
Annette Drozd aus Georgsmarienhütte wurde mit herabhängendem oberen Augenlid und einseitiger Verengung der Pupille ins Marienhospital Osnabrück eingewiesen. Die Diagnose: Horner- Syndrom. Das kann böse enden.
„Ich sah aus, als sei ich mit Karl Dall verwandt“, sagt Annette Drozd. Wer heute in ihre strahlend grün-blauen Augen blickt, kann keine Ähnlichkeit mit der Fernsehlegende erkennen, deren Markenzeichen ein hängendes Auge war. Sie blättert in der Bildergalerie ihres Handys und zeigt verschiedene Fotos aus den vergangenen Monaten. Und tatsächlich: Auf den Bildern hängt ihr rechtes Oberlid stark herab, durch den Höherstand des Unterlids wirkt das Auge schlitzförmig und klein. Die Pupille ist ganz verengt und schmal.
Quirlig beginnt die in Hagen arbeitende Georgsmarienhütterin zu berichten, was passiert war: Im Februar vergangenen Jahres habe sie unter einer langwierigen Erkältung mit Nasennebenhöhlenentzündung gelitten. Als trotz Antibiotikabehandlung auf der rechten Gesichtsseite ihre Wange anschwoll und das Auge immer kleiner wurde, habe sie noch gedacht, sich ein Gefäß durch zu starkes Naseschnäuzen verletzt zu haben. „Aber als irgendwann Schwindel und Übelkeit hinzukamen, suchte ich doch noch einmal meinen Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf. Und der überwies mich umgehend an das Marienhospital nach Osnabrück“, schildert Drozd.
„Eine rasche Diagnose ist entscheidend“
Dr. Ralf Dittrich, Direktor der Neurologie und Leiter der Stroke Unit der Niels-Stensen-Kliniken, erklärt den Befund der Kernspintomografie: Bei der damals 42-Jährigen war es zu einer Dissektion, einer Einblutung in die Gefäßwand einer hirnversorgenden Arterie, gekommen. Mediziner sprechen bei einer solchen lokalen Schädigung der vegetativen Nervenfasern vom Horner-Syndrom. Durch die Verletzung der Gefäßwand besteht zudem ein hohes Risiko, dass sich ein Blutgerinnsel bildet. Lösen sich von diesem Gerinnsel dann Teile ab und gelangen die mit dem Blutstrom ins Gehirn, kann ein akuter Gefäßverschluss entstehen.

„Eine rasche Diagnose ist entscheidend, um einen Hirninfarkt zu vermeiden“, sagt der Mediziner. Dittrich war es auch, der damals die Bilder mit einem Kollegen besprach und der Patientin sofort hinterherrannte. Die hatte es nämlich eilig. „Ich war schon wieder auf dem Weg zum Auto, als ich hörte, wie hinter mir jemand meinen Namen rief. Und dann haben die mich sofort einkassiert.“ Annette Drozd schüttelt den Kopf, als sie sich zurückerinnert, wie sie stationär aufgenommen wurde. Heute kann sie darüber schmunzeln.
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