Wachsender Einfluss In welche deutschen Unternehmen investieren die Golfstaaten – und warum?

Von Jule Pinno | 16.08.2023, 17:34 Uhr

Der Einfluss der Golfstaaten in Deutschland wächst. Alleine 2022 flossen ungefähr 4,4 Milliarden Dollar in die Bundesrepublik. Geplant sind weitere Investitionen. In diese Unternehmen haben Saudi-Arabien, Katar und die Emirate bereits investiert.

Die Präsenz der Golfstaaten in Deutschland hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Grund für die Investition ist die Suche nach Alternativen zum Ölgeschäft. Dabei geht es auch darum, den Einfluss sowie den Reichtum der Länder dauerhaft zu sichern.

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, investierten Länder wie Saudi-Arabien, Katar und die Emirate 2022 rund 53 Milliarden Dollar in Übernahmen und Investitionen in Europa und den USA. Nach Deutschland flossen ungefähr 4,4 Milliarden Dollar. Die nächste Investition soll bereits für ein Unternehmen in Leverkusen geplant sein.

Deutsche Unternehmen mit Anteilen von Golfstaaten

Das wohl bekannteste deutsche Unternehmen, welches auf der Anteilsliste von Katar steht, ist der Automobilhersteller Volkswagen. Mit einem Dealvolumen von 7,14 Milliarden US-Dollar sicherte sich das Land 2009 12,5 Prozent der Anteile. Volkswagen gab 2022 an, dass Qatar Holding LLC noch über 10,5 Prozent verfüge. Demnach stehen dem Emirat 17 Prozent der Stimmrechte zu. Die Qatar Holding LLC ist die Investment-Sparte des Staatsfonds Qatar Investment Authority des Emirates Katar und zuständig für die strategischen und direkten Investitionen.

Im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzen insgesamt drei Katarer, unter anderem der Chef der Qatar Investment Authority (QIA), Mansoor Bin Ebrahim Al-Mahmoud.

Katar investierte ebenfalls in das Transport- und Logistikunternehmen Hapag-Lloyd. Mit 12,3 Prozent ist Qatar Investment Authority der viertgrößte Investor des in Hamburg ansässigen Unternehmens. Dicht hinter Katar folgt sein Nachbarland Saudi-Arabien mit Anteilen in Höhe von 10,2 Prozent.

Sehen Sie in der Statista-Grafik, in welchen großen deutschen Unternehmen Katar Aktienanteile hat.

Die Investoren aus dem Mittleren Osten stehen zudem auch auf der Aktionärsliste des Energieversorgungskonzerns RWE. Wie im Oktober 2022 bekannt gegeben wurde, investierte Katar 2,43 Milliarden Euro in die RWE AG (RWE), um die beschleunigte Growing-Green-Strategie von RWE zu unterstützen. Somit sicherten sie sich Firmenanteile in Höhe von neun Prozent.

Weitere große Anteile hat die katarische Herrscherfamilie bei der Deutschen Bank mit sechs Prozent und bei Siemens mit rund drei Prozent, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) im November berichtete.

Katar möchte sich politischen Einfluss sichern

Die Qatar Investment Authority (QIA) selbst gab nach Bekanntgabe des RWE-Investments an, dass der Kauf von strategischem Interesse ist. „Wir sind stolz darauf, die Vision von RWE zu unterstützen, ein führendes Unternehmen auf dem globalen Markt für erneuerbare Energien zu werden“, heißt es in einer Mitteilung des Fonds.

Aktionärsschützer hingegen sehen die vielen Investitionen in Deutschland kritisch. Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, warnt davor, dass man im Hinterkopf behalten müsse, dass das Land als Anteilseigner auch Einfluss nehmen werde, um die persönlichen Interessen durchzusetzen. Außerdem dürfe Deutschland die hiesigen Werte und Normen nicht hinten anstellen, berichtet die „Augsburger Allgemeine“.

Weitere Übernahme von Unternehmen in Deutschland geplant

Auch der Chemiekonzern Covestro ist in das Visier der Investoren geraten. Der von den Vereinigten Arabischen Emiraten staatseigene Ölkonzern Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) möchte das in Deutschland ansässige Unternehmen übernehmen.

Laut Berichten des „Handelsblatt“, bot ADNOC zu Beginn der Verhandlungen 55 Euro pro Aktie, was insgesamt elf Milliarden Euro entspricht. Dieses Angebot habe das Unternehmen aber abgelehnt, da Covestro als börsennotiertes Unternehmen lieber eigenständig bestehen wolle. In Finanzkreisen heißt es, dass das Unternehmen inzwischen bereit sei, 60 Euro pro Aktie zu bieten, berichtet das „Handelsblatt“ weiter. Dies werde zur Zeit von Beratern beider Seiten geprüft.

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