Tipps für den Heizungstausch Erdwärmepumpe: So heizen Sie klimafreundlich und sparsam mit Geothermie

Von Leon Grupe | 02.06.2023, 13:00 Uhr

Unter den Alternativen zu fossilen Heizungen sind Erdwärmepumpen besonders effizient. Sie nutzen Energie aus dem Boden. Wie tief man dafür bohren muss, was die Geräte kosten und worauf Hausbesitzer noch achten sollten. Ein Erdwärmepumpen-Ratgeber.

Ob im Bundestag oder in der Kneipe: Spätestens seit dem Streit über das geplante Heizungsgesetz reden alle über Wärmepumpen. Wenn ab 2024 voraussichtlich keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen, gelten die Geräte als Hauptlösung unter den klimafreundlichen Alternativen. Doch Wärmepumpe ist nicht gleich Wärmepumpe. Hausbesitzer können zwischen unterschiedlichen Systemen wählen.

Einige Anlagen gewinnen Wärme aus der Umgebungsluft, andere aus dem Grundwasser. Und dann gibt es solche, die mit Geothermie arbeiten, sogenannte Erdwärmepumpen. 31.000 Stück wurden davon schon im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft, wie der Branchenverband Wärmepumpen ermittelt hat. Was Sie über diese Geräte wissen müssen.

Erdwärmepumpe: Wie funktioniert das?

Im Prinzip arbeitet eine Erdwärmepumpe wie ein Kühlschrank – nur in umgekehrter Weise. Die Heizung entzieht dem Untergrund Wärme und gibt sie in das Haus ab. In einem geschlossenen Rohrsystem unter der Erdoberfläche zirkuliert eine für die Umwelt unbedenkliche Flüssigkeit. Sie nimmt die Wärme im Boden auf und überträgt diese an eine Wärmepumpe, die die Temperatur dann so anhebt, dass man heizen kann.

Ökonomisch lohnt sich das nur, wenn die Wärmepumpe effizient arbeitet und mit möglichst wenig Strom viel Wärme erzeugt. Hier sind Erdwärmepumpen im Vorteil: Im Vergleich zu Luftwärmepumpen verbrauchen sie 25 Prozent weniger Strom, sagen Experten.

Wärmepumpe: Welche Arten der Erdwärmenutzung gibt es?

Die am weitesten verbreitete Technik sind Sonden-Kunststoffrohre, die per Bohrungen senkrecht in den Boden eingelassen werden (Grafik). Wie tief gebohrt werden muss, hängt von den Untergrundbeschaffenheiten und dem Wärmebedarf des Haushalts ab.

Die maximale Bohrtiefe liegt in der Regel bei 100 Metern, allerdings können auch zwei, drei weniger tiefe Bohrungen ausreichen. Zum Beispiel zwei Sonden mit jeweils 40 Metern Tiefe statt einer 80 Meter langen Sonde. Der Platzbedarf an der Oberfläche ist relativ gering. Und sind die Sonden im Boden verschwunden, fallen sie von außen gar nicht mehr auf.

Eine Alternative zu Bohrungen sind sogenannte Kollektoren. Das System muss man sich wie eine überdimensionale Fußbodenheizung im Garten vorstellen: In einer Tiefe von bis zu eineinhalb Metern werden Kollektoren, die die Erdwärme absorbieren, horizontal verlegt (Grafik). Wichtig: Der Boden über den Rohren darf nicht versiegelt werden, damit er seinen natürlichen Energiespeicher durch Sonneneinstrahlung oder Regenwasser wieder auffüllen kann.

Im Gegensatz zu Sonden ist das Heizen mit Kollektoren allerdings weniger effektiv. Der Grund: Im Winter ist es weiter unten wärmer als in oberen Erdschichten.

Wärmepumpe mit Erdwärme: Ist mein Grundstück geeignet?

Ein entscheidender Faktor ist die Größe des Grundstücks. Gerade Kollektoren nehmen einiges an Fläche in Anspruch. Hier gilt die Faustregel: die zu beheizende Fläche mal zwei. Wer 100 Quadratmeter Fläche beheizen möchte, müsste im Garten bis zu 200 Quadratmeter für die Kollektoren einplanen. Dafür sind Erdwärmekollektoren üblicherweise genehmigungsfrei.

Die Bohrungen für Sonden hingegen müssen von der zuständigen unteren Wasserbehörde erst einmal abgesegnet werden. Soll tiefer als 100 Meter gebohrt werden, brauchen Eigenheimbesitzer ein geologisches Gutachten des Bergamts. Befindet sich das Grundstück etwa in einem Wasserschutzgebiet, sind Bohrungen für Erdwärmesonden allerdings tabu.

Abgesehen davon sollten Verbraucher die Mindestabstände beachten, die sich laut Bundesverband Wärmepumpe bei Einfamilienhäusern etabliert haben. Zwischen zwei Sonden sollte ein Abstand von sechs Metern bestehen; zum nächsten Grundstück wiederum von drei Metern. In der Praxis führt das teils zu bizarren Situationen: Wie der „Spiegel“ kürzlich berichtete, scheiterte in Berlin der Einbau einer Wärmepumpe. Ein Hausbesitzer konnte links und rechts zu den Nachbargrundstücken jeweils nur einen Abstand von 2,99 Meter nachweisen.

Und was kostet eine Erdwärmepumpe?

Auf Leistung, Effizienz und Hersteller kommt es an: In Neubauten müssen Verbraucher mit 10.000 bis 20.000 Euro nur für die Wärmepumpe rechnen. Bei Altbauten kann das aufgrund der Umrüstung des bestehenden Heizsystems schon mal 35.000 Euro kosten.

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Bei Erdwärmepumpen kommen weitere Kosten hinzu. Wer sich für die Installation einer Sonde entscheidet, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Fachleute rechnen mit 90 bis 120 Euro pro Bohrmeter. Die Gebühren für die Bohrgenehmigung und die Entsorgung des Bohrschlamms sind mit eingerechnet.

Nach Branchenangaben fallen für eine Erdwärmepumpe mit Sonde durchschnittlich 32.000 Euro an. Die günstigere Variante sind Flächenkollektoren. Hier liegen die Gesamtkosten bei rund 25.000 Euro.

Doch die Anschaffung einer Wärmepumpe – ganz egal für welches System man sich entscheidet – wird gefördert. Mit bis zu 40 Prozent bezuschusst der Staat die Investitionskosten. Liegen die bei 35.000 Euro, würde der Bund also bis zu 14.000 Euro übernehmen.

Um die Kosten zu drücken, sollten Eigenheimbesitzer allerdings nicht an der Länge der Erdsonden oder der Fläche für die Kollektoren sparen, rät die Verbraucherzentrale Bundesverband. „Denn wenn die Wärmequelle zu klein ist, kühlt das Erdreich immer stärker aus.“ Die Folge: Leistung und Effizienz der Heizung nehmen ab. Das Haus wird also nicht mehr richtig warm. Dafür steigen die Heizkosten.

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