Dubais neue alte Viertel Zurück zum Ursprung

Von Bärbel Schwertfeger | 02.03.2023, 06:00 Uhr

Wo einst Perlentaucher und Fischer lebten, laden heute Museen Besucher zu einer Reise in die Vergangenheit ein.

Alles begann am Creek. Bevor 1966 Erdöl entdeckt wurde, war Dubai eine bescheidene Siedlung von Perlentauchern und Fischern an der Mündung eines Meeresarmes am Persischen Golf - dem Dubai Creek. Dann begann der Aufschwung, und aus dem Wüstendorf wurde eine der am schnellsten wachsenden Metropole mit futuristischen Wolkenkratzern, gigantischen Shopping-Malls und spektakulären Vergnügungsparks - eine Stadt der Superlative.

Seit einigen Jahren besinnt sich Dubai auf seine Vergangenheit. In Al Shindagha an der Mündung des Creek erwacht eines der ältesten Viertel zu neuem Leben und bietet einen Einblick in die Vergangenheit der Stadt. Hier hat man die alten Wohnhäuser restauriert und wieder aufgebaut - von außen abweisend mit ihren hohen Lehmmauern, innen mit großzügigen Gärten. Sie säumen die schmalen Gassen, und eine Uferpromenade lädt zum Flanieren ein.

Zwanzig Museen sollen hier entstehen, fertig sind weniger als zehn. Im Viertel befindet sich auch die offizielle Residenz von Scheich Said Al Maktoum, dem früheren Herrscher von Dubai, ursprünglich 1896 gebaut. Im Al Shindagha Museum bekommen Besucher einen Einblick in die Geschichte und Kultur Dubais. Beim Multimedia-Erlebnis „Dubai Creek: Birth of a City“ können sie interaktiv die Entwicklung der Stadt im Laufe der Jahrhunderte nachvollziehen. Videos und alte Fotografien zeigen den Einfluss des Seehandels auf die Lebensweise der Menschen.

Im Perfume House kann man die historische Bedeutung der Düfte erkunden, die beim Handel in den Emiraten eine wichtige Rolle gespielt haben. Das Saruq Al-Hadid Archaeological Museum präsentiert Ausstellungsstücke aus der Eisenzeit, die an einer Ausgrabungsstätte in der Wüste gefunden wurden: Eisenwerkzeuge, Steinzeug, Bronzetöpfe, wertvolle Perlen, Goldschmuck und Fossilien. An der Uferpromenade sind alte Dhaus, die traditionellen Boote der Emirate, aufgestellt. Nur die Figuren, die Fischer darstellen, hätte es nicht gebraucht. Noch wirkt Al Shindagha verlassen. Nur wenige Besucher verirren sich hierher.

Ganz anders ist es an der U-Bahn-Station Al Ghubaiba. Dort legen die Boote an, und man kann bis zu Palm Island, einer künstlichen Insel mit Hotels fahren. Von dort geht es durch den Textilmarkt, wo Händler ihre Kleidung und Souvenirs anpreisen, zur Fahidi-Festung, die das Dubai Museum beherbergt. In den unterirdischen Ausstellungsräumen befinden sich neben archäologischen Funden auch Exponate der ursprünglichen Beduinenkultur.

Mehr Informationen:

Anreise: Emirates (www.emirates.com) fliegt von mehreren deutschen Städten direkt nach Dubai. 

Einreise: Ein Visum gibt es kostenlos bei der Einreise.

Reisezeit: Die beste Reisezeit ist von Oktober bis März. 

Infos: www.visitdubai.com/de 

Ein paar hundert Meter weiter liegt das Al-Fahidi Viertel, das Ende des 19. Jahrhunderts von wohlhabenden Textil- und Perlenhändlern aus dem Iran gegründet wurde. Auch hier wurden die alten Wohnhäuser mit ihren traditionellen Windtürmen restauriert. Cafés und Restaurants mit lauschigen Innenhöfen laden zur Rast ein. Das Viertel gilt als Kunst-Viertel. Galerien geben einen Einblick in die zeitgenössische Kunst, an den Lehmmauern hängen bunte Gemälde. Wer hier übernachten möchte, findet in Boutiquehotels wie dem XVA Art Hotel ein Zimmer.

Inzwischen ist ein Stück landeinwärts direkt am Ufer des Creeks ein neuer Teil des alten Dubais entstanden. Al Seef besteht ebenfalls aus Rekonstruktionen klassischer Lehmbauten mit Windtürmen. Oben auf alt getrimmt, unten neu - führen Rolltreppen von den gesäumten Gassen ins unterirdische Parkhaus. Es gibt Läden und Cafés und das Museum of Illusion. Das Museum, besonders beliebt beim jungen Publikum, lädt Besucher in die Welt der Täuschungen ein und zeigt die Grenzen der eigenen Wahrnehmung. Spezielle Räume und Spiegel sorgen für witzige und erstaunliche Erfahrungen. So erleben sich die Besucher als Riese oder Zwerg, sehen ihren Kopf auf einem anderen Körper oder schweben im Raum.

Vom nachgebauten alten Dubai bringen Abras - die traditionellen hölzernen Wassertaxis - Passagiere zum anderen Ufer. In weniger als zehn Minuten erreicht man für einen Dirham (etwa 25 Cent) den Stadtteil Deira. Hier kann man den Gewürz-Souk erkunden, in dem Händler Gewürze aus aller Welt feilbieten: Safran aus dem Iran, Pfeffer aus Indien oder Weihrauch aus dem Oman.

Ein Stück weiter liegt der mit einem Holzdach gedeckte, etwa 300 Meter lange Gold-Souk. Angeblich werden hier stets rund zehn Tonnen Gold zum Verkauf angeboten. Ein Großteil davon ist noch immer der traditionelle Brautschmuck, mit dem der Bräutigam den Brautpreis begleicht. In den hell erleuchteten Schaufenstern funkeln die opulenten und kostbaren Geschmeide, Krönchen und Ketten.

Schon ein paar Meter hinter dem Gold-Souk trifft man kaum noch auf Touristen. In den kleinen Läden mischen Parfümeure auf Wunsch individuelle Düfte. Ein paar Ecken weiter gibt es farbenfrohe Saris und schwarze Abayas, die bodenlangen arabischen Überkleider. Auf den Bürgersteigen stapeln sich Kartons mit Waren aus aller Welt, und im Schatten warten Lastenträger auf neue Aufträge. Hier hat sich noch etwas vom Flair des alten arabischen Handelsplatzes erhalten.

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