Neue Bertelsmann-Studie Jobwechsel: Für wen er sich finanziell lohnt – und für wen er einen Abstieg bedeutet

Von Mark Otten und dpa | 06.06.2023, 11:14 Uhr

Viele Angestellte versprechen sich von einem Jobwechsel eine Verbesserung ihrer Situation. Doch eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, dass ein Wechsel vor allem für eine bestimmte Gruppe eher Nachteile hat.

Ein Jobwechsel kann einer Analyse zufolge vor allem für Beschäftigte mit geringer Qualifikation und in helfenden Tätigkeiten einen Abstieg bedeuten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag, 6. Juni, veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung zu beruflichem Wechsel und den Folgen für die Betroffenen.

Jobwechsel für Helfer von Nachteil

Benachteiligt sieht die Analyse vor allem Helfer. Gerade diese Beschäftigten wechselten den Job doppelt so häufig wie Fachkräfte und landeten oft fremden Berufen – „zumeist ohne Aufstiegschancen und die Aussicht auf eine bessere Bezahlung“.

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Zur Definition von „Helfer“ erläuterte Studienautor Roman Wink, damit werde beschrieben, auf welchem Niveau eine Person beschäftigt sei. Diese Tätigkeit erfordere keine Berufsausbildung. Vielfach handele es sich um Geringqualifizierte, also Menschen ohne Berufsabschluss. Aber auch Personen mit Berufsabschluss könnten als Helfer beschäftigt sein.

Beschäftigte, die als Helfer tätig seien, müssten sich beim „Job-Hopping“ stärker an der Nachfrage des Arbeitsmarktes ausrichten als nach ihren vorhandenen Kompetenzen – und daher immer wieder neu angelernt werden. Frauen seien bei Berufswechseln oft schlechter gestellt.

Für wen sich ein Jobwechsel lohnt

Ein beruflicher Neustart mache sich vor allem dann bezahlt, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in verwandte Tätigkeiten wechselten. „Das Lohnplus kann dann um bis zu 3500 Euro brutto pro Jahr höher ausfallen als bei einem Wechsel in nicht verwandte Berufe“, hieß es. „Je mehr Wissen aus dem alten Beruf auch in der neuen Tätigkeit genutzt werden kann, desto größer ist die Aussicht auf einen erfolgreichen Jobwechsel.“ Davon profitierten in erster Linie Fachkräfte und Spezialisten.

Eine höhere Erwerbsbeteiligung sei ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel, betonte der Arbeitsmarktexperte der Stiftung, Tobias Ortmann. Gelinge der Wechsel, sei das auch für die Arbeitgeber ein Gewinn.

Mehr Informationen:

Die Studie „Bessere Perspektiven bei Jobwechseln – Zur Ähnlichkeit beruflicher Übergänge“ analysiert berufliche Wechsel und daraus resultierende Einkommens- und Beschäftigungseffekte auf dem Arbeitsmarkt. Die Analysen basieren auf einem verknüpften Datensatz des Nationalen Bildungspanels mit Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Zudem wurden offizielle Berufsinformationen der Bundesagentur für Arbeit einbezogen.

Die Studie hob hervor, dass Geringqualifizierte und Helfer in den meisten Fällen über verwertbare Kompetenzen verfügten, auch wenn diese nicht formal durch Zertifikate belegbar seien. Daher brauche es Verfahren, um die Fähigkeiten sichtbar zu machen, forderte Wink.

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