Im Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg kümmern sich rund 250 Soldaten und zivile Mitarbeiter um das leibliche Wohl der Truppe: Sie testen Produkte, erstellen Essenspläne für die Truppenküchen und entscheiden, was in die Einpersonenpackung für den Einsatz kommt.
„Ist das ein Gulasch? Dann sollte es auch aussehen wie ein Gulasch.“ So beschreibt Oberstabsfeldwebel Oliver S. den Beginn einer jeden Sensorikprüfung im Verpflegungsamt der Bundeswehr. Hier, im beschaulichen Oldenburg, entscheiden S. und seine Kollegen, welche Produkte am Ende in der Einpersonenpackung der Bundeswehr landen – und welche nicht.
Rund 250 Mitarbeiter – zivile und militärische – sind hier ausschließlich mit der Ernährung der Soldaten befasst. Sie entwickeln Speisepläne und Rezepte für die Truppenküchen im Land, hier werden die Komponenten der EPas ausgewählt, auf Herz und Nieren getestet und am Ende in einer großen Halle auf dem weitläufigen Gelände auch verpackt.

Es gibt Testküchen und Lagerschränke, in denen bestimmte Temperaturen herrschen, um zu überprüfen, wie lange ein Gericht unter verschiedenen Bedingungen wirklich hält. Die Mindesthaltbarkeit eines EPa beträgt 36 Monate. Danach darf es zumindest in der Bundeswehr nicht mehr verwendet werden.

Oberstabsfeldwebel S. ist dabei immer auf der Suche nach neuen Ideen. In einer großen Plastikkiste sammelt er EPas anderer Nationen, aber auch Trekking- und Fertiggerichte oder kleine Snacks, die ihm etwa auf Reisen unterkommen. Er interessiert sich für neue Verpackungsmethoden, probiert neue Hersteller und Gerichte aus oder findet Inspiration im Trekking-Segment.
Soldat und Koch-Profi
Im Vergleich mit dem, was sonst so in der Kiste ist, schneidet das Bundeswehr-EPa ziemlich gut ab, sowohl was die Verpackung betrifft als auch den Inhalt. Es steckt allerdings auch eine Menge Zeit und Expertise drin, alles daran will genau bedacht sein: „Der Schutz des Soldaten fängt in der Küche an“, sagt S., der nicht nur Soldat, sondern auch ausgebildeter Koch und Küchenmeister ist.
Wie grundlegend die Qualität des EPa im Einsatz ist, erklärt er anschaulich so: „Wenn da was schiefgeht, fährt kein einziges gepanzertes Fahrzeug aus dem Feldlager, dann sitzt der Soldat im SAN 30-Container und weiß nicht mehr, wie er heißt.“
Mindestens 3600 Kalorien im Einsatz
Vier Energiestufen gibt es bei der Bundeswehr, sie müssen bei der Erstellung der Speisepläne bedacht werden: „Die Verpflegung soll bedarfsgerecht sein. Es gibt bei der Bundeswehr Leute, die sitzen ganztägig am Schreibtisch. Andere springen gemäß ihres Auftrages aus dem Flugzeug und die Spezialkräfte springen sogar mit Hund aus dem Flugzeug – entsprechend muss die Verpflegung passen“, sagt S. Wer nur im Büro sitze, brauche 2200 Kalorien am Tag. Im Einsatz seien es mindestens 3600: „Das sind Nato-Vorgaben.“
Noch nicht dabei: halal und koscher
EPas gibt es mit Fleisch und vegetarisch, eine schweinefleischfreie Variante ist ebenfalls verfügbar. Nur halal und koscher gibt es das EPa derzeit noch nicht. Ob das künftig beschafft werden kann, prüft die Bundeswehr gerade – muss dazu aber erst einmal den Bedarf in der Truppe ermitteln.

Wie genau alles bedacht ist, was am Ende in so einem Epa landet, zeigt sich nicht nur an der Nahrung selbst, sondern auch an technischen Details. Die ABC-Schutzmaske der Bundeswehr etwa hat eine Art integrierten Strohhalm, an den man einen Trinkschlauch anschließen kann.
Herausforderung für die Mitarbeiter des Verpflegungsamtes bei Einführung der neuen Maske: Einen Hersteller finden, der das entsprechende Gegenstück gleich mit dem Trinkschlauch verschweißt liefern kann. Fündig wurden sie schließlich bei einem medizinischen Hersteller.

Auch bei den Verpackungen der warmen Mahlzeiten kommt es auf Passgenauigkeit an: Sie werden in Pouches geliefert, also kleinen Tüten, die im Wasserbad erhitzt werden können. Die Tüten und damit die Portionen müssen so ausgelegt sein, dass das im Bundeswehr-Essgeschirr problemlos möglich ist. Denn das beste Essen nützt ja nichts, wenn es nicht ins Zubehör passt.
Das EPA selbst kommt übrigens in einem mittelgroßen, grauen Karton daher. Damit lässt es sich besser stapeln, lagern und liefern. Im Einsatz verstauen die Soldaten den Inhalt dann so in ihrer Ausrüstung, wie es passt.
Die Amerikaner haben Tabasco
Rund 27 Euro kostet ein EPa. Darin enthalten sind alle Zutaten für die drei Hauptmahlzeiten und Getränke in Pulverform. Und: Snacks. Es gibt Kekse, Cookies, Trockenfrüchte, Sesamriegel, Schokolade – also Dinge, die man für den schnellen Energieschub im Einsatz auch mal zwischendurch essen kann, wenn keine Zeit für eine richtige Mahlzeit bleibt.

Gibt es etwas, das die Soldaten in ihren Epas vermissen? „Die Amerikaner haben immer Tabasco in ihren Epas, das hätten wir auch gern“, gibt Oberstabsfeldwebel S. zu.
Das Aus für die „Panzerplatten“
Aber entscheiden kann er das nicht alleine, zudem muss jedes Produkt laut EU-Richtlinien ausgeschrieben werden. Das macht die Beschaffung oftmals langwierig und kompliziert, und auch nach erteiltem Auftrag müssen S. Und seine Kollegen die Fertigung immer wieder kontrollieren. Das brach dem klassischen Hartkeks, der legendären „Panzerplatte“, das Genick: Weil der alte Hersteller die Qualität nicht mehr ausreichend garantieren konnte, machte sich die Bundeswehr auf die Suche nach einem neuen.
Hände weg vom „Beef Jerky“
Im Ergebnis gibt es zwar noch Kekse im EPa, aber keine „Panzerplatten“ mehr. Eine Revolution löste das in der Truppe nicht aus, das wäre bei einem weiteren Produkt vielleicht anders: „Wenn wir das Beef Jerky rausnehmen würden, gäbe es Ärger“, ist sich Oberstabsfeldwebel S. sicher.
Überhaupt scheinen die Soldaten mit ihrem EPa zufrieden, Beschwerden gibt es im Verpflegungsamt kaum: „Nur, als das EPa von Einmann- in Einpersonenpackung umbenannt wurde, da gab es ein paar Mails.“
In der Regionalausstellung Verpflegung zeigt das Verpflegungsamt, was es kann: Von der Sensorik über die Energiestufen, von den Truppenküchen bis zum EPa.
Besuch nur nach telefonischer Anmeldung (+49 441 929-3501) montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 15 Uhr und freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr beim Bundeswehrverwaltungszentrum Oldenburg, Ulmenstraße 10, Gebäude 18, 26135 Oldenburg