Noch lange nach Bekanntwerden der Abgasaffäre hat Audi Dieselfahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten verkauft – und der ehemalige Vorstandschef Rupert Stadler soll davon gewusst haben. Wegen Betrugs muss er sich deshalb nun vor Gericht verantworten, ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe. Die vermeintliche Unantastbarkeit des millionenschweren Top-Managers ist damit Geschichte. Ein Kommentar.
Wer hätte gedacht, dass der Spruch „Geld verdirbt den Charakter“ wissenschaftlich bewiesen ist? Psychologen aus den USA haben nachgewiesen, dass Menschen mit sehr viel Geld deutlich eher dazu neigen, beim Spielen um Geld zu betrügen, bei Bewerbungsgesprächen zu lügen oder mit ihren teuren Autos rücksichtsloser zu fahren als ärmere Menschen. Und warum? Weil die Gier nach immer mehr in reichen Kreisen nicht als unanständig, sondern als „positiv und förderlich“ gesehen werde, so die Psychologen.
Das mag erklären, warum sich Investmentbanker, Sport- und Showstars, der milliardenschwere US-Präsident oder auch Top-Manager wie eben Ex-Audi-Chef Stadler oder Ex-VW-Chef Winterkorn mit ihren Millioneneinkünften für unangreifbar halten. Da wird gelogen, betrogen, getrickst, getäuscht und beharrlich geleugnet, auch wenn das Fehlverhalten doch längst offensichtlich ist.
Und weil sich diese charakterlich miesen Millionäre die besten Anwälte leisten können, machen sie Staatsanwälten und Richtern das Leben so schwer, wie es nur geht. Das ist ihr gutes Recht in einem Rechtsstaat, keine Frage. Aber genau deshalb sind Anklagen wie jetzt gegen Stadler und Winterkorn und bei nachgewiesener Schuld dann auch für diese Herren spürbare Strafen so wichtig für das Rechtsempfinden der rechtschaffenen Mehrheit im Lande.