Günstig Essen Trotz Inflation: Welche Lebensmittel im Moment billiger als sonst sind

Von Sören Becker | 09.06.2022, 19:16 Uhr 1 Leserkommentar

Alles wird teurer. Wirklich alles? Nein. Einige Lebensmittel sind aktuell günstiger als üblich. Dabei handelt es sich vor allem um frisches Obst und Gemüse.

Wer wenig Geld hat, muss beim Lebensmitteleinkauf im Moment vorsichtig sein. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mehl und Speiseöl sind zuletzt, wie allgemein bekannt, kräftig gestiegen. Doch nicht alles wird teurer. Gerade bei frischem Obst und Gemüse sind manche Preise gerade billig.

Welche Lebensmittel der Inflation trotzen

Das geht aus Zahlen des statistischen Bundesamtes hervor, die zur Ermessung der Inflationsrate erhoben werden. Demnach sind die Preise für Karotten zehn Prozent niedriger als noch im vergangenen April. Auch Weiß- und Blumenkohl sind 11,3 Prozent billiger. Paprika ist im gleichen Zeitraum sogar 22,4 Prozent billiger geworden. Wer sich bei den ganzen Inflationssorgen trösten muss, kann dies sonst auch mit einer sieben Prozent günstigeren Tafel Schokolade tun.

Laut der Agrarmarktinformationsgesellschaft (AMI), die ebenfalls einen Preisindex für Lebensmittel betreibt, ist auch Spargel im Laufe des Mai günstiger geworden. Demnach ist der durchschnittliche Kilopreis von 8,36 Euro Anfang Mai auf 6,92 Euro gesunken. Auch bei Salatherzen, Eisbergsalat und Äpfeln seien die Preise gesunken. Im Spiegel erklärt der AMI-Gartenbauexperte einige Gründe.

Warum Gemüse trotz Inflation billig bleibt

Diese variieren demnach: So gebe es bei vielen Waren einen Pandemieeffekt. Weil seit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder mehr auswärts gegessen werde, werde weniger gekocht und folglich weniger frisches Gemüse gekauft.

Da Bauern in ihren Anbauentscheidungen auf Marktpreise reagieren, könne auch schnell ein Überangebot zu Stande kommen. Sprich: Was einen guten Marktpreis erzielt, wird verstärkt angebaut. Wenn mehr Angebot auf gleiche Nachfrage trifft, sinkt der Preis. Das sei etwa bei Paprika und Äpfeln der Fall. Bei letzteren, wie auch beim Spargel spiele auch die gute Ernte eine Rolle. Da Frühjahr und Herbst eine besonders warm gewesen seien, habe es eine große Ernte gegeben.

Was der Ukraine-Krieg billiger gemacht hat

Auch der Krieg in der Ukraine, der maßgeblich für die hohe Inflation verantwortlich ist, hat einige Waren günstiger gemacht. Betreiber von Gewächshäusern in den Benelux-Staaten haben, um teure Energie zu sparen, die Wachstumsphasen ihrer Früchte in die wärmere Jahreszeit verlegt, sodass etwa Erdbeeren gleichzeitig mit den deutschen Felderdbeeren reif wurden und ein Überangebot verursacht haben. Gleichzeitig wurden Erdbeeren wegen schlechtem Wetter in Spanien und Griechenland später geerntet, sodass die Erdbeerschwemme weiter verschlimmert wurde.

Auch die viel kritisierte deutsche Sparsamkeit bei Lebensmitteln dürfte eine Rolle spielen. Das legt eine Umfrage, die von „Statista“ ausgewertet wurde nah.

Gerade bei Obst und Gemüse achten die Deutschen auf den Preis

Das führt dazu, dass die Supermärkte erheblichen Druck auf ihre Zulieferer in der Landwirtschaft ausüben. Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe (unter anderem Lidl und Kaufland) haben zusammen 70 Prozent Marktanteil im Lebensmittelhandel und scheuen sich, wie viele Bauern immer wieder klagen, nicht, diese Marktmacht auszuspielen. Preise, bei denen die Lebensmittelerzeuger Verlust machen, sind keine Seltenheit. Zudem steigen wegen hoher Preisen für Sprit und Dünger auch ihre Kosten.

Laut Statista ist Deutschen der Preis gerade bei Obst und Gemüse besonders wichtig.

Wer von den niedrigen Preisen profitieren will, sollte dies also bald tun. Wegen der Erdbeerschwemme haben viele Landwirte bereits vor, weniger oder keine Erdbeeren mehr anzubauen. Wenn der Erdbeerhunger gleich bleibt, ist es im kommenden Jahr also vorbei mit den günstigen Erdbeeren.

1 Kommentar
Wilma Ricker
Danke für diesen Artikel und die Überschrift, statt ständiger Horrormeldungen. Man kann nach wie vor "relativ" günstig einkaufen, wenn man entsprechend auswählt. Ich war heute erschrocken, als mir 5 kg "Belana"-Kartoffeln für 2,49€ angeboten wurden - in bester Qualität. Da möchte ich nicht wissen, was der Landwirt dafür bekommen hat. Der Markt ist da so aus dem Gleichgewicht und die Marktmacht de...