Zehntausende Nutzer empört Verkaufte Liebe? Fassade nach rührendem Instagram-Heiratsantrag bröckelt

Von Mark Otten | 24.06.2019, 19:00 Uhr

Ein US-Pärchen hat Zehntausende Instragram-Nutzer mit einem mehrtägigen Heiratsantrag in ihren Bann gezogen. Doch die romantische Fassade bröckelt.

Verliebte Menschen haben einen Hang zu ungewöhnlichem Verhalten. Der Amerikaner Gabriel Grossman wollte seiner Freundin Marissa Casey Fuchs einen ganz besonderen Heiratsantrag machen: Die ganze Welt sollte via Instagram dabei zusehen, wie Grossman seine große Liebe dafür auf eine mehrtägige Schnitzeljagd schickte. Traditionelle Hochzeiten seien wirklich nicht deren "Style", sagte er.

Romantische Schnitzeljagd live bei Instagram

Freundin Marissa Fuchs zeigte sich stets überrascht. "Was passiert hier?!", fragte sie unter dem Ankündigungs-Video ihres Freundes. Das Liebespaar kommunizierte fortan per Instagram und Marissa hielt ihre "Follower" live über neue Hinweise und Geschehnisse auf dem Laufenden. (Weiterlesen: Facebook testet Instagram ohne "Likes")

Bei verschiedenen Stationen in New York gab es Schmuck, Styling, Schminke und etwas zu essen, dann ging es nach Montauk, nach Miami und nach Paris. Im letzten Video ging die Umworbene – unter Tränen und von Emotionen geschüttelt – vor einem französischen Schloss zu Boden und sagte Ja. Doch die bislang schöne Geschichte hat einen Haken.

Die romantische Fassade bröckelt

Tausende Instagram-Nutzer hatten die Geschichte in den sozialen Medien verfolgt, unter dem Sammelbegriff – auch "Hashtag" genannt – #WhereIsGabe (deutsch: "Wo ist Gabe?") mitgefiebert und spekuliert, was als nächstes passieren könnte. Doch bald gab es die ersten Störgeräusche: Einige Nutzer wussten, wohin es Fuchs als nächstes verschlagen würde. Der Grund: Der gesamte Antrag war nicht nur – und verständlicher Weise – von langer Hand geplant, sondern als professionelles Vermarktungskonzept vorab an verschiedene Firmen und Agenturen verschickt worden.

Präsentation für "einzigartige Antrags-Erfahrung"

Man sei erfreut, den Marken die Teilnahme an dieser "einzigartigen Antrags-Erfahrung" zu ermöglichen, heißt es dort unter anderem. Grossmans Präsentation listet die geplanten Stationen samt Zeitangabe auf, nennt vorgesehene Instagram-Beiträge, bietet private Fotos und erzählt die Kennenlerngeschichte des Paares. Immer wieder nennt der Amerikaner dabei das Instragram-Konto seiner Freundin, die unter anderem als "Influencerin" arbeitet, und verweist auf die Zahl ihrer "Follower" – eine Art Währung für Werbetreibende und professionelle Instagram-Nutzer. Tatsächlich wurden in den Antrags-Beiträgen immer wieder Markennamen eingefangen und in Bild- und Videobeschreibungen erwähnt. (Weiterlesen: Werbung bei Whatsapp kommt: So sieht der Messenger bald aus)

Verlobter reagiert auf Kritik

Später reagierte der nun verlobte Amerikaner auf die Kritik und den Vorwurf der abgesprochenen Geldmacherei. Ein Social-Media-Experte habe ihm bei dem Konzept geholfen, seine Freundin habe nichts von der Aktion gewusst, sagte er. Grossman selbst habe für die Einblendungen einen großen Rabatt beim Schmuck bekommen, seine Freundin einige kostenlose Kleider, Geld sei jedoch nicht geflossen, sagte er dem US-Protal "The Atlantic".

Am Ende der fünftägigen "Verlobungs-Erfahrung" hatte Marissa Fuchs außerdem rund 50.000 "Follower" mehr bei Instagram – die Kommentarfunktion unter den Antrags-Beiträgen hat sie wegen der Show-Vorwürfe jedoch deaktivieren müssen. (Weiterlesen: Ring statt Burger – Heiratsantrag bei McDonald's Osnabrück)

Ein Preisschild für die Liebe

Prominente und "Influencer" planen ihre Beiträge öfter gemeinsam mit Firmen, die sich im Gegenzug an Kosten beteiligen oder kostenlos Produkte beisteuern. In Deutschland sorgte unter anderem der "Bachelor"-Teilnehmer Leonard Freier für Aufsehen. Er und seine Partnerin hatten die gemeinsame Hochzeit praktisch komplett vermarktet – und dafür Kritik und Spott geerntet.

TEASER-FOTO: