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Nachfolgeprogramm für Baukindergeld Neue Eigenheimförderung für Familien: Wer wie viel Geld vom Staat bekommt

Von Eva Dorothée Schmid | 01.06.2023, 14:41 Uhr

Wegen steigender Zinsen können sich Familien oft kein Wohneigentum mehr leisten. Zudem ist im vergangenen Jahr das Baukindergeld ausgelaufen. Jetzt soll eine neue Eigenheimförderung für Familien helfen, den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Die Hürden sind allerdings hoch.

Ab Juni 2023 können Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen für den Neubau eines klimafreundlichen Hauses zinsgünstige Kredite von der Förderbank KfW bekommen. Das Förderprogramm läuft unter den Namen Kredit 300. Laut Bauministerin Klara Geywitz (SPD) liegt der Zinssatz zum Start bei 1,25 Prozent. Das ist deutlich günstiger als die marktüblichen Zinsen von aktuell rund 3,5 Prozent für Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung.

Eine Familie mit zwei Kindern könne beim Bau eines besonders klimafreundlichen Hauses rund 40.000 Euro sparen, erklärte Geywitz. „Das neue Programm ist für Eigentümer eine verlässliche Stütze und macht damit klimafreundliche Bauprojekte plan- und bezahlbar.“

Die neue Eigenheimförderung ist auch eine Reaktion auf die zuletzt gesunkenen Zahlen beim Neubau von Einfamilienhäusern. Wegen der stark gestiegenen Zinsen und hohen Materialkosten habe es eine erhebliche Verunsicherung bei den Bürgern gegeben, sagte Geywitz. „Das hat natürlich sehr viele Kalkulationen auch von Familien über den Haufen geworfen. Und hier setzt diese neue Förderung an.“

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Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr 295.300 Wohneinheiten fertiggestellt, das waren nur 1900 Wohnungen mehr als 2021. Bei Einfamilienhäusern konstatierten die Statistiker ein Minus von 1,5 Prozent. Bundesweit wurden 2022 nur gut 77.000 Einfamilienhäuser gebaut.

Welche Familien Anspruch auf die Eigenheimförderung haben

Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind können die neue Förderung bekommen. Dabei dürfen sie maximal ein zu versteuerndes Haushaltseinkommen von 60.000 Euro haben. Mit jedem weiteren Kind erhöht sich diese Grenze um 10.000 Euro. Anspruchsberechtigt sind laut Geywitz damit drei Viertel aller Haushalte in Deutschland.

Voraussetzung ist, dass die Familie das Haus selbst bewohnen will – und nicht schon anderes Wohneigentum hat. Ferienwohnungen und Zweitwohnsitze werden nicht gefördert.

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Welche Häuser förderfähig sind

Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht, gibt es die Kredite außerdem nur für Neubauten mit einem geringen Energieverbrauch. Konkret müssen sie mindestens den KfW-Standard EH40 erfüllen. Das bedeutet, dass das Gebäude nur 40 Prozent der Energie verbrauchen darf, die ein Standardhaus benötigt. Um eine höhere Förderstufe zu erreichen, müssen die noch strengeren Kriterien für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erfüllt werden.

So viel Geld gibt es bei der Eigenheimförderung für Familien

Wie viel Geld Familien vom Staat bekommen ist abhängig von der Klimafreundlichkeit des Hauses und der Zahl der Kinder. Zum Start gilt für einen Kredit mit bis zu 35 Jahren Laufzeit und zehn Jahren Zinsbindung ein Zinssatz von 1,25 Prozent. Das kann aber schwanken.

In der niedrigsten Förderstufe kann eine Familie mit ein oder zwei Kindern maximal 140.000 Euro zinsgünstig aufnehmen. Diese Summe steigt bis auf 190.000 Euro bei fünf Kindern. Wer noch klimafreundlicher baut, kann mit ein oder zwei Kindern 190.000 Euro bekommen, mit fünf Kindern bis zu 240.000 Euro.

Wie viel Geld im Fördertopf ist

Für 2023 stehen laut Geywitz mindestens 350 Millionen Euro bereit, um die günstigen Kredite zu ermöglichen. Ist der Topf leer, dann können keine weiteren Förderanträge gestellt werden. Wie viel Geld die Bundesregierung in den Folgejahren für das Förderprogramm zur Verfügung stellt, steht noch nicht fest. Dazu muss erst der Bundeshaushalt für 2024 verabschiedet werden.

Förderung auch für den Wohnungs- oder Hauskauf möglich

Auch wer neu gebautes, klimafreundliches Wohneigentum kaufen möchte, kann die Förderung bekommen. Die Gebäude müssen dafür innerhalb von einem Jahr nach Bauabnahme erworben werden und auch die Klima- und Effizienzstandards erfüllen.

Das müssen Familien beim Antrag der Förderung beachten

Wer einen günstigen Kredit beantragen will, muss mit einem Energieeffizienz-Experten zusammenarbeiten. Dieser prüft und bestätigt die Einhaltung der Anforderungen. Der Kredit wird dann noch vor Baustart bei einer Bank, Sparkasse, Bausparkasse oder einem Finanzvermittler beantragt. Einen solchen Energieeffizienz-Experten kann man auf der Seite der KfW suchen.

Kritik an dem neuen Förderprogramm für Familien

Die Einkommensgrenze bis zu der die zinsgünstigen Kredite gewährt werden, ist der größte Kritikpunkt. „Wer diese Förderung in Anspruch nehmen will, braucht ein niedriges Einkommen und muss gleichzeitig vermögend sein“, sagte Wohnungsmarktforscher Matthias Günther vom Pestel-Institut der Funke Mediengruppe. Michael Neumann vom Kreditvermittler Dr. Klein kritisierte, die geforderten Standards für Energieeffizienz könnten sich trotz Förderung nur wenige leisten. Bundesbauministerin Geywitz entgegnete, man habe sich am Durchschnittseinkommen der Antragsteller beim Baukindergeld orientiert, das unter 60.000 Euro gelegen habe.

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Kritisiert wird zudem, dass der Kreditrahmen zum Kauf einer Immobilie in den allermeisten Gegenden in Deutschland nicht ausreicht. „Mit der aktuellen Einkommensgrenze ist es in vielen Städten schlicht nicht mehr möglich, eine Immobilie zu erwerben, die gefördert wird“, erklärte der Zentralverband des Baugewerbes. „Die Kaufpreise sind für viele potenzielle Bauwillige einfach zu hoch.“ Finanzierungsvermittler fordern Unterstützung auch für die Umwidmung und Aufstockung bestehender Immobilien.

Der baupolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak, kritisierte im „Handelsblatt“, dass der Kauf von Bestandsimmobilien gar nicht mehr gefördert werde. „Das führt dazu, dass in Städten und Ballungsgebieten, wo Eigentumsbildung fast ausschließlich im Bestand stattfindet, faktisch keine Förderung mehr gewährt wird.“ Auch im ländlichen Raum habe das negative Folgen. Die Fokussierung auf den Neubau führe zu einer Verödung der Dorfkerne, weil es dann attraktiver sei, Neubaugebiete am Dorfrand auszuweisen.

Mit Material von dpa

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