1970 sorgte der erste Range Rover dafür, dass die vorher unvereinbar scheinenden Begriffe „Geländewagen“ und „Komfort“ zusammenfanden. Aus „Komfort“ wurde fortan immer mehr „Luxus“, gleichzeitig wuchsen die Abmessungen des royalen Range Rovers. Seit knapp 20 Jahren wird parallel zum „Range“ die etwas kleinere Variante Range Rover Sport angeboten, die jetzt als D350 mit 350 PS starkem Reihen-Sechszylinderdiesel vorfuhr.
Wobei gleich Beginn zwei eher irrtümlich verwendete Begriffe aufgeklärt werden sollten. „Kleiner“ bedeutet in diesem Fall, dass der Range Rover Sport „nur“ 4,95 Meter in der Länge misst – was zwar zehn Zentimeter weniger sind im Vergleich zum normalen Range Rover, dennoch aber für deutsche Innenstädte und Parkhäuser eine Herausforderung darstellen kann. Und: „Sport“ bezeichnet in diesem Fall lediglich die verkürzte Karosserieform; für wirklich sportliche Herausforderungen ist das gut 2,3 Tonnen schwere Luxus-SUV kaum geeignet.

Auf die Idee käme vermutlich auch niemand, der diesen XXL-Trumm sieht. Auf Diskussionen gesellschaftlicher, soziokultureller oder auch ökologischer Art müssen sich Fahrer eines solchen Modells dagegen vermutlich einstellen – über ein dickes Fall sollte man also verfügen, wenn man sich einen Range Rover Sport zulegt. Der gedankliche Sprung zum Design fällt an dieser Stelle nicht sonderlich schwer, auch wenn die aktuelle, fünfte Generation des Range Rovers (dritte Generation des Sport-Modells) wenig klobig, fast schon zurückhaltend gestaltet wurde. An der roten Ampel wartend blickt man dennoch auf die allermeisten anderen Verkehrsteilnehmer herab. Natürlich ausschließlich aufgrund der eigenen, hohen Sitzposition.
Auch darüber hinaus ist man mit einem RR Sport beinahe abgekoppelt vom restlichen Straßengeschehen. Die rollende Trutzburg schottet seine Passagiere gegen den profanen Straßenlärm bestens ab, dafür sorgen einige spezielle Lautsprecher: Sie können per Gegenschall die meisten Fahr- oder Motorengeräusche ausblenden. Und da die Lautsprecher teils in den Kopfstützen montiert sind, ist die Stille stets ganz nah. Die Ledersessel sind nicht nur bequem und beheizbar, Fahrer und Beifahrer können sich zudem auch von diversen Massageprogrammen entspannen oder kräftigen lassen.
Motor: 3,0-l-Diesel (258 kW/350 PS), max. Drehmoment: 700 Nm, Verbrauch: 8,0 l, CO2: 211 g/km (Werk), 0-100 km/h: 5,9 Sek., Vmax: 234 km/h, 8-Gang-Automatik, Allradantrieb.
Maße: Länge: 4,95 m, Leergewicht: 2360 kg, zul. Gesamtgewicht: 3220 kg, Kofferraumvolumen: max. 1860 l, Anhängelast (gebremst): 3500 kg, Testverbrauch: 8,6 l.
Grundpreis: 122.100 Euro, gefahrene Version: 127.562 Euro. Versicherungstypklassen (KH/TK/VK): 23/29/31.
Der Großteil der Bedienung geht über einen massiven Touchscreen vonstatten, auf Wunsch wird das eigene Smartphone auf den großen Bildschirm gespiegelt – wobei, zugegebenermaßen, das Land-Rover-eigene Design deutlich ansprechender aussieht.
Der 350 PS starke Diesel-Reihensechszylinder wird dank 48-Volt-Technik zum Mildhybridantrieb, was ein gewisses Sparpotenzial darstellen soll. Im Alltag werden allerdings die acht Liter Diesel, die je 100 Prüfstandskilometer durch die Leitungen geflossen sind, nur dann zu erreichen sein, wenn man vor allem mit konstant Tempo 80 über die Landstraße gleitet und ausgesprochen behutsam mit dem Gaspedal umgeht. So schön das sanfte Grollen des Dieselmotors beim Anfahren und Beschleunigen auch für manche Ohren klingen mag, sollte das Bestreben des Fahrers sein, möglichst ohne Durst verursachenden Extraschub über die Straßen zu schweben.

Zu dem distinguierten Auftritt des Range Rover – ob mit oder ohne Zusatz „Sport“ – passt auf jeden Fall auch eine zurückhaltende Fahrweise. Erfreulich: Die Assistenzsysteme halten sich vornehm zurück, piepsen nicht, agieren nicht übergriffig – sie sind einfach nur da und warten auf den Moment, in dem sie gebraucht werden. Ansonsten sind sie nicht zu sehen und zu hören.
Theoretisch könnte übrigens natürlich auch dieses Modell in unwirtlichen Gegenden kraxeln und kreuchen – angesichts des vornehmen Anzugs und vor allen Dingen angesichts des Preisschilds haben wir davon allerdings Abstand genommen: Mindestens 122100 Euro kostet der D350 in der Ausstattung „Autobiography“; die Ausstattung ist dann freilich schon so umfangreich, dass die Aufpreisliste bereits zum Großteil abgearbeitet ist.