Blonde Zwillinge im Dirndl und ein verrückter Professor mit schwarz-rot-goldener Fliege – so macht ein israelischer Kondomhersteller Werbung für seine Produkte „Made in Germany“. Der Slogan zur Werbekampagne: „We like German, we like strong!“
Deutsche Produkte sind international als besonders hochwertig bekannt – das gilt für Autos, Maschinen und offensichtlich auch für Kondome. Zumindest wirbt die israelische Marke R3 seit einigen Tagen in einem Internetclip offensiv damit, dass ihre Produkte in Deutschland hergestellt werden.
„German Strong“ lautet der Titel des knallbunten Werbevideos, der in den sozialen Medien verbreitet wird. Darin zu sehen: Ein aufgeblasenes Kondom im Hotdog-Brötchen, Lego-Figuren, die an Kondomen durch die Luft schweben, ein Kondom, das sich auf dem Plattenspieler dreht – dazu Bonbon-Farben, schnelle Schnitte und jede Menge Klischees über Deutschland. Hans und Franz kommen genau so vor wie der gespielt deutsche Akzent des Professors und der Singsang von zwei blonden Mädchen: „We like German, we like strong!“ (Zu deutsch: „Wir mögen deutsch, wir mögen stark!“).
Der Clip ist zugeschnitten auf die Generation Social Media, die Botschaft ist eindeutig: Die Kunden sollen Kondome der Marke R3 kaufen, weil sie in Deutschland produziert werden. Das Label „Made in Germany“ steht offenbar auch in Israel für „Zuverlässigkeit und Sicherheit“, heißt es auf der Website der Werbeagentur. Ziel der Kampagne soll es demnach sein, die Marke R3 von ihrem angestaubten Image zu befreien.
Zwei Wochen Zeit und ein Sack Kondome
Um diesen Effekt zu erreichen, beauftragte das Unternehmen Regisseur Tal Zagreba und buchte die in Israel bekannten TV-Stars Merav und Hodaya Malul. Aus einem kleinen Budget und einem Sack voller Kondome entstand ein „Trash-Film“, wie ihn der Regisseur selbst nennt. „Wir konnten beim Schneiden selbst nicht aufhören zu lachen über unser bewusst lächerliches Filmmaterial. Wir haben den Stil bis an die Grenze der Dummheit getrieben“, sagte er gegenüber dem Portal SohoSoho.
Auch inhaltlich ist der Film nicht schlüssig. Der Liedtext vermischt deutsche, englische und hebräische Wörter miteinander. Ein Ausschnitt: „German is the game ba-tinder. Tze li meaframe ya kinder.“ Frei übersetzt bedeutet die Passage etwa: „Deutsch ist das Spiel bei Tinder. Geh‘ mir aus dem Weg, Kind!“ Oder: „German strong it’s like a rock, when you want to knock knock knock“ – „Deutsch stark ist wie ein Fels, wenn du klopfen, klopfen, klopfen willst“. Was auch immer der Sinn dieser Sätze sein soll, bei den israelischen Facebook-Nutzern scheinen sie gut anzukommen. Mehr als 400.000 Aufrufe hat das Video bisher, es wurde mehr als 3.000 Mal kommentiert. Dabei ist es erst seit wenigen Tagen online: Die Erscheinung wurde auf den 9. Juni, den Tag der „Pride Parade“ in Tel Aviv gelegt.
Deutsche Zuschauer können sich selbst eine Meinung zur Neuinterpretation des Qualitätssiegels „Made in Germany“ bilden. Von Belustigung bis Befremden dürfte alles dabei sein.