Der Alltag in Deutschland ist teuer geworden - und er wird noch teurer. Vor allem die steigenden Energiepreise machen uns zu schaffen. Zur Entlastung der Bürger wurden einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, andere werden noch diskutiert. Wir verraten Ihnen, wann die Hilfen bei Ihnen landen und auf welche Sie noch hoffen dürfen.
Angesichts der bevorstehenden Einführung einer Gasumlage hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weitere spürbare Entlastungen in Aussicht gestellt. Seine Regierung werde ein drittes Entlastungspaket verabschieden, „das nicht nur die Kosten der Umlage adressiert, sondern darüber hinausgeht“, sagte Scholz am Montag. Damit sollen also weitere Entlastungen für die Bürger in Deutschland folgen. Einige finanziellen Hilfen wurden bereits auf dem Weg gebracht.
EEG-Umlage: Verbraucher und Firmen zahlen keine EEG-Umlage mehr über die Stromrechnung. Den deutlichen Anstieg der Strompreise gleicht das zwar nicht aus. Laut Finanzministerium sparen die Bürger aber 6,6 Milliarden Euro Stromkosten. Die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird nun über den Bundeshaushalt gestemmt, indirekt zahlt man also weiter mit.
- Wann kommt das beim Bürger an? Die Umlage ist seit Juli von der Stromrechnung verschwunden; es profitiert jeder, der Strom bezahlt.
Energiepauschale: Fast jeder, der in Deutschland arbeitet, bekommt einmalig 300 Euro, um die hohen Preise für den Arbeitsweg abzufedern. Das Geld wird mit dem Gehalt ausgezahlt, dementsprechend zahlt man darauf auch Steuern. Letztlich bekommen Bürger mit hohen Einkommen dadurch weniger als solche mit wenig Geld. Rentner und Studenten ohne Job gehen leer aus.
- Wann kommt das beim Bürger an? Im September mit der Lohnzahlung.
Lindner will Steuerzahler um 10 Milliarden Euro entlasten:
Kinderbonus: Das Kindergeld wird einmalig um 100 Euro pro Kind aufgestockt. Der Bonus wird bei Sozialleistungen nicht als Einkommen angerechnet, dadurch profitieren auch Bezieher von SGB-II-Leistungen.
- Wann kommt das beim Bürger an? Das Geld sollte schon auf dem Konto sein, da es kurz nach dem Juli-Kindergeld ausgezahlt wurde.
Tankrabatt: Für drei Monate wurde die Energiesteuer auf Sprit auf die europäischen Mindestsätze gesenkt. Für Benzin reduzierte sich der Steuersatz um 29,6 Cent pro Liter, für Diesel um 14,0 Cent pro Liter. Laut Studien wurde das weitgehend an die Verbraucher weitergegeben.
- Wann kommt das beim Bürger an? Es gilt schon seit Juni - allerdings nur noch bis Ende des Monats. Dann wird erwartet, dass die Spritpreise wieder steigen.
9-Euro-Ticket: Für die gleichen drei Monate konnten die Bürger günstige Bahntickets für 9 Euro im Monat kaufen. Diese können in allen Nahverkehrszügen bundesweit genutzt werden - für den Weg zur Arbeit genau wie in den Urlaub oder zum Wochenendtrip.
- Wann kommt das beim Bürger an? Das Ticket gibt es schon seit Juni - allerdings nur noch bis Monatsende.
Steuerliche Entlastungen: Der Grundfreibetrag, bis zu dem man keine Einkommensteuer zahlen muss, steigt auf 10.347 Euro, die Werbungskostenpauschale auf 1200 Euro. Fernpendler können außerdem pro Kilometer drei Cent mehr Pendlerpauschale anrechnen.
- Wann kommt das beim Bürger an? Die Änderungen gelten rückwirkend zum 1. Januar 2022. Damit sind sie aber erst nach der Steuererklärung für dieses Jahr für die Bürger auch spürbar.
Einmalzahlung für Leistungsbezieher: Erwachsene, die Hartz IV oder Arbeitslosengeld II bekommen, erhalten eine Einmalzahlung von 200 Euro, um mit den gestiegenen Preisen klarzukommen. Wer Arbeitslosengeld I erhält, bekommt einen Zuschuss von 100 Euro.
- Wann kommt das beim Bürger an? Auch das sollte schon auf den Konten sein: Plan war eine Auszahlung im Juli.
Heizkostenschuss: Der staatliche Zuschuss zu den Heizkosten für Geringverdiener wurde aufgestockt. Wohngeldbezieher, die alleine leben, erhalten 270 Euro, Zwei-Personen-Haushalte 350 Euro, für jeden weiteren Mitbewohner gibt es 70 Euro dazu. Studenten mit Bafög, Bezieher von Aufstiegs-Bafög und Berufsausbildungsbeihilfe erhalten pauschal 230 Euro.
- Wann kommt das beim Bürger an? Laut Bundesregierung sollte der Zuschuss im Sommer ausgezahlt werden, zuständig sind die Bundesländer. Deshalb ist der Auszahlungszeitpunkt unterschiedlich.
Hilfen für Unternehmen: Firmen haben die Möglichkeit, aktuelle Verluste steuerlich in höherem Umfang mit Gewinnen aus den Vorjahren zu verrechnen und Maschinen oder Fuhrparks anders abzuschreiben. Die staatliche Förderbank KfW gibt Unternehmen, die nachweislich vom Ukraine-Krieg betroffen sind, Sonderkredite. Energieintensive Industriebetriebe können wegen der hohen Kosten zudem staatliche Zuschüsse von bis zu 50 Millionen Euro erhalten.
Wie viel Geld spare ich konkret? Wählen Sie die Beispielrechnung aus
Wie genau profitieren Sie also von diesen Entlastungen? Die Bundesregierung hat hierfür diverse Beispielrechnungen für einzelne Gruppen aufgeführt:
Der Single, der jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit pendelt und 61.500 Euro brutto verdient, bekommt laut Finanzministerium rund 425 Euro durch die Hilfspakete. Die steuerlichen Entlastungen machen 146 Euro aus, von der Energiepreispauschale bleiben ihm nach Steuern 185 Euro. Vom Tankrabatt profitiert er (bei gelegentlichen Ausflügen mit dem Auto) mit rund 59 Euro, die Abschaffung der EEG-Umlage macht bei durchschnittlichem Stromverbrauch 35 Euro aus.
Die Rentnerin mit einer Rente von rund 1000 Euro im Monat, Wohngeld und einem Auto für Einkäufe und Familienbesuche hat nach Rechnung des Ministeriums rund 362 Euro raus. Sie bekommt den Heizkostenzuschuss von 270 Euro, profitiert mit rund 57 Euro vom Tankrabatt und mit rund 35 Euro von der Abschaffung der EEG-Umlage.
Die Doppelverdiener-Familie mit zwei Kindern und Jahresgehalt von zweimal rund 35.000 Euro hat laut Ministerium fast 1150 Euro extra. Die steuerlichen Entlastungen machen inklusive Pendlerpauschale 232 Euro aus, von der Energiepreispauschale bleiben nach Steuern 430 Euro auf dem Familienkonto. Dazu kommt ein Kinderbonus von 200 Euro. Der Tankrabatt schlägt bei monatlich rund 2500 Kilometern mit 210 Euro zu Buche, die Abschaffung der EEG-Umlage bringt 76 Euro.
Der Grundsicherungsbezieher mit monatlich 449 Euro Grundsicherung, vollständig übernommenen Miet- und Heizkosten und ohne Auto hat laut Ministerium rund 235 Euro Entlastung. Sie setzen sich zusammen auf 200 Euro Einmalzahlung für Sozialleistungsempfänger und 35 Euro durch die Abschaffung der EEG-Umlage.
Die Selbstständige, die viel mit dem Auto unterwegs ist und ein zu versteuerndes Einkommen von 42.000 Euro im Jahr hat, bekommt laut Ministerium 463 Euro raus. Darin sind 69 Euro durch den höheren Grundfreibetrag, 160 Euro durch den Tankrabatt und 39 Euro durch die Abschaffung der EEG-Umlage. Von der Energiepreispauschale bleiben ihr 195 Euro.
Die Studentin mit Bafög und 450-Euro-Job profitiert laut Ministerium mit 615 Euro. Der Rechnung zufolge bekommt sie die volle Energiepreispauschale von 300 Euro, dazu 230 Euro Heizkostenzuschuss. Durch das 9-Euro-Ticket spart sie rund 50 Euro Semesterticket, die Abschaffung der EEG-Umlage bringt ihr 35 Euro.
Gestiegene Preise im Supermarkt oder drastisch erhöhte Energiekosten verschwinden vorerst nicht von der Bildfläche. Neben den bisher beschlossenen Maßnahmen fragen sich die Bürger: Auf welche weiteren Entlastungen können wir noch hoffen? Wie eingangs berichtet, kündigte Scholz bereits weitere Entlastungen für die Bundesbürger an. Seitdem warten wir gespannt darauf, welche konsequenten Hilfen wir erhalten. Stand jetzt: Unwissenheit. Denn tatsächlich wurde bisher nichts Weiteres beschlossen. Nur so viel steht fest: Das Erfolgsprinzip des 9-Euro-Tickets wird wohl nicht fortgeführt. Bundesweit fordern die Bürger eine Anschlussidee, doch in Sachen Nachfolgeangebot sind sich Bund und Länder noch uneins.
Entlastungen: Nicht alle Bürger profitieren
Zur Diskussion stehen zudem weitere Entlastungen für Geringverdiener wie Hartz-IV-Empfänger. Hierfür setzt sich unter anderem Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang ein:
So oder so: Künftige Maßnahmen werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gleichermaßen für alle gelten. Eher Bedürftige und Geringverdiener werden von anstehenden (jedoch noch nicht beschlossenen) Entlastungen profitieren.
Olaf Scholz kündigt Wohngeldreform an
Zudem hatte Scholz eine Wohngeldreform angekündigt, allerdings werden auch hier lediglich Geringverdiener entlastet. So sollen künftig Heizkostenzuschüsse in das Wohngeld integriert werden. Hiervon profitieren hauptsächlich Rentner, die einen Großteil der Wohngeldempfänger ausmachen. Auch Studenten würden hiervon eine positive Entwicklung vernehmen.
Zurzeit prüft die Bundesregierung auch die geltenden Kündigungsschutzregelungen von Mietern. Angesichts der steigenden Energiepreise werden sich voraussichtlich viele Bürger hierzulande die aktuellen Mieten in Deutschland nicht mehr leisten können - genau hierfür suchen Scholz und Co. Lösungen und Entlastungen.