Schaden in Milliardenhöhe Zahl der Ladendiebstähle steigt: Taugen US-Supermärkte als Vorbild?

Von Henry Borgelt | 19.09.2023, 08:35 Uhr

Die Zahl der Ladendiebstähle in Deutschland steigt nach der Corona-Pandemie wieder an. Dadurch entstanden allein 2022 Schäden in Höhe von 3,73 Milliarden Euro. In den USA greifen Supermärkte schon zu drastischen Mitteln.

Zuletzt gab es aufgrund der Corona-Beschränkungen immer weniger Ladendiebstähle. Doch nun steigen die Zahlen wieder. Zwar sei das zu erwarten gewesen, doch Handelsverbände zeigen sich dennoch besorgt. Ein ähnliches Phänomen ist in den USA zu beobachten, wo Supermärkte zu Gegenmaßnahmen greifen. Diese beeinträchtigen allerdings auch den Einkauf der normalen Kunden stark.

Verluste in Milliardenhöhe durch Diebstahl

Im Zuge einer Erhebung zu Inventurverlusten hat das Forschungs- und Bildungsinstitut für Handel, EHI, auch die Gründe für diesen Inventurverlust im Einzelhandel untersucht. Demnach sind die Verluste im Jahr 2022 um knapp zwölf Prozent gestiegen. Dies liege zum einen an der gestiegenen Inflationsrate, zum anderen auch an Diebstahl.

Insgesamt entstanden demnach Diebstahl-Schäden durch Kunden in Höhe von 2,44 Milliarden Euro. Stehlende Mitarbeiter verursachten einen Schaden von 920 Millionen Euro, stehlende Lieferanten von knapp 370 Millionen Euro. Auch organisatorische Mängel kosteten den Einzelhandel insgesamt 870 Millionen Euro.

Auch die Zahl der tatsächlich angezeigten Diebstähle stieg. Das EHI erläutert aber, dass es sich dabei nur um einen Bruchteil der tatsächlichen Diebstählen handele. Tatsächlich blieben rechnerisch knapp 21,2 Millionen Ladendiebstähle jedes Jahr unentdeckt. „Im Grunde sind nun die Werte der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht worden. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anstieg der Ladendiebstähle nach wie vor eine große Gefahr darstellt“, sagt Frank Horst, Autor der EHI-Studie „Inventurdifferenzen 2023“.

Drastische Maßnahmen in den USA

Auch in den USA häufen sich die Ladendiebstähle. Dort greifen erste Supermarktketten bereits durch. Der Giant-Supermarkt kontrolliert am Ausgang die Quittung und den Inhalt des Einkaufswagens. So sollen unterschlagene Produkte entdeckt werden. Zudem bietet der Markt in manchen Filialen auch einige Markenprodukte nicht mehr an, da durch den Diebstahl zu hohe Verluste entständen.

Doch nicht nur nach dem Einkauf drohen Störungen: Wie der „Spiegel“ berichtet, schließen einige US-Drogeriemärkte Kosmetik und Zahncreme in Vitrinen ein. Ganz ähnlich wie die verschlossenen Schränke für hochprozentigen Alkohol müssen diese dann erst von Mitarbeitern aufgeschlossen werden.

Auch in Großbritannien greifen die Märkte gegen Diebe durch: Supermärkte übernehmen die Kosten für die Ermittlungen der Polizei.

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