Wochenlang klarer Himmel und Temperaturen wie am Mittelmeer. Klingt nach paradiesischen Zuständen. Doch die Hautkrebsquote ist so hoch wie nie zuvor. Welche Altersgruppe besonders betroffen ist.
Laut den jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamts hat die Zahl der Hautkrebspatienten in den letzten Jahren stetig zugenommen. „105.700 Menschen wurden 2021 mit der Diagnose Hautkrebs stationär im Krankenhaus behandelt“, so die Statistiker. „Das waren knapp 75 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2001.“ Männer trifft es dabei mit einem Anteil von 58 Prozent deutlich häufiger. Die meisten Todesfälle gibt es bei den Senioren über 80 Jahren, was für bösartige Tumorerkrankungen nicht ungewöhnlich ist.
Hohe Krebsquoten bei „mittelalten“ Menschen
Relativ gesehen ist jedoch das Sterberisiko in der Altersgruppe der 35- bis 40-Jährigen am höchsten. Hier ist Hautkrebs in 0,8 % der Fälle die Todesursache, während sein Anteil über alle Altersgruppen hinweg nur halb so hoch ist.
Die hohen Quoten bei den „mittelalten“ Menschen erklären sich laut Eggert Stockfleth, dem Direktor der Dermatologie vom St. Joseph-Hospital der Universität Bochum, am veränderten Umgang mit der Sonne. Man würde sich ihr heute in größerem Umfang aussetzen und dadurch eher für eine Überfüllung des individuellen UV-Kontos sorgen: „Wer schon in jungen Jahren auf dieses Konto eingezahlt hat, sorgt dafür, dass es eher voll ist.“ Was konkret heißt, dass der Körper die sonnenbedingten Schäden nicht mehr reparieren kann, sodass die Haut schneller altert und sich dort das Krebsrisiko erhöht. „Am Ende ist man dann, abhängig vom Hauttyp, mit 35 bis 40 Jahren schon so weit, dass man Hautkrebs bekommen und an ihm sterben kann“, warnt Stockfleth.
Dies gelte insbesondere für den schwarzen Krebs, das Melanom, an dem hierzulande rund 3000 Menschen pro Jahr sterben. Eine braune Hautfarbe sollte man, wie Stockfleth betont, „weniger als Schutz vor Hautkrebs denn als Warnzeichen interpretieren“.
Das UV-Toleranzkonto eines dunkleren Hauttypus ist zwar später voll als das eines helleren, doch letzten Endes bedeutet die Bräunung nur, dass man auch mehr Sonne abbekommen hat. Und davon trifft ein erheblicher Anteil zunächst auf eine ungeschützte Haut, insofern die Pigmente zu ihrem Schutz ja erst dann an ihre Oberfläche geschleust werden, wenn sie bereits einige Zeit den UV-Strahlen ausgesetzt war.
So schützen Sie sich richtig
Ganz zu schweigen davon, dass auch der braune Teint nur einen begrenzten Schutz bietet. Experten sprechen da von einem Lichtschutzfaktor von 4 bis 6, also deutlich weniger als die mittlerweile üblichen 30 bis 50, mit denen die Sonnenmilchprodukte ausgestattet sind. Was aber nicht bedeutet, dass man bei deren Verbrauch sparsam umgehen kann. „Die empfohlene Dosis liegt bei 2 Milligramm pro Quadratzentimeter“, rät Stockfleth. „Da kann dann bei einem 1,88 Meter großen Mann in Badehose schon mal die halbe Tube draufgehen.“ Diese Vorgaben werden von vielen Sonnenanbetern gerade zum Ende der Saison nicht erreicht, weil sie sich wegen ihrer bis dahin erzielten Bräune – fälschlicherweise als sicher wähnen.

Ein weiterer, weit verbreiteter Anwendungsfehler beim Auftragen der Sonnenmilch: Man geht direkt danach in die Sonne. Der Schutz kommt jedoch erst nach rund 30 Minuten, die man daher erst einmal verstreichen lassen sollte. Nach einem Bad im Meer sollte man sie außerdem erneut auftragen. Denn das übersteht keine Sonnenmilch unbeschadet, auch wenn es auf der Packung steht.
Wobei die entsprechenden Produkte ihren Schutz nicht nur im UV-A- und UV-B-, sondern auch im Blaulicht-Bereich aufbauen sollten. „Wir wissen mittlerweile, dass diese Strahlen für etwa 30 Prozent der sonnenbedingten Hautschäden verantwortlich sind“, erläutert Stockfleth.
Schatten und Wolken sind keine Schutzgarantie
Sie trügen dadurch nicht nur wesentlich zum Krebsrisiko, sondern auch zur Hautalterung bei. Entsprechende Sonnenmilchprodukte gibt es bereits in den Apotheken. Einen Sonnenschutz in den problematischen Wellenbereichen bieten aber auch Textilien. Wobei das davon abhängt, wie dicht sie gewebt sind. Bei manchen Kleidungsstücken, gerade bei spezieller UV-Schutzkleidung, ist auch der so genannte UPF (UV protection factor) angegeben. Ein Wert von über 20 gilt als solide.
Schließlich bietet natürlich auch Schatten einen Sonnenschutz. Allerdings gibt es Bäume wie etwa Birken, da hat man gerade mal einen UPF von 5. Unter konventionellen Sonnenschirmen liegt er immerhin bei 15, doch wer ihn in der Nähe zum reflektierenden Meer aufbaut, hat fast gar keinen Sonnenschutz mehr. Selbst ein wolkenverhangener Himmel bietet keinen verlässlichen Schutz. Wenn am Himmel die lockeren, weißen Cumuluswolken schweben, kann die UV-B-Bestrahlung sogar um 15 Prozent höher sein als bei klarem Himmel, weil die „Schäfchenwolken“ die Strahlen zerstreuen und auf die Erde reflektieren.