Mittel zur Rauchentwöhnung Vitastik: Eine „gesunde Alternative“ zur Zigarette?

Von Eva Voß | 19.03.2016, 09:00 Uhr

Rauchen ist krebserregend, lässt die Haut schneller altern und kostet viel Geld – das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Eine „gesunde Alternative“ für Raucher soll laut Hersteller nun der Vitastik sein. Doch was steckt dahinter?

Beim Vitastik handelt es sich um eine Art E-Zigarette. Allerdings kommt das Produkt laut Hersteller ohne Nikotin aus. Darüber hinaus sieht der Vitastik stylish aus, dem Dampf sind Vitamine zugesetzt, der Vitastik kommt in vielen verschiedenen Farben daher, ist in fünf Geschmacksvarianten erhältlich und aufgrund der Inhaltsstoffe die „gesündeste Art zu rauchen“. So steht es jedenfalls auf der Produkthomepage . Wir haben bei Vitastik nachgefragt, was das genau bedeutet: „Vitastik ist eine gesündere Alternative zum Rauchen, da im Vergleich zu einer normalen Zigarette keine Suchtstoffe wie Nikotin und keine anderen Giftstoffe enthalten sind. Um mit dem Rauchen aufhören zu können, suchen immer mehr Menschen nach Alternativen – und diese möchten wir bieten“, sagt Unternehmenssprecherin Monika Wimmer. Das hört sich zunächst gut an, doch es gibt auch Kritikpunkte. (Weiterlesen: Krebshilfe: E-Zigaretten sind Chemie für die Lunge)

Vitaminzusatz im Liquid

Das Produkt wird unter anderem damit beworben, dass über den Dampf statt schädlichem Nikotin Vitamine aufgenommen werden. Aber gehen nicht viele Vitamine durch Hitze, etwa beim Kochen oder Verdampfen, verloren? „Das Liquid wird auf nur etwa 50 Grad erhitzt, wodurch die Vitamine nicht zerstört werden“, sagt Sprecherin Monika Wimmer. Sie räumt aber ein, dass nur geringe Mengen Vitamine im Vitastik enthalten seien und der Konsum keine gesunde Ernährung ersetzen könne.

Jugendliche zum Konsum verführt?

Kritiker werfen dem Unternehmen zudem vor, durch Geschmacksrichtungen wie Kirsche und Grapefruit oder aber durch Werbeträger wie den Schauspieler Jimi Blue Ochsenknecht, der vor allem bei Jugendlichen beliebt ist, besonders junge Menschen zum Konsum zu verführen. Sprecherin Monika Wimmer distanziert sich von diesen Vorwürfen: „Zum Konsum möchten wir Jugendliche natürlich nicht verführen. Jimi Blue Ochsenknecht war für uns eine große Hilfe, um etwas Bekanntheit zu schaffen.“ Der Vitastik sei zudem erst ab 18 Jahren erhältlich und ihre Zielgruppe seien Menschen ab Anfang 20, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das durchschnittliche Alter ihrer Kunden betrage 23 Jahre. (Weiterlesen: Endlich rauchfrei – So gelingt der Rauchstopp)

Einstieg in die Nikotinsucht?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht sehr wohl eine Gefahr für Jugendliche. Sie gehen davon aus, dass E-Zigaretten bei Jugendlichen und Nichtrauchern die Hemmschwelle senken und so ein Einstiegsprodukt in eine echte Nikotinsucht sein könnten. Das BfR kritisiert zudem einen weiteren Punkt: „Ob E-Zigaretten zur Rauchentwöhnung geeignet sind, ist unbekannt. Es fehlen klinische Studien, die das belegen.“ Das BfR schließt aber nicht aus, dass tabakabhängige Raucher in bestimmten Fällen von E-Zigaretten profitieren könnten. (Weiterlesen: Krebsexperten warnen vor Gefahren von E-Zigaretten)

Inhaltsstoffe in der Kritik

Auch die Inhaltsstoffe sieht das BfR kritisch. Im Gegensatz zu vielen anderen E-Zigaretten enthalten die Liquids im Vitastik zwar kein Nikotin, aber genau wie in herkömmlichen Produkten, befindet sich auch in den Liquids des Vitastik Propylenglykol und Glycerin, die als Vernebelungsmittel dienen. „Im Gegensatz zu E-Zigaretten kann bei uns jedoch nicht die Voltzahl der Erhitzung und somit der Verdampfungsprozess verändert werden“, so Monika Wimmer. Ihrer Ansicht nach gebe es nur wenige Studien, die diese Stoffe „bei unwahrscheinlich hoher Inhalation als atemwegsreizend ausweisen“. Das BfR kommt auch hier zu einer anderen Einschätzung: „Die Inhalation der vernebelten Liquids kann die Gesundheit der Verbraucher durch die Vernebelungsmittel Propylenglykol und Glycerin sowie durch Zusatzstoffe und Verunreinigungen schädigen. Daher sind gesundheitliche Bedenken nicht nur auf nikotinhaltige E-Zigaretten beschränkt.“ Möglicherweise entstehen nach Angaben des BfR beim Verdampfen zudem krebserregende Stoffe: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch das Erhitzen von Vernebelungsmitteln (Propylenglykol und Glycerin) krebserregende Aldehyde entstehen.“ Zur Klärung dieser Frage seien weitere Untersuchungen dringend erforderlich. Das BfR stellt allerdings auch klar, dass der wichtigste Risikofaktor bei E-Zigaretten das Nikotin ist, das wiederum im Vitastik nicht enthalten ist.

Ist der Vitastik nun schädlich?

Weil die Risiken nicht ganz klar sind und noch weitere Untersuchungen notwendig sind, gibt es zurzeit keine Möglichkeit, auf gesunde Art zu rauchen. Ob der Konsum des Vitastiks nun vollständig abzulehnen ist, hängt von der Betrachtungsweise ab. Wenn jemand starker Raucher ist und von nun an statt zu Zigaretten zum Vitastik greift, ist das aus gesundheitlicher Sicht wahrscheinlich ein Fortschritt. Wenn sich dieser Raucher aber nach einiger Zeit entscheidet, gar nicht mehr zu rauchen, ist das aber noch besser. Denn auch der Vitastik enthält Stoffe, die möglicherweise gesundheitsschädlich sein könnten. Diese Ansicht teilt auch Vitastik-Sprecherin Monika Wimmer: „Gar nicht zu Rauchen ist und bleibt das Beste.“

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