Die Tage sind während der Corona-Lockdowns im Jahr 2021 lose ineinander übergeflossen, Erinnerungen sind kaum hängengeblieben. Eine neue Studie zeigt, wie das Gehirn unter den Ausgangssperren gelitten hat.
2021 ist einiges passiert, unter anderem: Joe Biden wurden nach einem Sturm auf das Kapitol als US-Präsident vereidigt, Angela Merkel hat nach 16 Amtsjahren durch Olaf Scholz ersetzt, es gab ein großes Schneechaos in Deutschland und im Suez-Kanal verstopfte das Containerschiff „Evergiven“ die internationalen Handelswege tagelang. Können Sie sich noch an diese Ereignisse erinnern? Und sie passend zuordnen?
Weniger Erinnerungen sind normal, aber...
Das Erinnerungsvermögen nimmt grundsätzlich ab, je länger Erlebnisse zurückliegen. Hinzu kommt aber im Jahr 2021 der Lockdown als trübender Faktor: Eine aktuelle Studie der Universität Aberdeen in Großbritannien, veröffentlicht im Fachblatt „Plos One“, hat ermittelt, dass die Erinnerung gemindert wird, je mehr man zu Hause sitzt – wie im Lockdown während der Corona-Pandemie.

Die 277 Teilnehmer der Studie wurden im Mai 2022 befragt, in welchem Jahr eine Reihe von Ereignissen stattgefunden hat – und lagen oftmals falsch, was weit zurückliegende Situationen betrifft. Überraschend allerdings: Bei Erinnerungen aus dem Jahr 2021, die eigentlich noch gut abrufbar sein sollten, machten die Befragten diverse Fehler.
Den Ergebnissen zu Erinnerungen aus der Zeitgeschichte wurde ein Fragebogen gegenübergestellt, der die mentale Stabilität der Teilnehmer während der Coronapandemie ermitteln sollte. Je mehr Langeweile und Depression bei den Probanden in bestimmten Zeiträumen aufkam, desto schlechter war die Verortung von Ereignissen. Fehlen Ankerpunkte, weil jeder Tag zu ähnlich abläuft, verliert das Gedächtnis die Orientierung.
Lockdown wirkte wie ein Gefängnisaufenthalt
„Es ist wahrscheinlich, dass die genaue Wahrnehmung eines Ereigniszeitplans auf einer Sammlung von Lebensereignissen wie Geburtstagen, Feiertagen, Reisen und so weiter beruht, die unsere Erfahrungen im Zeitbereich verankern“, schreiben die Autoren der Studie.
Ähnliches wurde zuvor schon oft bei Gefängnisinsassen festgestellt, wie der „Spiegel“ einordnet. Joe Biden, die „Evergiven“ im Suez-Kanal und das Schneechaos nicht mehr verorten zu können, ist demnach wohl den Lockdowns geschuldet.