An keinem Tag im Jahr brennt die Luft in Familienhaushalten heißer als am Kindergeburtstag. Ein Erfahrungsbericht von der Front.
In der letzten Woche hat Corinna Berghahn die Barbie-Puppen ihrer Töchter gegen ihre feministischen Feinde verteidigt und ihren Kollegen gefragt: „Feiert Ihr schon Kindergeburtstage? Also auch mit kindlichen Gästen?“ Dies ist die Antwort von Daniel Benedict:
Liebe Corinna!
Im Internet habe ich gerade nach beliebten Ideen für Kindergeburtstage gesucht. Das Netz ist voll davon. Aber wenn ich mir ausmale, wie ich ein Dutzend Vierjährige beim Schwarzlicht-Minigolf oder in der Fashion School for Kids zusammenhalte, wird mir sofort klar: Beim Feiern bin und bleibe ich ein elender Traditionalist. Für mich besteht ein richtiger Kindergeburtstag seit 40 Jahren aus Eierlaufen, Bonbon-Schnecke und einer großen Tafel Schokolade, die man in Fäustlingen und mit Messer und Gabel isst.
Leider muss man nach dem Schwängern noch lange warten, bis die Jubilare das Konzept wenigstens in den Grundzügen verstehen. Unsere bisherigen Kindergeburtstage waren jedenfalls kaum vom alltäglichen Kaffeeklatsch zu unterscheiden. Mal abgesehen vom Kuchen. Beim allerersten hatten wir uns auf ein gesundes Babyrezept verlassen und den Zucker durch Bananen ersetzt. Der Geburtstagskuchen war so zäh, dass ich versehentlich zwei Kerzen mitgegessen habe, ohne einen Unterschied zu bemerken.
Mittlerweile sind wir immerhin so weit, dass wir die Kinder behutsam auf das Topfschlagen hinführen. Meiner Erfahrung nach sind Dreijährige mit dem Regelwerk noch heillos überfordert; wenn man nicht selbst betrügt und dem Geburtstagskind eigenhändig die Augenbinde lupft, endet das Spiel nie. Meine Kinder finden Geburtstage natürlich trotzdem großartig, selbst wenn sie nur Gäste sind, keine Geschenke auspacken dürfen und gar nichts anderes passiert als sonst auch: das gemeinschaftliche Zerlegen des gesamten Haushalts.
Das Zerstörungspotenzial ist bei Partys natürlich höher als sonst, weil die Kinder aufgeregter sind und auch zahlreicher. Wir feiern deshalb gern auf Spielplätzen. Auch das hilft allerdings nicht immer. Mein Arbeitsvertrag beispielsweise sieht ziemlich übel aus, seit ich ihn versehentlich mit der Kaffeekanne und einer Geburtstagstorte im selben Rucksack transportiert habe. Genau genommen weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt noch angestellt und zu dieser Kolumne verpflichtet bin. Früher haben wir Geburtstage auch oft ins örtliche Familienzentrum verlegt, aber das ist seit Kurzem leider per Aushang verboten. Keiner weiß warum, aber ich schwöre: Meine Kinder haben nichts damit zu tun.
Herzliche Grüße!
Dein Daniel
PS Wie viel dürfen Eure Kinder naschen?
Vater, Mutter, Kind: Über die Elternkolumne
Impfen oder nicht impfen? Was tun, wenn die Tochter sich eine Kuh wünscht? Wie erträgt man Kinderschlager? Eltern stehen täglich vor harten Gewissensfragen. Unsere Kolumnisten kennen das: Corinna Berghahn, vor einem knappen Jahr wieder Mutter geworden, hat ihrer fünfjährigen Tochter schon den Adventskalender geplündert. Daniel Benedict, Vater eines Zweijährigen und eines Kleinkindes, intrigiert bei den Großeltern, damit seine Söhnen weniger Geschenke kriegen. Im wöchentlichen Briefwechsel schütten sie auf www.noz.de/elternkolumne einander das Herz aus.
Das Buch zur Kolumne gibt es jetzt auch:
Daniel Benedict/Corinna Berghahn: „Vater, Mutter, Kind – 99 Elternbriefe aus dem Alltag.“ Das Buch kostet 19,99 Euro und ist erhältlich in den Geschäftsstellen Ihrer Tageszeitung, online unter noz.de/shop sowie telefonisch unter 05 41/310-10 44 (Mo.–Fr. 9–16 Uhr).