Der Luca-App droht eine Kündigungswelle durch die Bundesländer. Die Anbieter wollen aber nicht kampflos aufgeben.
Die Macher der umstrittenen Luca-App zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind den Bundesländern in den laufenden Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung entgegengekommen.
Luca-System zum halben Preis
Der Hersteller halbierte die Kosten: Pro Gesundheitsamt werden künftig 9000 Euro im Jahr fällig statt bislang 18.000 Euro. Damit könne die Infrastruktur und Software des Luca-Systems erhalten bleiben, sagte Culture4Life-Geschäftsführer Patrick Hennig der Deutschen Presse-Agentur.
Die Länder müssen sich außerdem nicht mehr für ein volles Jahr auf die Nutzung des Luca-Systems verpflichten, sondern können sich Monat für Monat entscheiden, ob die Gesundheitsämter die Luca-Daten nutzen können, teilte die Betreibergesellschaft Cultur4Life am Montag in Berlin mit.
Die Verträge mit 13 Bundesländern – alle außer Sachsen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen – hatten bislang ein Jahresvolumen von 20 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Die Sorge vor der Kündigungswelle
Nach Schleswig-Holstein und Bremen haben sich mittlerweile auch die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt dafür entschieden, die Lizenzverträge nicht zu verlängern. Die restlichen acht Länder wollen zeitnah eine Verlängerung prüfen.

Die Luca-App war vor gut einem Jahr mit großen Erwartungen gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern möglichst datenschutzfreundlich und effizient zu erledigen. An dem System entzündete sich aber immer wieder heftige Kritik.
Zentrale Datenspeicherung und geringe Nutzung
Luca-Skeptiker stören sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Außerdem bezweifeln sie, dass das Luca-System die Gesundheitsämter tatsächlich wirkungsvoll unterstützen kann. In Bremen hat das Gesundheitsamt nur zehn Mal Daten abgefragt. In Bayern und Baden-Württemberg soll es in den vergangenen Wochen kaum noch Zugriffe auf das Luca-System durch Gesundheitsämter gegeben haben.
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Hennig erklärte, damit dem Gesundheitsschutz weiterhin maximal gedient sei, wolle Luca den Bundesländern die Flexibilität geben, das System immer dann einzusetzen, wenn sie es brauchen. "Luca wird die Basisversorgung mit der Luca-Technologie in jedem Bundesland langfristig aufrechterhalten und jedem Bundesland die Möglichkeit geben, jederzeit nach Bedarf das System für einen quasi beliebigen Zeitraum einzusetzen." Eine entsprechende Information sei bereits an die Bundesländer verschickt worden.
Luca nimmt Gastro- und Kulturbranche in den Blick
Gleichzeitig wolle sich Luca stärker als Digitalisierungs-Partner der Gastronomie und Kulturbranche positionieren. So könne Luca die Ein-Stopp-Lösung werden, um Ticket, Impfstatus und einen unter Umständen erforderlichen Testnachweis vorzulegen.
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Luca-App: Versprechen versus Realität
Hätte Luca gehalten, was die Macher versprochen haben und in der Theorie möglich gewesen wäre, hätten alle Länder ihre Verträge ohne zu zögern verlängert.
Fakt ist jedoch, dass die Gesundheitsämter das Luca-System vielerorts kaum bis gar nicht genutzt haben. Die Gründe dafür sind zweitrangig. Wichtig ist das Ergebnis: Luca hat – entgegen aller Werbeversprechen und PR-Parolen – nicht nennenswert dazu beigetragen, die Gesundheitsämter zu entlasten und Infektionsketten zu durchbrechen. Doch genau dafür hatten die Länder in Summe rund 20 Millionen Euro Steuergelder gezahlt.
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Der Luca-Rabatt als Eingeständnis
Vor diesem Hintergrund wirkt der plötzliche Rabatt wie ein Eingeständnis des Herstellers, dass das Luca-System die bisherigen Preise nicht rechtfertigt und kaum ein aktueller Vertragspartner bereit ist, diese weiter zu zahlen. Doch ein System, dass seinen eigentlichen Auftrag nicht erfüllt, ist keinen weiteren Euro Steuergeld wert.
Wie Luca bald Geld verdienen will
Wenn die öffentlichen Gelder nicht mehr sprudeln, müssen andere Einnahmequellen her. Kein Wunder, dass das Unternehmen mit dem großen Datenschatz von Millionen Nutzern ankündigt, Digitalisierungspartner der Gastronomie und Kulturbranche werden zu wollen.
So eine Änderung des Geschäftsmodells steht jedem privatwirtschaftlichen Unternehmen zu. Allerdings ist es im Falle Luca genau das, wovor Datenschützer stets gewarnt haben. Nun drohen die im Kampf gegen die Pandemie gesammelte Daten zur Basis für neue Geschäftsfelder zu werden.
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