"Voll verkaufsfähig" Nach "ungenügend"-Urteil bei Öko-Test: So reagiert Apollinaris

Von Christopher Chirvi | 27.06.2019, 19:43 Uhr

Öko-Test hat 53 natürliche Mineralwasser untersucht, nur die Hälfte davon wird als empfehlenswert eingestuft. Ausgerechnet Apollinaris, die selbsternannte "Queen of Tablewaters", fällt im Test durch. In dem Wasser von Coca-Cola stecke zu viel Arsen und noch mehr gesundheitsschädliches Bor. Jetzt reagiert das Unternehmen auf den Test.

Viel giftiges Bor und zu viel krebserregendes Arsen: Ausgerechnet die selbsternannte "Queen of Tablewaters" fällt mit "ungenügend" durch: Das Verbraucher­magazin Öko-Test hat 53 Mineralwasser untersucht – und Apollinaris belegt dabei den letzten Platz.

Im Produkt des Coca-Cola-Konzerns stecke im Vergleich zu anderen Mineralwässern "sehr viel giftiges Bor und aus unserer Sicht zu viel krebserregendes Arsen", heißt es im Testbericht. Diese Menge sei ansonsten in nur zwei weiteren aller getesteten Sorten nachgewiesen worden. "Mit dem Gesamturteil 'ungenügend' können wir es daher nicht empfehlen."

Apollinaris-Konzern: "Subjektive Kriterien"

Jetzt reagiert Coca-Cola Deutschland auf das Urteil. "Die Kriterien, die die Öko-Test für seine Bewertung zugrunde legt, sind subjektiv", schreibt das Unternehmen. "Unsere Getränke sind qualitativ und geschmacklich hochwertig. Sie entsprechen allen gesetzlichen Vorgaben und sind voll verkaufsfähig. Wir testen regelmäßig unsere Wässer auf die Einhaltung der Vorgaben der Mineral- und Tafelwasserverordnung."

Unter anderem wird kritisiert, dass Öko-Test bei Bor 1 Milligramm pro Liter als Basis setzte, während bei Mineralwasser ein Grenzwert von etwa 5,5 Milligram Bor pro Liter gelte. Da im Apollinaris 1,4 Milligramm Bor festgestellt wurden, führte das im Test zu einer Abwertung.

Auch Öko-Test schreibt, dass es keinen gesetzlichen Bor-Grenzwert für Mineralwasser gibt – Apollinaris Classic jedoch mehr des giftigen Halbmetalls enthalte, als für Trinkwasser erlaubt ist. Bundesbehörden würden ebenfalls empfehlen, dass Mineralwasser nicht mehr Bor enthalten sollte, als für Trinkwasser erlaubt ist, schreibt das Verbrauchermagazin: In Tierstudien habe es entwicklungs- und fortpflanzungsschädliche Wirkung gezeigt.

Arsen gilt als krebserregend

Ebenso kritisiert Öko-Test zu hohe Mengen Arsen, die im Test ebenfalls im Apollinaris Classic sowie im Nürburg Quelle Classic nachgewiesen worden seien. "Diese sind zwar in Trink- und Mineralwasser gesetzlich noch erlaubt. Allerdings gilt Arsen als krebserregend", heißt es.

Auch das hält Coca-Cola für übertrieben. "Arsen ist ein Halbmetall und kommt in der Erdkruste vor. Das Arsen kann in Spuren durch Wasser aus dem Gestein gelöst werden und so in Trink- bzw. Mineralwasser gelangen. Auch über Lebensmittel nehmen wir täglich Arsen in unterschiedlichen Mengen auf", schreibt der Getränkekonzern und betont, dass Geflügel und Fleisch bis zu 0,44 Milligramm Arsen pro Kilogramm enthalten könnten.

"Zu viel Arsen ist nicht gut. Deshalb gibt es Grenzwerte", heißt es in der Stellungnahme. Diese seien laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung mit einem großen Sicherheitsabstand definiert und so berechnet, dass ein lebenslanger, täglicher Verzehr völlig unbedenklich sei. "In Deutschland gelten für Trinkwasser und für Mineralwasser der gleiche Wert: 0,01 Milligramm pro Liter. Der in Apollinaris Classic ermittelte Wert liegt bei 0,009 Milligramm. Öko-Test erläutert nicht, warum dieses Testergebnis zu einer Abwertung führt", so Coca-Cola.

Arsen, Bor, Uran und Pestizide

Zwar gibt die deutsche Mineral- und Tafelwasserverordnung vor, dass die Produkte aus "vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen" stammen und danach kaum aufbereitet worden sind. Allerdings können die Wässer im Boden neben Mineralien auch giftige Substanzen aufnehmen – unter anderem eben Arsen, Uran und Bor. Außerdem können sie durch Pestizide verunreinigt werden, die auf Äckern versickern.

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Insgesamt bekommt dementsprechend nur die Hälfte der getesteten Wässer das Prädikat empfehlenswert.

Mit "sehr gut" benotet wurden:

  • Adelholzener Classic
  • Bad Brückenauer Spritzig
  • Bad Liebenwerda
    Spritzig
  • Berg Quelle Classic
  • Christinen Spritzig,
    Bio
  • Elisabethen Quelle Spritzig, Bio
  • Ensinger Sport
    Classic
  • Extaler Mineralquelle Classic
  • Forstetal 600
    Calciumquelle Fizzy
  • Gerolsteiner
    Sprudel
  • Nassauer Land
    Classic
  • Original Selters Classic
  • Residenz Quelle Spritzig
  • Rheinfels Quelle Klassik
  • Rhön Sprudel Original
  • Rosbacher Klassisch
  • Schwarzwald
    Sprudel Classic
  • Sinalco Aquintéll Classic
  • Spreequell Classic
  • Steinsieker
    Classic
  • Vilsa Brunnen
    Classic
  • Viva Con Agua Laut

In elf der getesteten Mineralwässer seien Pestizidmetaboliten, also Abbauprodukte von Spritzgiften, nachgewiesen worden, in vier Wässern Süßstoffe. Diese seien ein Hinweis dafür, dass Haushaltsabwässer das Mineralwasser verunreinigten.

Ein "ausreichend" gab es für:

  • Alasia Spritzig
  • Förstina Sprudel
    Premium Spritzig
  • Hella Classic
  • Hochwald Sprudel
  • Justus Brunnen Spritzig
  • Odenwald Quelle Classic
  • Rhenser Classic
  • Salvus Classic
  • Schwollener Classic

Mit "ungenügend" benotet wurde:

  • Apollinaris Classic

Neben den häufig festgestellten Verunreinigungen kritisieren die Tester auch den Einweg-Müll der Discounter und weiterer Anbieter.

Punktabzug für Einwegflaschen

Bei der Verpackung gebe es zwar einen Fortschritt zu mehr Glas, dennoch würden noch immer viele Mineralwässer in Plastik-Einwegflaschen verkauft werden – im Test war das bei 13 Produkten der Fall, die vor allem bei Discountern erhältlich sind. 31 Mehrwegflaschen im Test waren aus Glas, neun aus PET-Kunststoff. "Glas-Mehrweg wird bis zu 50-mal wiederbefüllt, Plastik-Mehrweg bis zu 25-mal. Das spart große Mengen an Material und Energie. Zudem bestehen weiße Glasflaschen heute etwa zu rund 60 Prozent aus Altglas, grüne aus bis zu 80 Prozent", so die Tester.

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