Zeitfaktor wichtig Neue Studie: Zu viel Internet macht Jugendliche einsam

Von Waltraud Messmann | 03.03.2015, 13:12 Uhr

Jugendliche, die mehr als sechs Stunden täglich online sind, fällt es schwerer, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Klinik für Psychosomatische Medizin der Universitätsmedizin Mainz.Eine wichtige Rolle spiele dabei aber die Dauer der Nutzung

Egal ob über Mobiltelefon oder Computer, intensiver Konsum von Onlinespielen und -sexangeboten, beeinflusse die Bindungsfähigkeit junger Menschen in einer Weise, dass es ihnen schwerer falle, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen, heißt es in einer Pressemitteilung. Im Rahmen der Studie hatte ein Forscherteam um Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin in Mainz, 2400 Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren in Rheinland-Pfalz befragt.

Eines der zentralen Ergebnisse lautet: „Jugendliche, die häufig Angebote von Onlinespielen und –Sexportalen nutzen, haben eine schlechtere Bindung zu ihren Freunden. Das heißt, sie kommunizieren weniger, vertrauen ihren Freunden nicht so sehr und fühlen sich von anderen stärker entfremdet. All diese Faktoren begünstigen letztlich die soziale Ausgrenzung“, so Beutel. Digitale soziale Netzwerke seien hingegen förderlich für die Beziehung und Bindung zu Gleichaltrigen. Allerdings könnten sie zu einem suchtartigen Gebrauch führen, welcher wiederum die Bindung zu Gleichaltrigen negativ beeinflusst.

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Nach den Ergebnissen der Studie nutzen 3,4 Prozent der befragten Jugendlichen das Internet suchtartig. Das bedeutet: Sie sind mehr als sechs Stunden täglich online, haben keine Kontrolle mehr über Onlinezeiten, geben ihre Interessen auf und erleiden schädliche persönliche, familiäre oder schulische Konsequenzen aufgrund der vielen Zeit vor dem Computer oder am Handy. 13,8 Prozent zeigten zwar keinen suchtartigen, aber dennoch einen exzessiven und „ausufernden“ Gebrauch, teilten die Macher der Studie mit. .Mädchen und Jungen seien davon gleichermaßen betroffen.

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Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass Jungen und Mädchen das Internet unterschiedlich nutzen. Demnach setzen Mädchen das Internet häufiger für den sozialen Austausch, zur Recherche und zum Online-Shopping ein. Jungen verbringen mehr Zeit mit Onlinespielen.

Professor Beutel, der in seiner Klinik in der Ambulanz für Spielsucht auch betroffene Jugendliche und Eltern behandelt, stellt zudem fest: „Sozial unsichere oder gehemmte Jugendliche wenden sich eher Online-Aktivitäten zu, die weniger Kontakt und Austausch erfordern.“ Seine Empfehlung lautet deswegen: „Eltern und Lehrern haben die Aufgabe, Jugendliche sowohl in der Entwicklung ihrer Mediennutzung zu begleiten als auch ihren sozialen Umgang zu beachten.“

Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Frage , ob echte Beziehungen zwischen sozialen Netzwerken wie Facebook und Onlinespielen wie World of Warcraft verloren gehen, obwohl der Aufbau von Freundschaften zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben des Jugendalters gehört. Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden Experten auf einer Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, die am 26. März in Berlin stattfindet, vorstellen.

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