Bahn soll pünktlicher werden Wird das 9-Euro-Ticket verlängert? Das sagt der Verkehrsminister

Von dpa | 22.06.2022, 10:56 Uhr | Update am 22.06.20224 Leserkommentare

Pünktlichkeit, Schienennetz, 9-Euro-Ticket: Verkehrsminister Volker Wissing und Bahn-Chef Richard Lutz haben sich zur Zukunft der Deutschen Bahn geäußert - auch mit kritischen Tönen.

„So wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagte Volker Wissing bei einer Pressekonferenz zur Zukunft der Deutschen Bahn. Das Schienennetz beispielsweise, ergänzte Bahn-Chef Richard Lutz, sei derzeit „für niemanden akzeptabel“. Die Lage ist also ernst. Trotzdem überraschte Wissing die Presse mit seiner Hoffnung auf Verbesserungen, nicht zuletzt bei der Pünktlichkeit:

„Ich erwarte, dass wir in Zukunft wieder die Uhr nach der Bahn stellen können“
Volker Wissing
Verkehrsminister

Er sei zuversichtlich, „dass wir das gemeinsam mit der Branche auch schaffen“, beteuerte der Minister.

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Keine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets

Fahrgäste können nicht mit einer Fortsetzung des 9-Euro-Tickets für Busse und Bahnen über August hinaus rechnen. Diese Maßnahme als Reaktion auf die hohen Energiepreise sei zeitlich befristet im Gesetz angelegt, machte Wissing deutlich. „Dementsprechend gibt es derzeit keine Überlegungen, das zu verlängern.“ Die Ergebnisse des Tickets sollten aber ausgewertet werden, um für vereinbarte Gespräche mit den Ländern wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen - auch zu mehr Anreizen für eine Nahverkehrsnutzung im normalen Tarifsystem.

Mit dem 9-Euro-Ticket ist die Bahn erreicht die Bahn zurzeit neue Kunden:

Kommt das 29-Euro-Ticket?

Die Verbraucherzentralen fordern auch als Entlastung von steigenden Preisen ein Anschluss-Angebot. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Jutta Gurkmann, sagte, ein leicht buchbares Ticket für alle Busse und Bahnen im Nahverkehr sollte für einen monatlichen Preis von 29 Euro, also rund einen Euro pro Tag, angeboten werden. „Das würde in der Preiskrise alle entlasten, insbesondere aber Haushalte mit wenig Geld, und zudem der nötigen Verkehrswende mehr Schub geben.“ Wissing sagte, er habe den Vorschlag zur Kenntnis genommen. Weitere Fragen stellten sich aber erst nach der vorgesehenen Evaluierung. Die 9-Euro-Tickets kosten den Bund dem Minister zufolge etwas mehr als eine Milliarde Euro im Monat.

Das Schienennetz in Deutschland soll angesichts großer Probleme mit Verspätungen und Baustellen mit einer „Generalsanierung“ grundlegend zuverlässiger gemacht werden. „So wie es ist, kann es nicht bleiben“, sagte Wissing. Das Netz sei jahrelang vernachlässigt und an die absolute Grenze gebracht worden - viele Weichen und Stellwerke seien überaltert und stark störanfällig. Mit der bundeseigenen Deutschen Bahn als Netzbetreiberin sollen ab 2024 besonders hoch belastete Korridore modernisiert und Bauarbeiten viel stärker gebündelt werden.

Wie sollen die Baustellen organisiert werden?

Konkret sollen Bauarbeiten so zusammengefasst werden, dass es nicht später auf demselben Abschnitt wieder neue Störungen wegen dann erst anstehender Arbeiten gibt. Zudem sollen Strecken nicht nur eins zu eins repariert, sondern auch für mehr Leistungsfähigkeit ertüchtigt werden. Erreicht werden soll auch, dass Züge an Baustellen kürzer und dadurch mit weniger Störungen auf das Gegengleis ausweichen müssen.

Bahnchef: Schienennetz ist inakzeptabel

Bahnchef Richard Lutz erläuterte, auf 3500 Streckenkilometern liege die Auslastung derzeit schon ohne Baustellen bei 125 Prozent. Bis Ende des Jahrzehnts drohe dieses hochbelastete Netz auf mehr als 9000 Kilometer anzuwachsen. Die aktuelle Qualität des Schienensystems sei für niemanden akzeptabel. Es brauche ein radikales Umsteuern.

Wissing sagte, er wolle die Modernisierung des Netzes zur Chefsache machen. Dafür soll im Ministerium eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die auch als ein Frühwarnsystem über die Umsetzung berichten soll. Der Minister betonte, die notwendigen Mittel für das geplante Vorgehen würden sichergestellt. Nähere Angaben machte er nicht.

4 Kommentare
Rüdiger Berger
Ich habe noch keine von DB Netz gefunden, warum in Deutschland bei Bauarbeiten in vielen Fällen sofort die Gesamtstrecke für einen relativ langen Zeitraum gesperrt werden muss. Dadurch wird ja vielen Pendlern zugemutet, mitunter mehrere Stunden länger unterwegs zu sein und dies, ohne dass auch nur ein einziger Cent erstattet wird. Ich kenne es von früher so, dass immer Abschnitt für Abschnitt san...