Zucker und Kinderzähne Kinder und viel zu viel Naschen: Eine Mutter versagt

Von Corinna Berghahn | 06.03.2017, 08:00 Uhr

Zucker ist in etwa so gesund wie Chrystal Meth. Das weiß auch unsere Elternkolumnistin. Also ist Naschen für ihre Kinder verboten. Naja, nicht ganz. Also eigentlich gar nicht.

In der vergangenen Woche hat Daniel Benedict einen Erfahrungsbericht von der Front aka: Kindergeburtstag daheim geschrieben – und unsere Elternkolumnistin dann gefragt: Wie viel dürfen Eure Kinder naschen? Dies ist ihre Antwort:

Lieber Daniel,

bei dieser Frage kann ich nur verlieren. Lüge ich, dann lüge ich. Schreib ich die Wahrheit, dann schütteln viele den Kopf über mein Verhalten.

Also lügen: Unser Kind Eins isst nur gesunde Sachen, selbstangebaut und geerntet. Zu Rohkost, Vollkornbrot und -nudeln gibt es nur stilles Wasser. Na gut, Süßes gibt es auch: zum Geburtstag ein Gummibärchen aus dem Bioladen. Denn Zucker, das weiß man jetzt, ist so gesund wie Chrystal Meth, jedenfalls für Zähne, Teint und Geist. (Weiterlesen: Wie pflege ich die Zähne meines Kindes richtig?)

Glaubst Du mir? Nein, Du warst ja schon mehrere Male bei uns und bist dabei auf Smarties und Kuchenkrümel getreten. Die Wahrheit ist: Es gibt etwas zum Naschen für unsere Kinder. Und dabei ist das Wort „etwas“ sehr interpretierbar.

Alles eine Frage der Zähne

Ginge es nach mir, gäbe es weniger, als mein Mann zulässt. Was wohl daran liegt, dass seine Zähne trotz exorbitanten Zuckerkonsums in der Kindheit immer noch blitzen statt bröseln. Bei mir ist das leider anders, also will ich meine Kinder vor einem Dauerabo beim Zahnarzt retten. Klappt so halbgut. Und Zucker ist ja auch Ü-BER-ALL drin. Das weiß ich, das weiß irgendwie auch mein Mann, und Kind Eins schmeckt es.

Und dann kommt ja noch Faktor G: die Großeltern. Dort wird den Kindern nicht nur viel Liebe, sondern auch Süßes geschenkt. Was seltsam ist: Warum habe ich als Kind bei meinen Eltern so selten etwas Süßes bekommen – und ihre Enkel werden zugeschüttet mit Zuckerprodukten?

Wie auch immer. Ich finde das Verwöhnprogramm bei Omis und Opas ja toll, aber das ist dann selbst meinem Mann zuviel. Kind Eins jedoch liebt es bei Oma und Opa oder bei der Omi.

Putzen, damit der Arzt nur guckt

Und irgendwie ist es ja auch schwierig: Ich selbst mag allen Zahnwehs zum Trotz Süßes gern. Und ich esse es manchmal heimlich, wegen des Vorbildcharakters. Konsequent geht also anders.

Glücklicherweise putzen jedoch beide Kinder gerne ihre Zähne. Dieses Morgen- und Abendritual ist sehr beliebt, wobei Kind Eins fast alleine putzt (wir putzen nach). Kind Zwei hingegen darf erst einmal unsere Zahnbürste halten, bevor es seine eigene Bürste in den Mund bekommt. Noch lieber mochte es natürlich das Eis, das es vor Kurzem probieren durfte (nicht bei mir!). Der Weg in die Sucht ist also geebnet ...

Deine Corinna

P.S.: Dürfen deine Kinder von Dritten angebotene Süßigkeiten oder Kinderwürste annehmen?

Vater, Mutter, Kind: Über die Elternkolumne

Impfen oder nicht impfen? Was tun, wenn die Tochter sich eine Kuh wünscht? Wie erträgt man Kinderschlager? Eltern stehen täglich vor harten Gewissensfragen. Unsere Kolumnisten kennen das: Corinna Berghahn, vor einem knappen Jahr wieder Mutter geworden, hat ihrer fünfjährigen Tochter schon den Adventskalender geplündert. Daniel Benedict, Vater eines Zweijährigen und eines Kleinkindes, intrigiert bei den Großeltern, damit seine Söhnen weniger Geschenke kriegen. Im wöchentlichen Briefwechsel schütten sie auf www.noz.de/elternkolumne einander das Herz aus.

Das Buch zur Kolumne gibt es jetzt auch:

Daniel Benedict/Corinna Berghahn: „Vater, Mutter, Kind – 99 Elternbriefe aus dem Alltag.“ Das Buch kostet 19,99 Euro und ist erhältlich in den Geschäftsstellen Ihrer Tageszeitung, online unter noz.de/shop sowie telefonisch unter 05 41/310-10 44 (Mo.–Fr. 9–16 Uhr).

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