Interview mit Dr. med. Ralf Siepe, Leiter der Neuromedizinischen Notaufnahme „Time is brain“ in der Neuromedizinischen Notaufnahme

19.01.2022, 12:33 Uhr

Für das neue interdisziplinäre Neurozentrum mit allen neuromedizinischen Fachdisziplinen wurde eine eigene neue Neuromedizinische Notaufnahme eingerichtet. 

Dabei handelt es sich um eine spezialisierte Notaufnahme, die für alle Notfälle des Gehirns und Nervensystems wie Schlaganfälle, Hirnblutungen, Hirngefäßerkrankungen, starke Kopfschmerzen, starke Rückenschmerzen, epileptische Anfälle, Hirnentzündungen und schmerzhafte Lähmungen zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht. Was dabei besonders wichtig ist und wie die Eckdaten aussehen, erläutert der Leiter der Neuromedizinischen Notaufnahme, Dr. med. Ralf Siepe.

Herr Dr. Siepe, welche Bedeutung würden Sie der neuen Neuromedizinischen Notaufnahme für die Region beimessen?

Das Sprichwort „Time is brain“ bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Bei vielen Notfällen des Nervensystems kommt es auf Schnelligkeit an. Insbesondere bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Unsere Gehirnzellen sind überaus empfindlich und brauchen ununterbrochen Sauerstoff sowie Glukose als Energieträger, um überleben zu können. Ohne eine schnelle Behandlung führen Schlaganfälle meist zu bleibenden Behinderungen oder enden sogar tödlich.

Lässt sich ein besonderer Aspekt hervorheben?

Die neue Neuromedizinische Notaufnahme sorgt dafür, dass Patienten auf direktem Weg ohne jegliche Verzögerungen untersucht und behandelt werden. Die beteiligten Ärzte kennen sich alle seit vielen Jahren und treten als eingespieltes Team an. Strukturell und baulich wurde die neue Neuromedizinische Notaufnahme so konzipiert, dass die Ablaufprozesse optimal unterstützt werden. Wir haben Wert auf äußerst kurze Wege gelegt. Sowohl Ärzte als auch Rettungskräfte können dadurch ungehindert agieren.

Was sind die wichtigsten Eckdaten?

Unsere Neuromedizinische Notaufnahme umfasst unter anderem fünf Behandlungsräume, darunter einen mit Schleuse für infektiöse Erkrankungen des Nervensystems sowie einen Schockraum und ein Notfalllabor. Die Neuromedizinische Notaufnahme ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt und integraler Bestandteil des neuen Neurozentrums am Natruper Holz, das durch die Klinik für Neurochirurgie, die Klinik für Neurologie, Stroke Unit (Schlaganfallspezialstation), die interventionelle Neuroradiologie und das Wirbelsäulenzentrum gebildet wird.

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Rettungsdienste als wichtiger Partner

Bei der Neugestaltung der Neuromedizinischen Notaufnahme spielten die Rettungsdienste und die Rettungsleitstelle von Anfang an eine besonders wichtige Rolle. Denn als wichtiger Partner war es allen Beteiligten ein großes Anliegen, die Zusammenarbeit intensiv vorzubereiten: damit die Rettungskette vom Notfallort bis zur Behandlung in der Klinik optimal und verzögerungsfrei funktioniert. Das stellt für die Patient*innen einen großen Nutzengewinn dar.

„Jens Kruse“
„Es ist sehr angenehm, Patienten am Natruper Holz zu übergeben. Das Personal ist sehr freundlich und die Abläufe sind gut organisiert. Herausfordernd ist generell die Zuweisung von Patienten aus der Präklinik – darunter versteht man in der Notfallmedizin den gesamten Behandlungsverlauf, der bis zur Übergabe im Zielkrankenhaus erfolgt ist. Denn häufig ist nicht klar, ob es tatsächlich ein neurologisches Problem oder nicht doch internistisch gelagert ist. Dies würde eine erneute Verlegung und Verzögerung der Patientenbehandlung bedeuten.“
Notfallsanitäter beim Malteser Hilfsdienst

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