Weltblutspendetag 2023 Wer darf in Deutschland Blut spenden – und warum?

Von dpa, Lorena Dreusicke und Christian Ströhl | 24.11.2022, 14:00 Uhr 1 Leserkommentar

Mediziner schlagen Alarm. Nicht nur saisonal wird in Deutschland zu wenig Blut gespendet. Vor allem kommen zu wenig junge Spender nach. So seien mittelfristig medizinische Standards nicht mehr zu halten.

Transfusionsmediziner sehen angesichts rückläufiger Blutspenden die Versorgung mit Blutprodukten in Deutschland gefährdet. „Es droht ein eklatanter Mangel in den Blutbanken“, sagte der Direktor des Instituts für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, Hermann Eichler, in Homburg der Deutschen Presse-Agentur. Grund sei der demografische Wandel: „Die Generation der Baby-Boomer kommt jetzt ins Rentenalter und fällt allmählich aus dem Spenderpool heraus.“ Ausreichend junge Spender, die das ausgleichen könnten, kämen aber nicht nach, sagte Eichler.

Wer darf Blut spenden?

Für die Blutspende muss man zwischen 18 und 68 Jahren sein, mehr als 50 Kilo wiegen und gesund sein. Ein wenige Stunden zurückliegender Zahnarztbesuch, bestimmte Auslandsaufenthalte und Medikamenteneinnahmen können Ausschlusskriterien sein. Frauen dürfen bis zu viermal in 12 Monaten, Männer bis zu sechsmal in 12 Monaten Blut spenden. Ein Arzt prüft vor der Spende Blutwerte und Blutdruck und beantwortet Ihre Fragen.

Zu wenig Blut, zu wenig Spender

„Die Blutversorgungslage ist prekär. Nicht nur in der Urlaubszeit, nicht nur wegen Corona, sondern grundsätzlich prekär“, sagte der Professor. Wenn man nicht gegensteuere, könnte es sein, dass künftig medizinische Standards nicht mehr zu halten seien. „Das Blut haben wir dann einfach nicht mehr.“

Wenig Blutspenden, leere Blutbanken: Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) ruft Bürger, die infrage kommen, dringend zu Blutspenden auf. In Deutschland werden nach Unfällen, bei Operationen, auf Intensivstationen und in der Krebstherapie jeden Tag rund 15.000 Blutspenden benötigt.

Sehen Sie in den Grafiken: Wer kann wem Blut spenden?

Der tägliche Bedarf könne schwanken, sagte DGTI-Altpräsident Eichler. Da aber viele Menschen im Sommer unterwegs und auf Reisen seien, sinkt die Zahl der Blutspenden und es kommt zu Engpässen.

Solche saisonalen Schwankungen habe es auch früher schon gegeben. „Aber dass wir diese demografische Überlagerung haben, dass man das mit Aufrufen einfach nicht mehr hinkriegt, das ist neu“, sagte der Experte. Ein Gegensteuern sei mit kurzfristigen Maßnahmen nicht mehr möglich. Also nicht nur ein Spendenaufruf, zu dem 100 Leute kämen, die dann danach wieder weg seien.

„Wir müssen dafür sorgen, dass der Anteil der Menschen, die regelmäßig spenden, steigt.“
Hermann Eichler
Direktor des Instituts für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes

Nachdem jahrzehntelang homosexuelle Männer wegen vermeintlich riskanten Sexlebens kein Blutspenden durften, hat der Bundestag das Verbot 2023 abgeschafft. „Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität dürfen bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss von der Blutspende führt, nicht berücksichtigt werden“, heißt es nun im Transfusionsgesetz.

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Regionale Unterschiede beim Blutmangel

Wie die Lage aktuell in den Bundesländern aussehe, sei schwer zu sagen. „Es gibt keinen bundesweiten Pegel, den man abrufen kann“, sagte der Mediziner. Es sei regional unterschiedlich. Das Saarland beispielsweise sei „ein Blutmangelgebiet: Seit Jahren schaffen wir es nicht, für das Bundesland den regionalen Bedarf durch Spenden zu decken“.

In Berlin, Brandenburg, Hamburg, Sachsen und Schleswig-Holstein sind laut Deutschem Roten Kreuz aktuell bedrohlich wenige Blutkonserven der für alle verträglichen Blutgruppe 0- vorhanden. Auch sei der Vorrat an A- und 0+ niedrig und B- kritisch. Für die seltenen AB-Gruppen gebe es einen hohen Vorrat. In Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sind die Bestände der Blutgruppen A-, 0- und B- aktuell ebenfalls niedrig.

Mehr Informationen:

- Rund 14.000 Blutkonserven werden täglich deutschlandweit benötigt 

- Schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung benötigen einmal in ihrem Leben eine Bluttransfusion

- 3 Prozent der Bevölkerung spenden Blut, etwa 33 Prozent dürften es

- Frauen dürfen viermal, Männer sechsmal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden

(Quelle: Institut für Transfusionsmedizin in Suhl)

1 Kommentar
Susanne Fedeler
Vor über 20 Jahren hatte ich eine offene Gehirnoperation, damals wurde auch ein entstandener schädelbasisdefekt abgedichtet, mit welchem Material nicht mehr zu ermitteln, aber da es sich häufig in solchen Fällen um Material von „Rindern „ handelte, besteht ein Restrisiko von BSE, deshalb wurde ich leider von der Blutspende ausgeschlossen. Das finde ich sehr schade, dabei würde ich so gerne spenden...