Schabina Schmidt ist die stellvertretende Stationsleiterin für die neurologische Frührehabilitation am Klinikum Hierher kommen Schwerstkranke etwa nach einem Schlaganfall. „Wir begleiten die Patienten bei ihren Schritten zurück ins Leben“, sagt die 39-Jährige.
Die Anfänge der neurologischen Frührehabilitation am Klinikum Osnabrück gehen auf die frühen 1990er-Jahre zurück. Mit fast 30 Jahren Behandlungserfahrung gehört sie damit zu den ersten Einrichtungen auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation in Niedersachsen. Über die Jahre hat sich mit über 40 Betten ein umfassendes Angebot für neurologisch erkrankte Patienten aller Schweregrade entwickelt.
Diese auch überregional bedeutende Abteilung wurde vor sechs Jahren zusammen mit der neurologischen Akutklinik in einen modernen Neubau am Standort Finkenhügel integriert und befindet sich seitdem in direkter Nähe zu sämtlichen Einrichtungen des Klinikums Osnabrück.
Behandlung schwerer Erkrankungen im Fokus
Ein besonderer Bereich der neurologischen Frührehabilitation ist die Station für Intensivüberwachungspflege (IMC). IMC steht für „Intermediate Care“ und bedeutet Zwischenpflege: Es geht um eine Pflegeeinheit zwischen der Intensiv- und der Normalstation eines Krankenhauses mit dem Ziel einer nahtlosen rehabilitativen Behandlung.
Hier werden neurologisch schwer Beeinträchtigte etwa nach Schlaganfällen beziehungsweise mit Schädelhirnverletzungen behandelt. „90 Prozent der Fälle bei uns sind auf ein akutes Ereignis zurückzuführen. Alle, die nach der Intensivstation zu uns kommen, sind noch schwer krank. Sie müssen überwacht und teils auch noch beatmet werden“, erklärt Pflegedienstleiter Oliver Geers.
Bei vielen Schlaganfall-Patienten beispielsweise sei infolge mangelnder Durchblutung ein Hirnareal abgestorben. Andere Hirnteile müssten nun einspringen und die Aufgaben des Alltags bewältigen. „Das versuchen wir mit den Patienten zu trainieren. Und das gelingt bei vielen“, erläutert Geers.
Schabina Schmidt und Kollegen überwachen die von der Intensivstation entlassenen Patienten in ihrem Genesungsprozess und beginnen frühestmöglich mit ersten, individuell zugeschnittenen Rehabilitationsmaßnahmen. „Unser Ziel ist es, die Patienten fit zu bekommen für die klassische Reha im Anschluss“, betont Schmidt. Zum Hintergrund: Schwerstgeschädigte erhalten die sogenannte Phase-B-Frührehabilitation in einem Akutkrankenhaus, während die Phase-C-Reha danach in einer Reha-Klinik stattfindet.
Die IMC-Einheit der neurologischen Frührehabilitation ist eine für ein Akutkrankenhaus ungewöhnliche Station, maximal zehn Patienten liegen hier. Und diese bleiben teils über Monate. „So entsteht eine enge Bindung, man lernt die Patienten und ihr Umfeld gut kennen. Das ist hilfreich, weil wir sie dadurch gut unterstützen können“, sagt Schmidt. Die Kranken sind tagsüber in der Obhut von mindestens vier speziell ausgebildeten Pflegekräften, in der Nachtschicht arbeiten zwei Pflegekräfte. Das Team umfasst 25 Mitarbeiter.
Teamwork rund um die Uhr
Insgesamt helfen Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Neuropsychologen und Sozialdienst den Schwerkranken Hand in Hand auf ihrem Weg zu einer neuen Normalität. Die Pflegefachkräfte überwachen rund um die Uhr die Vitalfunktionen und bedienen die Überwachungsgeräte, kümmern sich um die Körperpflege, verabreichen Medikamente – und sie gewöhnen die Kranken wieder an den normalen Tag-Nacht-Rhythmus, der bei manchen auf der Intensivstation durcheinandergeraten ist.
Daneben arbeiten Therapeuten an der Mobilisation. Das Gehen muss von vielen genauso wieder erlernt werden wie etwa das Essen. „Manche haben die Abläufe vergessen.“ Die Erkrankten machten während ihres Aufenthaltes am Finkenhügel aber große Fortschritte. Viele meldeten sich später wieder und berichteten von ihren weiteren Erfolgen in der Anschluss-Reha, so die stellvertretende Stationsleiterin.
Die Arbeit mit Menschen ist ihre Leidenschaft
Die 39-Jährige ist 2006 aus Bad Oeynhausen zum Klinikum nach Osnabrück gekommen. Sie begann in der neurologischen Reha am alten Standort Natruper Holz, ließ sich zur Fachkrankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie weiterbilden, sammelte erste Erfahrungen im IMC-Bereich und wurde nach einer Babypause stellvertretende Leiterin der Intensivstation. „Im Vorjahr habe ich mich dann entschieden, zu meinen beruflichen Wurzeln zurückzukehren“, berichtet die Mutter der siebenjährigen Pia.
Man spürt ihre Leidenschaft für den Beruf. „Es macht Freude zu sehen, wie die Patienten langsam selbstständig werden. Wenn ich später höre, dass sie gut zurechtkommen, ist das ein sehr schönes Gefühl. Und ich weiß, dass ich ihnen dabei geholfen habe.“
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