Energiesparplan der Bundesregierung 19 Grad Mindesttemperatur: Ist das noch gesund?

Von Svana Kühn und dpa | 25.08.2022, 18:00 Uhr 17 Leserkommentare

Per Verordnung will die Bundesregierung ab September den Gas- und Energieverbrauch senken. Am Arbeitsplatz soll die Temperatur dann nur noch 19 Grad betragen – und auch in Privatwohnungen könnte es deutlich kühler werden. Schadet das unserer Gesundheit?

Die Raumtemperatur wirkt sich auf unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unsere Leistungsfähigkeit aus. In Räumen, in denen wir uns tagsüber aufhalten – im Wohnzimmer oder Büro –, beträgt sie im Idealfall zwischen 20 und 24 Grad. Da das russische Regime die Gasexporte verknappt, muss unser Energieverbrauch sinken.

Der Energiesparplan der Bundesregierung sieht vor, in öffentlichen Gebäuden die Heizungen herunterzudrehen. Wärmer als 19 Grad soll es ab 1. September am Arbeitsplatz also nicht mehr werden. Bereiche, die gemeinschaftlich genutzt werden – wie beispielsweise Eingangsräume, Empfänge, Flure – sollen möglichst gar nicht mehr beheizt werden. Ausgenommen sind soziale Einrichtungen.

Geringere Mindesttemperaturen auch in Privatwohnungen möglich

Durch die Verordnung werden außerdem Klauseln in Mietverträgen ausgesetzt, in denen Mieter verpflichtet werden, eine bestimmte Mindesttemperatur in Privatwohnungen vorzuhalten. Den Mietern soll es so ermöglicht werden, weniger zu heizen, wenn sie Energie sparen wollen.

Aktuell liegt die Mindesttemperatur bei 20 Grad am Tag und 18 Grad in der Nacht. Für jedes Grad weniger können sechs Prozent Energie gespart werden. Aber welche Temperatur ist gesund?

Kühlere Wohnungen sind gesünder

Das Umweltbundesamt (UBA) rät den Deutschen schon lange zu kühleren Innentemperaturen: „Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 Grad Celsius betragen.“ In der Küche empfiehlt das UBA 18 Grad und im Schlafzimmer 17 Grad, schränkt aber ein: „Entscheidend ist in allen Fällen die individuelle Behaglichkeitstemperatur.“

„Die Temperatur, die wir subjektiv als angenehm empfinden, liegt fast immer höher als das, was gut und gesund ist“, sagt dagegen Stephan Vavricka, Facharzt für Innere Medizin am Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie in Zürich. Ein bisschen zu frieren schade uns keineswegs. Ganz im Gegenteil: Bei niedrigen Temperaturen werde der Mensch aktiver und leistungsfähiger. Und frieren könne sogar beim Abnehmen helfen.

Manche Menschen sind kälteempfindlicher als andere

Doch das Temperaturempfinden der Menschen ist unterschiedlich. Dass der eine bei 25 Grad fröstelt und der andere bei 20 Grad schwitzt, liegt Vavricka zufolge an der unterschiedlichen Thermogenese. Das ist die Fähigkeit, selbst Wärme zu produzieren. Sie entsteht als Nebenprodukt von Stoffwechselprozessen, etwa bei der Verdauung oder durch Muskelaktivität.

In der Regel könnten dickere Menschen leichter Wärme produzieren als dünne, sagt Vavricka. Daher seien sie üblicherweise auch weniger kälteempfindlich. Auch dass Frauen häufiger frieren als Männer ist wissenschaftlich bewiesen, hängt aber weniger mit dem Geschlecht selbst als mit der Muskelmasse zusammen.

Wer vorher 25 Grad im Wohnzimmer gewöhnt war, sollte nicht sofort auf 15 umsteigen, sondern die Heizung schrittweise um jeweils ein Grad runterregulieren.

(Mit dpa)

17 Kommentare
Wilma Ricker
"Wer vorher 25 Grad im Wohnzimmer gewöhnt war, sollte nicht sofort auf 15 umsteigen, sondern die Heizung schrittweise um jeweils ein Grad runterregulieren." Ich bin in diesen Tagen an 25 Grad im Wohnzimmer gewöhnt - ganz ohne Heizung! Daran habe ich mich in diesem Sommer gewöhnt und wüsste gar nicht, wie ich jetzt auf 15 Grad umsteigen sollte. Für den Herbst habe ich mir fest vorgenommen mich ga...