer die Atmosphäre eines Soldatendorfes aus dem 18. Jahrhundert aus. Irgendwo da hatten wir unser komfortabel renoviertes Nachtquartier.
Museum Haus Doorn ist ein historisches Herrenhaus und nationales Museum und befindet sich in der Stadt Doorn in der Region Utrecht. Mit seiner luxuriösen und unberührten Einrichtung aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt das Museum das Leben im Exil des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. in diesem Herrenhaus.
Schloss Amerongen ist eines der schönsten Häuser Hollands. Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Anwesen war aufgrund von umfangreichen Restaurationsarbeiten im Schloss selbst, in der Kunstsammlung sowie im Garten zehn Jahre geschlossen. Derzeit sind die Kunstsammlung und die schönen Gärten von Schloss Amerongen wieder zu bewundern.
Schloss Muiderslot ist ein pittoreskes mittelalterliches Schloss. Mit seiner langen und reichen Geschichte ist Muiderslot mittlerweile ein nationales Museum, und die Besucher können neben den beeindruckenden Räumen, die so restauriert wurden, wie sie im 17. Jahrhundert ausgesehen haben, auch die Waffen- und Rüstungssammlung bewundern.
Schloss Zuylen wurde ca. 1520 auf mittelalterlichen Ruinen im Dorf Oud-Zuilenin der Nähe von Utrecht erbaut. Ursprünglich war das Schloss auf allen Seiten von Wasser umgeben und nur über eine kleine Brücke zugänglich. Schließlich wurde ein Park nach englischer Landschaftsarchitektur angelegt und eine kleine Laube im Wald errichtet. Die letzten Bauarbeiten am Schloss Zuylen erfolgten 1752, als das Schloss zu einem Herrenhaus an der Vechte umgebaut wurde.
Schloss de Har ist das größte Schloss der Niederlande, auch nahe der Stadt Utrecht gelegen und nur eine halbe Autostunde von Amsterdam entfernt. Dieses Schloss sieht aus wie ein echtes Märchenschloss - genau so, wie man sich ein mittelalterliches Fort vorstellt: mit Türmen und Zinnen, Burggraben, Burgtor und Zugbrücke.
Weitere Infos unter Holland.com
Wer Schloss Loevestein besucht, erhält einen persönlichen Schlüssel, um das Schloss und seine Geschichte(n) zu entdecken. Museumsführer erzählen von Rittern, Gefangenen und Soldaten. Speziell für Kinder wird die Geschichte der Flucht von Hugo de Groot lebendig. Schloss Loevestein ist ein archäologischer Fundort. Zu entdecken gibt es die Spuren einstiger Bewohner in der Ausstellung „Opgegraven“ (Ausgegraben). Außerdem befindet sich das Schloss inmitten eines einzigartigen Naturgebiets. Ein Besuch in Loevestein lässt sich optimal mit einem Spaziergang durch dieses schöne Gebiet voller besonderer Pflanzen und Vögel kombinieren.