112 oder 116 117? Notruf oder ärztlicher Bereitschaftsdienst - wann Sie was anrufen sollten

Von Kim Patrick von Harling | 03.05.2023, 12:29 Uhr

Von klein auf lernen wir: Bei einem gesundheitlichen Problem wählen wir die 112. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich gibt es noch die 116 117, die bundesweit gilt. Wir zeigen Ihnen, was Sie in welchen Fällen wählen müssen - den Notruf oder den Kassenärztlichen Notdienst.

Atemnot, kleine Schnittwunden, Kopfschmerzen, Schmerzen in der Brust - bei solchen Symptomen denken eventuell auch Sie instinktiv an die 112. Schnell einen Notruf absetzen, mir wird geholfen. Damit machen Sie nichts falsch, allerdings sollten Sie in einigen Fällen auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst zurückgreifen. Dass Sie die entsprechende Rufnummer 116 117 nicht kennen, die übrigens genauso bundesweit gültig ist wie die 112, sollte Sie nicht grämen.

Wofür ist der ärztliche Bereitschafdienst da?

Obwohl es die 116 117 bereits seit elf Jahren gibt, ist uns die 112 schlichtweg vertrauter. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass wir nicht immer genau wissen, wann der ärztliche Bereitschaftsdienst zum Einsatz kommt und wann der Notruf 112 überflüssig ist - wir helfen Ihnen.

„Aktuell wird der Notruf 112 durch eine Vielzahl von Anrufen belastet, die sich nach der Abfrage durch die Leitstellendisponentinnen und Leitstellendisponenten als keine akuten Notfälle herausstellen. Diese Hilfesuchenden können an den Bereitschaftsdienst verwiesen werden“, erläutert Branddirektor Marc Gistrichovsky, Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) der Feuerwehr Nürnberg im Gespräch mit den „Nürnberger Nachrichten“. Die stark vereinfachte Faustregel lautet also: Besteht ein akuter oder sogar ein lebensbedrohlicher Notfall, sollten Sie oder Angehörige zwingend den Notruf 112 anrufen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) führt entsprechende lebensbedrohende Zustände auf, bei denen ein Notruf erforderlich ist:

  • Atemstillstand
  • Schock
  • Herz-Kreislaufstillstand
  • starke Blutungen
  • starke Verbrennungen
  • schwere Unfallverletzungen
  • akute Vergiftungen

Für alle weiteren medizinischen Probleme können Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117 anrufen. Vor allem dann, wenn Sie sich nicht in der Lage sehen, eine Arztpraxis zeitnah aufzusuchen:

  • starke Kopfschmerzen bis hin zu Migräne
  • Fieber höher als 39 Grad Celsius
  • Brechdurchfall bei der Gefahr, zu dehydrieren
  • starke Hals- und Ohrenschmerzen
  • etc...

Wichtig: Sollten Sie sich nicht sicher sein, welche Nummer Sie wählen sollen, können Sie immer die 112 anrufen. Die entsprechende Leitstelle wird Ihnen in der Regel sagen, ob es sich bei dem Anliegen wirklich um einen medizinischen Notfall handelt oder nicht.

112 und 116 117 rund um die Uhr erreichbar

Wie die 112 ist auch die 116 117 rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen die Woche erreichbar. Sollten Sie sich grundsätzlich in der Lage sehen, nach dem Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst eine Praxis aufzusuchen, werden Sie entsprechend in eine Bereitschaftspraxis vermittelt. Sind Sie nicht mobil, kommt der Arzt zu Ihnen nach Hause.

Auch bei medizinischen Problemen Ihrer Kinder können Sie getrost den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen. „Auch bei akuten Krankheitsfällen kann die 116 117 helfen. Die regionalen 116 117-Leitstellen informieren telefonisch über den allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienst bzw. den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in der Region, falls es einen solchen gibt“, heißt es auf der Homepage.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst auch für Privatversicherte

Je nach Region gibt es zudem spezielle Bereitschaftsdienste für Gynäkologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Augenheilkunde, Orthopädie und „weitere Fachrichtungen“, heißt es auf der Internetseite des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Übrigens: Auch als Privatversicherter können Sie sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst melden. Der Arzt rechne laut 116 117-Homepage über die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab.

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