Auch in Zeiten anhaltender Inflation gibt es noch erschwingliche Autos. Dacia ist die Rettung, wenn übliche Neuwagenpreise Schnappatmung auslösen. Die rumänische Marke unterm Renault-Dach hat als Billig-Hersteller Furore gemacht, wobei „billig“ nicht als abwertend zu verstehen ist. Vielmehr schafft es Dacia, mit einem einzigartigen Geschäftsmodell ein sehr attraktives Preisleistungsverhältnis zu bieten. Das jüngste Beispiel ist der Dacia Jogger Hybrid 140.
Ob das 4,55 lange Familienauto mit fünf oder sieben Sitzen ein Kombi, Van oder SUV ist, liegt im Auge des Betrachters. Crossover bezeichnet den Jogger wohl am besten. Billig wirkt er nicht, sondern modern und kernig.
Die Preise für den 2022 eingeführten Jogger beginnen bei 16800 Euro. Nach dem Benziner und der Autogas-Variante kommt nun das erste Hybrid-Modell überhaupt von Dacia. Dafür werden mindestens 23800 Euro fällig – für Dacia schon ein stattlicher Preis, der aber weit unter den Kursen liegt, die Mitbewerber für vergleichbar elektrifizierte Modelle aufrufen. Der Jogger Hybrid kombiniert einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner, der zusammen mit zwei Elektromotoren 141 PS Systemleistung bereitstellt.

Wir waren im Großraum Lissabon auf Autobahnen und Landstraßen sowie in Ortschaften und in leicht bergigem Terrain auf Testfahrt. Am Ende zeigte der Bordcomputer 4,9 Liter Verbrauch an und traf damit fast genau den vom Hersteller genannten WLTP-Wert (4,8 Liter). Auch weniger sollte auf flachen Landstraßen mühelos möglich sein – nicht schlecht für ein geräumiges Familienauto mit 607 bis 1819 Liter Stauraum.
Das mit einem Automatikgetriebe gekoppelte Hybridsystem ermöglicht Ein-Pedal-Fahren, wobei das Lupfen des Gasfußes für Verzögerung sorgt. Das entlastet die Bremse und rekuperiert noch mehr Energie. Automatisch wechselt der Antrieb häufig zwischen Verbrenner und reinem E-Antrieb. Das geschieht meist unbemerkt, nur an manchen Steigungen oder wenn sehr flotte Beschleunigung abgerufen wird, macht der Vierzylinder mit angestrengtem Knurren auf sich aufmerksam. Über viele Kilometer fährt der Hybrd ausschließlich stromgetrieben, was den Benzindurst zähmt.
Das Hybridsystem entstammt dem Renaultregal. Das ist ein Grund dafür, dass Dacia so günstige Autos bauen kann, aber nicht der einzige. Geschäumte Oberflächen und exklusive Materialien wie in Premium-Automobilen finden sich nicht im Jogger, stattdessen Hartplastik, das aber optisch ansprechend gestaltet und sauber verarbeitet ist. Das Cockpit ist klar strukturiert und es gibt sogar ein digitales 7-Zoll-Tachodisplay und umfassende Vernetzung.

Vorn sitzt man ordentlich, nur fehlt etwas Seitenhalt. In Reihe zwei fragt man sich, wo die Zentimeter geblieben sind, die 2,90 Meter Radstand der Kniefreiheit eigentlich gönnen müssten. Man könnte auch über die fehlende letzte Präzision beim Fahrverhalten nörgeln, über eine Lenkung etwa mit zu wenig Feedback.
Aber sitzen wir hier in einem dreimal so teuren Audi? Eben. Der Dacia Jogger ist kein Sportler (0 bis 100 km/h in 9,8 Sekunden, Spitze 167 km/h) und muss es auch nicht sein. Er tut, was er soll und das solide, recht komfortabel und sicher dank der wichtigsten Aussistenten.
Die Kundschaft bekommt einen fairen Deal. Bei Dacia gibt es nur Fixpreise und keine Rabatte. Das ist für Leute, die keine Lust oder kein Talent zum Feilschen haben, sogar ein Vorteil.