Verhängnisvolle Anrufe und SMS 50.000 Beschwerden: So geht die Bundesnetzagentur gegen Enkeltrick-Betrüger vor

Von Henry Borgelt und afp | 06.09.2023, 06:27 Uhr

Durch Betrug per Telefon und SMS entstehen in Deutschland jährlich Schäden in Millionenhöhe. Allein 2021 wurden Menschen um 1,7 Millionen Euro gebracht. Jetzt vermeldet die Bundesnetzagentur einen Erfolg im Kampf gegen die Telefonbetrüger.

Bei Anrufen wie: „Hallo! Rate mal er dran ist“ oder Textnachrichten, bei denen das Kind ganz dringend Geld braucht, ist Vorsicht geboten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Telefonbetrüger, der mit hinterlistigen Tricks versucht, Geld oder Schmuck zu stehlen. Immer öfter werden solche Fälle gemeldet. Die Bundesnetzagentur greift ein, indem sie die Rufnummern der Betrüger unbrauchbar macht.

Enkeltrick: Rund 8000 Rufnummern abgeschaltet

In diesem Jahr habe sie bereits fast 8000 Rufnummern von den Netzbetreibern abschalten lassen – die allermeisten wegen Fällen im Zusammenhang mit dem sogenannten Enkeltrick, vermeldet die Netzagentur. Wie die Bonner Behörde am Montag mitteilte, ging sie in genau 7799 Fällen gegen Rufnummernmissbrauch vor. Allein in der ersten Jahreshälfte habe es 50.099 Beschwerden wegen solchen Fällen bei der Agentur gegeben.

In über zwei Dritteln der Fälle ging es um Enkeltrick-Fälle, bei denen die Kontaktaufnahme häufig per SMS oder Messenger-Dienste erfolgt.

Enkeltrick als perfide Betrugsmasche

Beim Enkeltrick geben sich die Täter als nahe Verwandte, oft als Enkel von Senioren, aus und erzählen die Lügengeschichte einer finanziellen Notlage etwa durch einen Unfall, eine Notoperation oder einen Hauskauf. Dazu wird eine äußerst dringliche Situation geschildert. Zudem bestehen die Täter oft auf absolute Verschwiegenheit, täuschen eine Überraschung für andere Familienmitglieder vor.

Oft gibt es wiederholte Kontaktversuche, bis das Opfer sich zur Zahlung bereit erklärt. Die Abholung von Bargeld oder Wertsachen erfolgt dann meist durch einen angeblichen Bekannten des Verwandten. Die Polizei NRW gibt an, dass nach solchen Gesprächen viele ältere Opfer hohe Geldbeträge von ihren Konten abgehoben hätten.

Mehr Informationen:
  • Vorsichtig sein, wenn um Geld gebeten wird.
  • Auflegen, wenn Geld von Ihnen gefordert wird, auch wenn es sich um vermeintliche Familienangehörige handelt.
  • Rufen Sie Ihre Familienmitglieder zurück, um sicherzugehen, dass sie wirklich angerufen haben.
  • Niemals Geld an unbekannte Personen übergeben.
  • Informieren Sie bei einem verdächtigen Anruf die Polizei.
  • Wenn Sie Opfer eines Telefonbetrugs geworden sind, wenden Sie sich an die Polizei und erstatten Anzeige.

„Auch nach 20 Jahren hat die Bekämpfung von Rufnummernmissbrauch nichts von ihrer Bedeutung verloren“, erklärte Netzagenturchef Klaus Müller zu den Zahlen. „Immer wieder tauchen neue Szenarien auf und wir gehen konsequent dagegen vor.“ Angehörigen älterer Personen empfiehlt die Polizei, das Thema mit gefährdeten Bekannten und Angehörigen zu besprechen.

Die Netzagentur rät dazu, keinesfalls auf Kontaktversuche einzugehen, in denen Geld oder persönliche Daten gefordert werden. Dabei sollten auch keine persönlichen Informationen wie Namen oder Adressen herausgegeben werden. Melden sich vermeintliche nahe Angehörige plötzlich mit einer neuen Nummer, sei Vorsicht geboten – oft helfe ein einfacher Anruf bei der bewährten Nummer.

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