Schon länger ist bekannt, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg eine Konkurrenz-Plattform zu Elon Musks Twitter aufbauen will. Am Donnerstag ist die neue App „Threads“ erschienen – doch Nutzer innerhalb der EU müssen noch warten.
Der unter Elon Musk in die Krise geratene Kurznachrichtendienst Twitter hat einen mächtigen neuen Konkurrenten. Der Facebook-Konzern Meta brachte in der Nacht zu Donnerstag seine App Threads mit ähnlicher Funktionsweise in mehr als 100 Ländern, darunter auch in den USA, an den Start. Und das offenbar mit Erfolg: Die App habe die Zehn-Millionen-Nutzer-Marke bereits sieben Stunden nach dem Start geknackt, schrieb Meta-Chef Mark Zuckerberg am Donnerstag.
In der Europäischen Union wird die App allerdings noch nicht verfügbar sein. Man werde aber laufend prüfen, die App auch in Europa anzubieten.
Warum Metas „Threads“ als ernste Twitter-Konkurrenz gilt
Während es mehrere kleinere Twitter-Konkurrenten gibt, gilt Mark Zuckerbergs Meta als besonders starker Rivale. Der Konzern weiß, wie man große Online-Plattformen betreibt und hat anders als der langjährige Platzhirsch Twitter keine Geldprobleme.
Ein Startvorteil könnte zudem die Basis von mehr als einer Milliarde bereits miteinander verknüpfter Nutzer sein: Die Threads-App ist angebunden an Metas beliebte Foto- und Videoapp Instagram. Bei anderen Twitter-Rivalen wie Mastodon, Bluesky und T2 müssen solche über Jahre gewachsenen Nutzer-Netzwerke erst neu geknüpft werden.
Was ist in Threads alles möglich?
Instagram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App übernehmen. Text-Beiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Beim 2006 gestarteten Twitter lag die Text-Grenze ursprünglich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdoppelt.
Bis zur Threads-Einführung in der EU können Nutzer aus der Region Beiträge zwar in einer Web-Ansicht betrachten, sie aber weder teilen noch liken.
Neben den Accounts, denen sie folgen, sollen Nutzer von Threads auch „empfohlene Inhalte“ von anderen Profilen in ihren Feed gespielt bekommen, wie es in einem Blogeintrag von Meta hieß. Die Beiträge werde dabei nicht in chronologischer Reihenfolge angezeigt, sondern von der Software geordnet. Zunächst gibt es keine Möglichkeit, sich nur Inhalte aus den Profilen anzeigen zu lassen, denen man folgt. Der Dienst behält sich vor, eine breite Palette von personenbezogenen Daten zu erfassen.
Ringkampf zwischen Elon Musk und Mark Zuckerberg?
Damit sind die Weichen für ein geschäftliches Duell zwischen Musk und Zuckerberg gestellt, nachdem sich die beiden Milliardäre im Juni bereits zu einem Schaukampf im Ring bereiterklärt hatten. Die „New York Times“ berichtete am Wochenende, ein solcher Kampf werde tatsächlich vorbereitet – allerdings sei weiterhin offen, ob er auch tatsächlich stattfinden werde. Der 39-jährige Zuckerberg trainiert mit Kampfsport-Trainern und ist sichtlich fitter als der 52-jährige Tech-Milliardär Musk.
Neuerungen bei Twitter
Die von Neubesitzer Elon Musk massiv umgekrempelte Plattform Twitter steckt derweil in neuen Turbulenzen und versucht, Nutzer seiner App Tweetdeck zu zahlenden Abo-Kunden zu machen. Tweetdeck, auf das vor allem professionelle Twitter-Nutzer wie Journalisten zurückgreifen, bekommt eine neue Version, die nach 30 Tagen kostenpflichtig werden soll, wie der Dienst am Montag ankündigte.
Auf die Ankündigung folgten Probleme bei Tweetdeck, wo unter anderem die Anzeige von Listen gestört war. Nur über Tweetdeck ließen sich zuletzt noch Tweets ohne Werbung und mit automatischer Aktualisierung anzeigen. Dass die Vielnutzer-Software kostenpflichtig werden könnte, wurde bereits seit Jahren spekuliert – auch schon lange vor der milliardenschweren Übernahme durch Musk im Herbst 2022.
Musk beschränkt Anzeige von Tweets
Das Technologieblog „The Verge“ lieferte unter Berufung auf Software-Entwickler eine Erklärung für die jüngsten Probleme bei Tweetdeck: Twitter habe Schnittstellen gekappt, über die das Programm bisher auf die Plattform zugriff.
Musk hatte bei Twitter in einem beispiellosen Schritt am Wochenende zudem Beschränkungen für die Anzeige von Tweets verfügt. Demnach sollen zahlende Abo-Kunden pro Tag bis zu 10.000 Tweets lesen können und Nutzer ohne Abo bis zu 1000 Beiträge. Musk erklärte den Schritt damit, dass es zu viele Versuche gebe, große Datenmengen von Twitter abzuschöpfen.