Vor dem Landgericht Köln wird am Dienstag (09.15 Uhr) die erweiterte Anklage gegen einen wegen Kindesmissbrauchs angeklagten katholischen Priester verlesen. Der 70 Jahre alte Pfarrer war ursprünglich wegen Missbrauchs seiner minderjährigen Nichten angeklagt. Im Laufe des seit November laufenden Strafprozesses meldeten sich jedoch weitere mutmaßliche Opfer und sagten gegen ihn aus. Da die jüngsten Beschuldigungen erst aus dem Jahr 2019 stammen, wurde der Angeklagte schließlich im Gerichtssaal verhaftet, da die zuständige Kammer Wiederholungsgefahr sah.
In dem Verfahren geht es auch um eine mögliche Mitverantwortung leitender Stellen des Erzbistums Köln. Nach den Aussagen der Opfer erstreckte sich der schwere sexuelle Missbrauch des Pfarrers über Jahrzehnte. Immer wieder erfuhr die Leitung des Erzbistums von Gerüchten und Vorwürfen gegen Priester, doch wurde er nur vorübergehend einmal beurlaubt und dann doch wieder eingesetzt. Die als Zeugen verhörten Kirchenvertreter, unter ihnen Erzbischof Stefan Heße, früher Personalchef in Köln, und der ehemalige oberste Kirchenrichter des Erzbistums, Günter Assenmacher, haben alle Vorwürfe von sich gewiesen.