Hohe Zinsen lassen in vielen Familien gerade den Traum vom Eigenheim platzen. Zugleich beschleunigen das Heizungsgesetz und steigende Energiepreise den Wertverfall älterer Häuser. Bundesbauministerin Klara Geywitz will beiden Seiten helfen und macht im Gespräch mit unserer Redaktion ein Versprechen.
„Wir haben viele alte Häuser und wir haben einen wachsenden Bedarf an Wohnraum und an bezahlbaren Einfamilienhäusern“, sagte die SPD-Politikerin. „Um das zusammenzubringen, will ich ein neues Programm zur Förderung des Erwerbs von Bestandsimmobilien aus der Taufe heben, und zwar zusätzlich zur bestehenden Neubauförderung!“.

Das Volumen stehe noch nicht fest, die Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung liefen noch, sagte Geywitz. Sie sei aber „guten Mutes“, dass es „in wenigen Wochen eine Entscheidung geben wird“.
Das neue Förderprogramm könnte aus Sicht der Ministerin auch den derzeitigen Wertverfall unsanierter Häuser stoppen oder zumindest bremsen. „Wenn wir die Nachfrage nach Bestandshäusern stärken, dürfte das auch die Preise im Bestand stabilisieren“, sagte die Ministerin. „Und wenn dadurch mehr saniert wird, ist das auch ein Gewinn für Umwelt und Klima.“
Zum Hintergrund: Im ländlichen Raum fallen die Angebotspreise für Häuser der schlechtesten Energieeffizienzklassen inzwischen um 41 bis 51 Prozent günstiger aus als für top-sanierte Häuser, so eine Erhebung des Portals immoscout24.
Was hinter dem Werteverfall unsanierter Häuser steckt.
Selbst Immobilien mit Energiestandard B verzeichnen im ländlichen Raum ein Minus von 16 Prozent gegenüber ganz modernen Häusern. „Aus Sorge, hohe Investitionskosten zur Erfüllung von Klimaschutzauflagen nicht aufbringen zu können, sieht fast jeder Vierte (23 Prozent) vom Eigentumserwerb ab”, heißt es in einer weiteren Studie des Portals.
Für die gestiegenen Zinsen sind Geywitz, Habeck und die EU, die Sanierungspflichten einführen will, nicht verantwortlich. Aber die Vorgaben aus Berlin und Brüssel kommen ja noch hinzu.
Führt das Heizungsgesetz zu „Enteignung“ und „Wohlstandsvernichtung“?
Mit dem Heizungsgesetz werde „aktuell Wohlstand vernichtet“, sagt deswegen etwa Gitta Connemann (CDU), Chefin der Wirtschafts- und Mittelstandsunion, „weil ungedämmte Häuser mit alten Heizungen nur noch sehr niedrig beliehen werden können“. Das sei ein bitterer Sekundärfaktor des Werteverfalls. Die AfD wirft der Ampel sogar vor, die Bürger zu „enteignen“.
Bauministerin Geywitz wies dies energisch zurück. „Als jemand, der aus dem Osten kommt, weiß ich sehr gut, was es bedeutet, wenn der Staat den Leuten ihren Besitz wegnimmt. Enteignung ist ein sehr hartes Wort. Die AfD gießt hier vorsätzlich Öl ins Feuer“, beklagte die Brandenburgerin. „Auch ohne Gebäudeenergiegesetz würde das Heizen mit Öl und Gas wegen der CO₂-Bepreisung stetig und deutlich teurer, sodass moderne Heizungen eingebaut werden müssten.“
Hinzu komme, dass der Immobilienboom wegen des billigen Geldes auch bei in die Jahre gekommenen Häusern zu Mondpreisen geführt habe. „Der Boom ist vorbei, das ist der Hauptgrund für die sinkenden Preise.“
„Auch ohne Robert Habeck wollen viele Menschen CO₂ einsparen“
Rückendeckung bekam Geywitz vom Verband der Gebäudeenergieberater GIH. „Wer behauptet, das Gebäudeenergiegesetz wäre schuld an Vernichtung von Eigentumswerten, weil der Immobilienpreis gedrückt wird, liegt falsch und vereinfacht seine Argumentation schon sehr“, sagte der GIH-Bundesvorsitzende Stefan Bolln. „Auch ohne Robert Habeck wollen viele Menschen CO₂ einsparen und wohl jeder will die eigenen Heizkosten senken. Auch daran wird es liegen, dass unsanierte Häuser nicht mehr so gefragt sind wie gut gedämmte Immobilien.“
Der Energieberater verwies auch darauf, dass die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für die umfangreiche Sanierung älterer Häuser Kredite für unter 1 Prozent zur Verfügung stelle und zusätzlich Tilgungszuschüsse von bis zu 45 Prozent gewähre. „Schaut man aus Käufersicht mal drauf, dreht sich das Bild da komplett.“