Gefahr beim Badeausflug Sekundäres Ertrinken bei Kindern: Was Eltern wissen müssen 

Von Alina Groen und Eva Dorothée Schmid | 03.07.2023, 15:20 Uhr

Es passiert extrem selten, ist aber ein lebensbedrohlicher Notfall: „sekundäres Ertrinken“. Das Phänomen kann Stunden nach einem Badeunfall auftreten. Auf welche Warnzeichen Eltern achten sollten.

Im Sommer zieht es viele Familien ans Meer, an den Badesee oder ins Freibad. Auch wenn Eltern ununterbrochen auf ihre Schützlinge aufpassen, kann es immer mal wieder dazu kommen, dass kleine Kinder untertauchen.

In der Regel handelt es sich hierbei um harmlose Badeunfälle. Doch Vorsicht: In wenigen Fällen kann es noch Stunden später zu einem sogenannten „sekundären Ertrinken“ kommen. Das Phänomen wird auch „stilles Ertrinken“ oder „zweites Ertrinken“ genannt.

Was ist „sekundäres Ertrinken“?

Zum „sekundären Ertrinken“ kann es kommen, wenn Kinder oder auch Erwachsene versehentlich Wasser einatmen. Dies tritt meist nach einem vermeintlich abgewehrten Ertrinkungsunfall auf. Ein Mensch stirbt in diesem Fall gar nicht durch das Ertrinken, sondern an den Folgen des Wasseratmens.

Wird Wasser eingeatmet, gelangt es in die Lunge und kann dort massive Probleme verursachen. Schon geringe Mengen, etwa zwei Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht, genügen, um im Organ zu Veränderungen zu führen. Bei einem vierjährigen Kind, das etwa 16 kg wiegt, wären das ungefähr zwei Esslöffel Wasser.

Das Wasser in der Lunge sorgt für ein Verlegen der Bronchien. Die Folge: Es kann kein Sauerstoffaustausch mehr stattfinden. Nach und nach stellt sich im Körper so ein Sauerstoffmangel ein, der im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führt. Dieser Prozess kann 24 Stunden bis zu mehrere Tage andauern.

Mediziner sprechen allerdings nicht vom „sekundären Ertrinken“. Der Begriff ist wissenschaftlich nicht anerkannt. Sie rede eher von „Wasser in der Lunge“ oder von einem Lungenödem.

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Auf diese Symptome sollten Eltern achten

Das „sekundäre Ertrinken“ gilt als besonders tückisch, da sich Symptome erst Stunden nach dem Baden einstellen können. Eltern bringen diese dann unter Umständen nicht mit einem Badeunfall in Zusammenhang.

Zudem ist die Symptomatik oft unspezifisch. So können erste Anzeichen Erbrechen, Übelkeit und Durchfall sein. Erst später können sich dann typische Erstickungssymptome wie Atemnot und starkes Husten bemerkbar machen. Die bläuliche Verfärbung der Lippen gilt als ein typisches Indiz.

Mögliche Symptome eines „sekundären Ertrinkens“:

  • Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
  • Kopfschmerzen, Müdigkeit und Apathie
  • Atemnot, rasselnde Atmung, Husten und Schwindel
  • Blau verfärbte Lippen

Treten solche Symptome nach einem Badeunfall auf, sollten Eltern sofort einen Arzt rufen. Dieser kann die Lunge des Kindes abhören sowie die Sauerstoffsättigung im Blut messen. Werden die Symptome frühzeitig erkannt, steht die Chance auf Rettung sehr gut.

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Wie häufig ist „sekundäres Ertrinken“?

Es ist wichtig, dass man die Symptome des „sekundären Ertrinkens“ kennt, aber Eltern müssen nun nicht in Panik verfallen. Das Phänomen kommt relativ selten vor. Wasser in der Lunge führt nur in ein bis zwei Prozent aller Ertrinkungsfälle zum Tod.

In Deutschland starben laut DLRG 2022 355 Menschen durch Ertrinken. Die meisten davon sind zwischen 21 und 90 Jahren und sterben im Krankenhaus – entweder in Folge einen schweren hypoxischen Hirnschadens oder weil ihr Herz-Kreislauf-System versagt. Unter den 20 Todesfällen der 0 bis 10-Jährigen sind die Fälle, in denen Kinder zuhause plötzlich tot im Bett liegen, extrem selten.

Der beste Schutz vor Unfällen ist Prävention

Um möglichst viele Kinder und auch Erwachsene vor dem Ertrinken zu retten, ist es wichtig, die Verhaltensregeln am Wasser zu beachten. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gibt dazu allgemeine Sicherheitstipps:

  • Kinder sollten beim Baden rund um die Uhr bewacht werden. Auch wenn ein Kind schon schwimmen kann, kann es zu unvorhersehbaren Unfällen kommen. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass Kinder leise ertrinken.
  • So früh wie möglich ans Wasser gewöhnen. Je nachdem wie weit ein Kind körperlich entwickelt ist, sollte es ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren das Schwimmen erlernen. Die Gewöhnung an das Wasser kann deutlich früher erfolgen.
  • Mögliche Gefahrenzonen sichern. Kinderplanschbecken und Teiche sollten für Kinder unzugänglich sein. Doch auch Wassertonnen sollten abgedeckt werden.
  • Über mögliche Gefahren sprechen. Sind die Kinder schon älter, sollten Eltern mit ihren Kindern über die Gefahren im Wasser sprechen. Entscheidend dabei ist, den Kindern keine Angst zu machen, sondern ein Bewusstsein für Risiken zu schaffen.
  • An die Baderegeln halten. Wer die Baderegeln kennt und sich an sie hält, der kann sich besser auf mögliche Gefahren in und um das Wasser einstellen und schneller reagieren.

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