Windschnittig, große Reichweite - und günstiger als die Konkurrenz Der Hyundai Ioniq 6: Ein Elektroauto der besonderen Art

Von Jürgen Muhl | 25.03.2023, 05:50 Uhr

Es dauert länger, bis bei kritischen Betrachtern von E-Autos ein Lächeln zu sehen ist: Bis Fahrfreude aufkommt und sich der ängstliche Blick auf den Füllstand der Batterie in Luft auflöst. 

Die Rede ist nicht von einem BMW- oder Mercedes-Modell, auch nicht von einem Tesla. Was hier überzeugt, ist ein Koreaner. Der soeben neu präsentierte Hyundai Ioniq 6 hat das Zeug, zu einem Bestseller auf dem Markt der elektronischen automobilen Gesellschaft zu avancieren. Er bringt alles mit, was es derzeit bei E-Autos zu bieten gibt. Vor allem bei der Reichweite wird in den Prospekten nicht gelogen: Der Ioniq 6 schafft bei disziplinierter Fahrweise an die 600 Kilometer. Das ist eine ganze Menge. Verbunden ist dies mit sehr viel Fahrspaß. Und – schön anzusehen ist das sportlich ambitionierte Import-Auto auch noch. Es kommt viel Gutes zusammen bei diesem Hyundai.

Die Linienführung der 4,86 Meter langen Limousine hat beim Design Ansätze vom Porsche Panamera, sie weckt Neugierde. Ein Coupé der besonderen Art. Einsteigen, Armaturen und Sitze auf Funktionalität überprüfen. Alles top. Die gute Aerodynamik trägt zum effizienten elektrischen Fahren bei. Der Ioniq 6 gleitet dahin, der Gegenwind hat kaum Chancen zum Angriff. In der Modellreihe werden zwei Batteriegrößen mit 53 und 77,4 kWh angeboten, wir sind mit der stärkeren Version unterwegs und kommen dadurch auf eine Reichweite von 580 Kilometern. Wobei auch bergige Straßen zu bewältigen sind und auf Autobahnen gern mal, allerdings in kurzen Abständen, Tempo 150 anvisiert wird.

Drei Motor-Varianten sind zu haben: 111 und 168 kW mit Hinterradantrieb, das Spitzenmodell mit 239 kW verfügt zusätzlich über eine E-Maschine an der Vorderachse. Hiermit geht es in 5,1 Sekunden auf Tempo 100, beim Modell mit Heckantrieb und kleinerer Batterie vergehen auch nur 8,8 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 185 km/h, dies trifft auf beide Fahrzeuge zu. Das Gewicht von zwei Tonnen fordert irgendwie doch seinen Tribut.

Alle Modelle können angesichts der 800-Volt-Technik sehr schnell Gleichstrom laden. In nur fünf Minuten sind die Zellen für rund 100 Kilometer über eine Schnellladesäule aufgefüllt. An der häuslichen Wallbox mit maximal 11 kW vergehen allerdings sieben Stunden.

Hyundais Ingenieure haben bei einer ganzen Reihe von Details tief in die Kiste gegriffen. Auf Wunsch verschafft eine Kamera von draußen den Blick nach hinten, übertragen wird dies auf einen Rückspiegel im Innern des Fahrzeuges. Ein wenig Spielerei. Gegen Aufpreis muss nicht mehr selbst gelenkt oder gebremst werden. Dann bleibt der Ioniq 6 in der Spur, hält das jeweils angemessene Tempo, bewahrt Abstand und warnt vor Sekundenschlaf. Auch diese Herausforderung haben die Koreaner glänzend gelöst.

Auch preislich mischt Hyundai den E-Markt auf. Das Basismodell mit kleiner Batterie und einer durchaus guten Ausstattung ist ab 43.900 Euro zu haben. Für 168 kW werden 54.000 Euro verlangt und für die große Version mit 239 kW inklusive Allradantrieb sind gut 61.000 Euro aufzubringen. Wer sich diesen Luxus gönnt, ist außergewöhnlich gut bedient. Es gibt europäische Anbieter, die im Vergleich der Leistungsdaten dafür eine sechsstellige Summe aufrufen. Der E-Automarkt gerät in Bewegung.