Köln Toyotas Luxusmarke Lexus greift auf dem Stromermarkt an. Beim Mutterkonzern erwartet man sich vom Premium-SUV endlich mehr Masse beim Absatz. Die Klasse ist auch im neuen RZ 450e nicht das Problem. Besonders ein neues Feature besticht schon in der Testphase.
Unterm avantgardistisch-eleganten Blech ist der Lexus RZ 450e nahezu identisch mit seinem Plattform-Zwilling Toyota bZ4X. Und da Lexus nicht nur in Japan für Luxus steht, ist naturgemäß die Verarbeitung makellos. Auf 4,81 Meter bringt es der Luxus-Crossover, der von April an in Deutschland ab 68.000 Euro zu haben sein wird.
Drei Dinge fallen in unserem Allrad-Testwagen, der mit einer Systemleistung von 230 kW/313 PS, verteilt auf Front- und Heckmotor (150 kW/204 PS, 80 kW/109 PS) aufwartet, sofort auf. Da ist einmal die unglaubliche Stille. Der Innenraum ist wirklich perfekt isoliert – ein rollender, digitaler Salon, der erhaben durch die fern wirkende Außenwelt gleitet. Zu dieser Abgeschiedenheit trägt auch das gewaltige Glas-Panorama-Dach bei, das auf Knopfdruck durch einen elektronischen Schleier direktes Sonnenlicht aussperrt und gleichzeitig Helligkeit zulässt.
Die wohl revolutionärste Neuerung stand nicht für alle Testwagen zur Verfügung: das sogenannte Yoke-Lenkrad, mit dem der Lexus RZ 450e mittels „Steer by Wire“-Technik gesteuert wird. Lenksäule? Mechanische Verbindung zu den Achsen? Alles Geschichte. Lenkeinschläge werden über Sensoren übertragen, wer hinter dem Volant sitzt, fühlt sich eher wie im Cockpit eines Formel-1-Boliden, denn das „Halblenkrad“ lässt sich gerade einmal 150 Grad von links nach rechts bewegen. Eine Nuance an Bewegung reicht, die Lenkung reagiert unmittelbar.

Das ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, gerade bei Wendemanövern oder engen Kurven reagiert man als Gewohnheitstier zu Beginn überzogen. Doch schnell gewinnt die wesentlich gesteigerte Fahrfreude Überhand. Keine akrobatischen Kreuzgriffe mehr, kein Gekurbel – sondern präzise und unmittelbare Lenkreaktionen. Der „One Motion Grip“ ans Yoke-Steuer sorgt für ein völlig neues Fahrgefühl. So ähnlich muss seinerzeit das Aha-Erlebnis bei Einführung der ersten Servolenkungen gewesen sein …
Doch so toll der Fahreindruck auch war, die selbstkritischen japanischen Ingenieure sind mit der Feinjustierung des neuen Systems noch nicht zufrieden. Deshalb soll es das voraussichtlich 3500 Euro teure Zubehör auch erst 2025 geben. So lange müssen sich Lexus-Freunde noch mit der herkömmlichen Lenkung vertrösten lassen.
Auch wenn das japanische Steuerkomitee nun mal so entschieden hat, fahren lässt sich der RZ 450e auch mit konventionellem Lenker tadellos. Permanent verteilt die Elektronik die Antriebskraft je nach Anforderung auf die vier Räder, sorgt für sportliches Kurvenverhalten auch bei höherem Einfahrtstempo. Bei 160 km/h ist allerdings Schluss mit Highspeed, man ist ja schließlich nicht zum Rasen, sondern zum Flanieren da.

Die 71,4 kWh-Batterie soll den gut zwei Tonnen schweren Wagen (auf 18-Zoll-Rädern) 440 Kilometer weit bringen, bei 20-Zoll-Bereifung 395 Kilometer. So lang waren unsere Teststrecken nicht, als dass wir das hätten verifizieren können. Auch das Versprechen, die Batterie am Schnelllader in 30 Minuten wieder vollzukriegen, ließ sich nicht überprüfen.
Wohl aber das luxuriöse Gefühl, das einen beim Fahren mit dem RZ 450e umgibt. Da ist zum Beispiel der neue „Radiator Heater“, der die Beine ähnlich dezent wärmt wie der legendäre „Schal“ im E-Klasse-Cabrio von Mercedes den Nacken. Natürlich ist der E-Crossover, der vorn mit seinem offensiv-kräftigen Diabolo-Grill sportliche Signale sendet, kein Sportwagen, aber das gediegene Gleiten bei gleichzeitiger Kraftreserve macht den Lexus zum Alltagsluxus – und zu einer Alternative zu so manchem deutschen Fabrikat.